Ab jetzt kostet der Standardbrief 60 Cent
2014 wird das Porto wieder teurer - das Ende der 58-Cent-Briefmarke
Vor einem Jahr schrieb ich einen Beitrag darüber, dass die 55-Cent-Briefmarke zu den Produkten von früher gehörte. Heute ist auch die damals eingeführte 58-Cent-Briefmarke veraltet, denn das Porto steigt auf 60 Cent. Verglichen mit den Preisen von vor fünfzig Jahren, hat sich das Briefporto damit von 30 Pfennig auf (grob) umgerechnet 1,20 Euro vervierfacht. Das ist deutlich mehr als die Gesamt-Inflationsrate, lässt sich aber durch die Notwendigkeit der persönlichen Zustellung der Post und somit durch den Energieaufwand und die hohen Personalkosten teilweise erklären. Immerhin haben sich die Leistungen innerhalb der letzten fünfzig Jahre teilweise verbessert, zumindest sind bürokratische Unsinnigkeiten abgeschafft worden. So gilt jetzt der Partner auch bei nichtehelichen Lebensgemeinschaften oder ein Haushüter während des Urlaubs des Wohnungsinhabers als empfangsberechtigt, wenn er sich in der Wohnung aufhält und einen Briefkastenschlüssen vorweisen kann. Ebenso bedeutet die Übergabe eines Postfachschlüssels an den für die Leerung des Postfaches zuständigen Mitarbeiters automatisch, dass dieser auch Einschreiben quittieren darf. Beide Regelungen sorgen dafür, dass die bürokratische Erteilung von Postvollmachten nur noch in Ausnahmefällen nötig ist; falls ausdrücklich gewünscht, können Empfänger und Unternehmen der Empfangsberechtigung durch den Augenschein natürlich widersprechen – wovon kaum jemand Gebrauch macht.
Der Service bei ungenauen Anschriften hat sich verschlechtert
Dass Nachsendeaufträge bezahlt werden müssen, zeigt schon, wie wenig der Post an der tatsächlichen Zustellung ihrer Sendungen gelegen ist. Die Ausrede, dass die EU sie zur Entgelterhebung für diese Dienstleistung gezwungen habe, zieht nicht. Die Wettbewerbshüter haben lediglich der Finanzierung der Nachsendung aus dem Portoaufkommen widersprochen, eine kostenlose Postnachsendung wäre möglich geblieben, wenn die Kosten durch die Werbeeinnahmen der Homepage oder der Postfahrzeuge bestritten worden wären. Noch stärker fällt das Desinteresse an der Postzustellung auf, wenn die genaue Anschrift nicht bekannt ist. Der Empfänger weiß die Straße, aber nicht die Postleitzahl (Postleidzahl wäre passender)? Pech, wenn es in dem entsprechenden Ort denselben Straßennamen mehrfach gibt (das war früher auch mal strikt verboten, so dass Städte nach Eingemeindungen Umbenennungen durchführen mussten). Dann versucht der Briefträger nicht etwa die Zustellung an beiden möglichen Varianten, sondern der Absender erhält den Brief mit dem Hinweis zurück, dass eine Zustellung nicht möglich wäre, weil die Adresse nicht eindeutig sei. Bei nicht eindeutig lesbaren Hausnummern wird eine Möglichkeit codiert; falls sie nicht zutrifft, geht der Brief zurück – einen weiteren Versuch an der zweiten möglichen Variante gibt es nicht. Wobei EmpfängerInnen vieler Sendungen doch der Post sogar bekannt sein müssten, so dass sich selbst falsche Angaben korrigieren lassen. In einer Ferienwohnung Post zu empfangen ist auch erschwert. Entweder muss der Absender ausdrücklich "zur Zeit in Ferienwohnung" draufschreiben oder – was kaum jemand macht – der Empfänger auf dem Briefkasten der Ferienwohnung seinen Namen angeben. Bis vor einigen Jahren wussten PostbotInnen noch, welche Anlagen Ferienwohnungen beherbergten und dass dort ständig wechselnde Feriengäste wohnen, so dass sie die Post zugestellt hatten. Die Möglichkeit, fehlerhafte Adressen zu korrigieren, ist übrigens der einzige Wettbewerbsvorteil der Briefpost gegenüber der E-Mail – und den verspielt der Briefzusteller leichtfertig durch Nichtinteresse an der tatsächlichen Sendungszustellung.
Warum muss die Post wieder teurer werden?
Eine Begründung für die erneute Portoerhöhung besteht darin, dass die Anzahl der Sendungen zurückgeht und somit bei einer Beibehaltung der bisherigen Zustellqualität ein Ausgleich für die Kosten erforderlich sei. Tatsächlich ist der Zeitaufwand für die Versorgung eines Hauses mit Post bei fünf täglichen Briefen nur geringfügig höher als bei lediglich einem Brief je Tag. Dennoch lassen sich mehr Sendungen am ehesten durch eine Preissenkung und nicht durch eine Preissteigerung erzielen. Verdienen tut die Post nach ihren eigenen Angaben ohnehin durch Pakete – und dabei nimmt die Anzahl der täglichen Sendungen regelmäßig zu. Zu hoffen ist, dass die jetzige Portoerhöhung die letzte für eine längere Zeit ist, schließlich hielt die Post die Briefpreise schon einmal für einen langen Zeitraum stabil. Die Problematik der abnehmenden Anzahl an Sendungen löst die Kostensteigerung für das Briefeschreiben jedenfalls nicht, vielmehr werden noch mehr Postnutzer nach Möglichkeit auf die E-Mail oder das Fax ausweichen.