Über Mich
99 Gründe warum man mich einstellen sollte
Text 99
Grund Nummer 1 -
Kolorektales Karzinom, Adenokarzinom …Ulcus….Nekrose… so steht es im ärztlichen Befund.
Dabei begann der Tag wie immer.
Um 06.00 rasselt der Wecker – wie jeden Tag 20 Kundenbesuche -.Hotels, Gastronomiebetriebe, Pensionen Ich war damals Kundenberater im Außendienst.
800 Kunden in einer der schönsten Gegenden Salzburgs – wunderbare Natur – traumhafte Berge, Almen ,Seen…...Natur pur, und jede Menge Fremdenverkehr und seine Begleiterscheinungen.
Das Geschäft lief nicht besonders – es war Anfang September, Saisonende eines verregneten Sommers, die Stimmung der Kunden war dementsprechend.
Ach ,ja da war noch der Termin um 16.00 im Krankenhaus in der Bezirkshauptstadt – Besprechung mit dem Oberarzt.
Schon jahrelang hatte ich das Problem mit dem Blut im Stuhl – nichts besonderes- ich hatte es ja schon seit Jahren immer wieder. Und weh tat es ja auch nicht.
Bei einer Gesundenuntersuchung machte mich meine Ärztin darauf aufmerksam, dass ich Blut im Stuhl habe.
Sie überwies mich ins Krankenhaus zu einer Darmspiegelung.
Die Vorbereitung darauf war sehr abführend.3 Fläschchen mit scheußlich schmeckendem Inhalt musste ich in bestimmten Abständen trinken, um den Darm zu reinigen. Danach verbrachte ich einige Zeit auf dem WC – die Zeit vertrieb ich mir dabei mit meinem neuesten Micky Maus Taschenbuch.
Die Untersuchung selber verlief problemlos und war nicht so schlimm, wie oft darüber berichtet wurde.
Auf eine Narkotisierung habe ich verzichtet, weil ich ja noch mit dem Auto heimfahren wollte.
Heute denke ich mir manchmal, ich hätte dem besorgten Blicken des untersuchenden Arztes mehr Aufmerksamkeit schenken sollen, als der jungen Assistenzärztin.
Doch sie war aufregend hübsch, wirkte irgendwie naiv, nein unbeholfen und schüchtern , ja diese Worte beschreiben den Typ Frau besser und vorteilhafter. Dabei war unsere erste Begegnung nicht so positiv, und der der erste Eindruck alles andere als vertrauensfördernd und schmerzfrei.
Vor 30 Minuten hat sie mich auf der Station begrüßt und versucht mir Blut abzunehmen.
Sie hat mich fachmännisch gestaut, getastet, begutachtet, desinfiziert, das Abnahmebesteck vorbereitet und direkt an der gut sichtbaren Vene vorbeigestochen. Sie hat sich kurz entschuldigt, und ein weiteres mal die Vene nicht getroffen. Ich kam langsam ins Schwitzen, nein ich war schweißgebadet. Ein dritter Anlauf. Aller guten Dinge sind bekanntlich "drei". Selbiges scheint auch für Misserfolge zuzutreffen. Sie schien innerlich höchst unangenehm berührt und verlässt das Patientenzimmer-Gott sei Dank. Leider kommt sie sofort mit dem Stationsarzt zurück, sie berichtet ihm über die schwierigen Punktionsverhältnisse bei mir und steht neben mir als dieser sofort meine Vene trifft.
Aber es ist wohl so, wie bei einer Geburt , man vergisst den Schmerz sehr rasch wieder.
Nach der Untersuchung musste ich noch für ca. 30 Minuten in einen separaten Raum. Durch die Luft, die mir in den Darm gepumpt wurde, hatte ich ein unangenehmes aufgeblähtes Gefühl.
Ich brauchte diese 30 Minuten auch, um diese Luft anal entweichen zu lassen.
Nach einer halben Stunde kam eine ältere Krankenschwester zu mir. Oh Schreck, es war Frau Schreiner:
Die „zuckersüße“ Nachbarin, die jeden Tratsch sofort verlässlich in der Umgebung verbreitete. Ihr liebstes Hobby war, über die verschiedensten Krankheitsbilder der Nachbarschaft ausführlich im Kaffeehaus zu diskutieren. Dies war ihre größte Befriedigung - was auf Grund ihres Aussehens nicht verwunderte.
Sie begrüßte mich freundlich.
Schließlich war ich ja auch 16 Jahre lang Ihr Nahversorger, und auch oft ihre letzte Rettung, wenn sie gerade am Sonntag ihrer Alkoholsucht nachging. Sie läutete mich aus der Wohnung, und ich ging mit ihr in mein Geschäft, verkaufte ihr den gewünschten Branntwein – natürlich - wie sie beteuerte für ihren unerwarteten Besuch – sie trank ja schon lange nichts mehr ,naja nach dem Zittern ihrer Hände zu urteilen, dürften es schon einige Stunden gewesen sein.
Egal, Diskretion war ja in meinem Beruf früher eine meiner wichtigsten Tugenden, und ich wünschte mir das auch insgeheim von ihr.
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Von der Einhaltung einer ärztlichen Schweigepflicht war aber Frau Schreiner so weit entfernt wie
Salzburg von Hawaii….zu Fuß.
Ich sah es förmlich wie Sie voller Neugier meine Krankengeschichte studierte, aber sie sagte kein Wort zu mir, zu mir nicht….aber…
Das sollte ich später noch sehr schmerzlich und lebensverändernd zu spüren bekommen.
D as war vor 2 Wochen, heute habe ich den Termin beim Oberarzt.
Meine Kunden haben mich mehr beansprucht als vorhergesehen, deshalb wollte ich meinen Termin im Krankenhaus um 1 Stunde verschieben. Das war nicht möglich, ich bekam aber den Befund ausgehändigt.
Kolorektales Karzinom, Adenokarzinom …Ulcus….Nekrose… was immer das bedeute, es klang nicht so gut, vor allem das Wort Karzinom verunsicherte mich.
Kaum zu Hause angelangt, googelte ich die mir unbekannten Fachausdrücke.