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Käfer Kult und Co

Auto,Motorrad & Energie

Im Käfer über den Brenner, mit der Ente zur Demo und fette Felgen für den Capri. In Deutschland entwickelte sich das Auto zum Massen Phänomen.

Und es wurde geliebt! Und es wurde jeden Samstag gepflegt! 
Und es bekam nur den besten Stoff zu schlucken!
 Und die Mädels hatten was zu gucken! Und ...

Einige Modelle entwickelten einen echten Kultcharakter.
Kaum zu glauben, aber wirklich wahr: Zur ersten Automobilmesse in Frankfurt kamen 1951 mehr als 570 000 Besucher. Wahnsinn – wenn man bedenkt, dass es bei der letzten IAA «nur» 850 000 Autofreaks waren. Die meisten kamen damals mit Bus und Bahn. Autos waren eben noch Luxus. Doch das sollte nicht so bleiben!
Natürlich gab es schon in den goldenen Zwanziger Jahren ein paar Automobile.
Aber ein Auto zu fahren war zu dieser Zeit nur einer kleinen, gut betuchten Bevölkerungsschicht vorbehalten.
Der Automobil Markt entwickelte sich in Deutschland erst richtig nach dem Zweiten Weltkrieg, als man sich wieder satt essen konnte und genug Arbeit da war.
Als erster krabbelte im Jahr 1950 der Käfer aus seiner Geburtsstätte in Wolfsburg ins automobile Leben. Und er tat es bravourös! Mit Vati, Mutti, Hans und Karin, vollgepackt bis zum «geht nicht mehr», mit Camping Zelt und super Laune wurden Brenner, Gotthard und Co in Richtung Bella Italia «glatt gebügelt». Zum Glück war es Sommer. Da konnte die Frontscheibe wenigstens nicht mangels Heizungsgebläse von innen vereisen – so wie es im Winter so normal wie weiße Weihnachten war...

Auf über 21 Millionen Exemplare hatte er es während seines langen Automobil Lebens geschafft, bis er schließlich von seinem Nachfolger, dem New Beetle in Rente geschickt wurde. Sein damals großer Bruder, der Bulli, schaffte es sogar in Amerika zum Mythos. Mit Surfbrett auf dem Dach am Strand von L. A. – surfing USA.
Das Auto wurde «der Deutschen liebstes Kind». Geträumt wurde vom 911 oder 300 SL.
Gekauft wurde was für Otto Normalverbaucher bezahlbar war.
Zur zweiten IAA 1953 kamen schon weit mehr als 750 000 Autofans. In Autofahrers Pflichtlektüre Auto Motor und Sport stand geschrieben: «Es gibt zwar so gut wie keine Neuheiten – aber dafür üppige Rabatte». 
250 Mark Nachlass auf den Käfer oder 10 % auf einen neuen Opel Kadett ließen das Benzin im Blut Feuer fangen!
Das Auto hatte es zum Liebhaberobjekt geschafft, ja für manche war es sogar Kult -und es gesellten sich später noch weitere erschwingliche Alternativen hinzu, wenn es kein deutsches Brot und Butter Auto sein sollte.

Quadratisch, praktisch, gut kam der Mini daher, knuffig unser kleiner italienischer Freund der Cinquecento und die Flower Power Generation fuhr mit der Ente, dem 2 CV von Citroen vom Coffee Shop in Maastricht zur Demo nach Frankfurt oder zum Abhängen an den französischen Atlantik Strand, bei Baguette et Suzette - Cabrio Feeling inklusive.
Die Kultobjekte der «Neuzeit» sahen da schon ganz anders aus. Die Wilden der 60er gaben Gas im Kotflügel verbreiterten, mit fetten Walzen, negativem Sturz und Überrollkäfig getunten Ford Capri. Die Frauenversteher cruisten – mit im Fahrtwind wehendem Fuchsschwanz an der Radioantenne - im Opel Manta zum Date.

Gibt’s den Kult ums Auto heute auch noch? Vielleicht in Singapur, Bangalore, Moskau, Peking oder Abu Dhabi. In Europa ist der Fahrzeugmarkt im Umbruch. Die Zielgruppe der Autohersteller, die 18 bis 25- jährigen, hat heute andere Kultobjekte. «Die emotionale Bindung der jungen Generation an das Statussymbol Auto lässt deutlich nach», heißt es in der Studie «Jugend und Automobil 2010» des Autoexperten Stefan Bratzel
Die Kultobjekte von heute passen in Hosentasche oder Rucksack und heißen nicht mehr GTi sondern Smart Phone und iPad. Time ’s changing.
Peter Kirchhartz, lebensart-exclusiv.de
Foto Brigitte Schimphauser/ www.pixelio.de
 

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