... Ursachen und Therapiemöglichkeiten bei Azoospermie
Azoospermie
Die Diagnose Azoospermie ist für die meisten Männer (und deren Partnerinnen) oftmals ein derber Schlag. Vielleicht hat man schon damit gerechnet, dass die Spermienanzahl oder Beweglichkeit nicht ganz optimal ist, aber dass sich so gar keine Spermien im Ejakulat befinden, das ist doch recht niederschmetternd: Azoospermie. Infertil. Unfruchtbar.
Sind auch nach der Kontrolluntersuchung alle Hoffnung auf eine Verwechslung der Proben, ein Missgeschick im Labor oder eine "Nullrunde" wegen Stress, Aufregung oder persönlichen "Sperma-Schwankungen" zunichte gemacht, lohnt es sich trotz der Enttäuschung sich über mögliche Ursachen und auch Therapiemöglichkeiten zu informieren.
Der Begriff Azoospermie umschreibt das vollständige Fehlen von Samenzellen im Ejakulat. Der durch einen Orgasmus ausgelöste Samenerguss besteht hierbei einzig aus Sekreten der Geschlechtsdrüsen, dem Seminalplasma. Will man es salopp umschreiben ist es wie Nudelsuppe ohne Nudeln.
Die Spermienbildung sollte normalerweise mit der Pubertät einsetzen. Es gibt aber genetisch bedingte Ursachen, die zu einer Azoospermie führen. So kann ein genetischer Defekt auf dem Y-Chromosom oder Mutationen im CFTR-Gen (Gen für Cystische Fibrose, Mukoviszidose) ursächlich für das Fehlen der Spermien im Ejakulat sein.
Bei den erworbenen Azoospermie-Formen unterscheidet man zwischen obstruktiven (durch Verschlüsse hervorgerufen) und nicht obstruktiven Varianten. Solche Verschlüsse können an allen samenableitenden Kanälen vorkommen - in den Samenleitern zwischen Nebenhoden und Samenblase oder auch Verwachsungen / Verklebungen im sog. Spritzkanal, dem Ductus ejaculatorius, der beidseits von den Samenbläschen durch die Prostata zur Harnröhre geht.
Ursache für eine erworbene, nicht obstruktive Azoospermie können zum Beispiel frühere Mumps-Erkrankungen sein, entzündliche oder tumoröse Prozesse im Hoden selbst oder auch eine Hyperprolaktinämie sein.
Für eine ausreichend abgesicherte Diagnose einer Azoospermie müssen mindestens 2 (besser 3) Spermiogramme erstellt werden. Sind in allen Proben sowohl nativ als auch nach Konzentration des Ejakulates keine Spermien nachweisbar spricht man von Azoospermie.
Zur Erfüllung des Kinderwunsches hat man nun aber noch die Möglichkeit direkt aus dem Hoden bzw. Nebenhoden Spermien zu gewinnen. Diese Eingriffe finden jeweils unter Vollnarkose statt, bei der MESA (Mikrochirurgische Epididymale Spermatozoenaspiration) versucht man Spermien aus dem Nebenhoden zu aspirieren, bei der TESE (Testikuläre Spermienextraktion) werden aus dem Hoden kleine Gewebestücke entnommen, die dann auf Spermien untersucht werden.
Ob eine TESE / MESA zum Erfolg führt lässt sich prognostisch schwer voraussagen, da man erst bei der OP selbst das Hodengewebe beurteilen kann, aber dieser Eingriff verspricht doch oftmals zu erhofftem Erfolg zu führen. Und konnten Spermien nachgewiesen und gewonnen werden, sind die Chancen damit eine Schwangerschaft zu erzielen, genauso gut, wie bei allen anderen Paaren, die sich für eine ICSI-Behandlung entschieden haben.
Auch wenn die Diagnose Azoospermie für Kinderwunschpaare eine starke psychische Belastung darstellen kann, so gibt es immer noch Mittel und Wege zum eigenen Kind, die man nutzen kann und die Hoffnung geben. Ich wünsche Ihnen gemeinsam viel Kraft für Ihren Weg zum Wunschkind.