Wie lassen sich Gewinde spanlos erzeugen?
Besser, Schneller, Günstiger: Das spanlose Verfahren zur Herstellung von Gewinden
Das Herstellen von Gewinden in spanlosen Verfahren ist nach verschiedenen Technologien möglich. Gerade bei dünnen Blechen und Rohren wird dabei häufig das Verfahren mit einen Fließbohrer und anschließenden Gewindeformen eingesetzt. Grundsätzlich werden Gewinde durch Verformen der Oberfläche des Bohrlochs auf mechanischem Wege hergestellt. Es wird wie bei den spanabhebenden Verfahren eine rotierende Werkzeugmaschine eingesetzt, die es ermöglicht hohe Drehmomente zu übertragen. Die eingesetzten Werkzeuge besitzen keine Schneiden, sondern eine definierte Form, welche die Umformarbeit übernimmt. Die Kanten des Gewindeformers drücken das Material zur Seite und es entsteht ein Grat, welcher nach mehrmaligen Umdrehungen dann ein Gewinde bildet.
Vor- und Nachteile des Fließbohrens
Vorteile der spanlosen Erzeugung von Gewinden insbesondere mit dem Fließbohrer und Gewindeformer
Es fallen generell keinerlei Späne an und es entsteht kein Materialverlust. Die eingesetzten Werkzeuge haben eine höhere Standzeit als herkömmliche Gewindebohrer und die Herstellung der Gewinde kann schneller erfolgen. Nach der Bearbeitung besitzt das Gewinde eine sehr glatte Oberfläche und ist äußerst präzise. Die Tragkraft der Gewindeflanken ist höher als beim Gewindeschneiden, denn viele Materialien verfestigen sich beim Kaltumformen. Somit ist eine höhere Anzugsfestigkeit für die Gewinde erreichbar.
Nachteile der spanlosen Erzeugung von Gewinden mit dem Fließbohrer und Gewindeformer
Das Bohrloch muss präziser ausgeführt werden, was durch den Einsatz des Fließbohrens möglich ist. Für den Einsatz der Werkzeuge sind Werkzeugmaschinen erforderlich und eine Herstellung von Gewinden per Hand geht nicht. Die Wärmeentwicklung bei diesem Verfahren ist hoch, sodass spezielle Spannbuchsen mit Kühlnuten eingesetzt werden müssen, um die Maschinenlagerung nicht zu beschädigen. Verformbar sind in der Regel lang spanende Materialien und der Einsatz eines Trennmittels macht sich erforderlich.
Haupteinsatzgebiete der spanlosen Erzeugung von Gewinden
Wenn in dünnen Materialien wie Blechen und Rohren Gewinde erforderlich sind, dann ist es sinnvoll die Verfahren Fließformen und Gewindeformen einzusetzen. Mit dem Fließbohrer entsteht durch die plastische Verdrängung des Materials ein Bund ähnlich einer Buchse. In dieser ist es möglich, mit dem Gewindeformer ein gut tragfähiges Gewinde herzustellen. Bei herkömmlichen Verfahren würde vielleicht nur ein Gewindegang tragen, während das Fließformen mit dem Gewindeformen viele tragende Gewindegänge ermöglicht. Qualität und Herstellungsgeschwindigkeit der Gewinde erhöhen sich mit diesen Verfahren.
Fragen und Antworten rund um's Fließbohren
Welche typischen Anwendungsmöglichkeiten gibt es für das Fließbohren?
Das Fließbohren stellt eine zeit- und kostensparende Alternative zur z.B. Schweiß-, Press- und Nietmutter dar. Es bestehen viele Einsatzmöglichkeiten in der gesamten metallverarbeitenden Industrie. Typische Sektoren sind:
- Automotive: Gewinde für Lambda-Sonde im Abgassystem, Lagerstelle für Kreuzgelenke
- Stahlmöbel: Befestigung von Kunststoffrollen
- Sanitär: Anschlüsse am Heizkreisverteilerbalken
- Sprühanlagen: Gewinde zum Anschluss der Ventilkörper
- Fassadenbau: Befestigung von Glashaltern, Handläufen und Griffen
Was benötigt man zum Start?
Für problemloses Fließbohren ist es notwendig, dass der Fließbohrer zentrisch läuft. Dafür sollte er mittels einer Doppelkonus-Spannzange in einem Glowdrill Kühlfutter mit Lüftungsspeichen eingespannt werden. Somit wird eine gleichbleibende Werkzeugspannung garantiert. Die Lüftungsspeichen des Kühlfutters schützen die Maschinenspindel vor Überhitzung. Des Weiteren wird für das Fließbohren ein Trennmittel benötigt. Für Einsteiger empfehlen wir das Glowdrill Starter-KIT, welches eine Grundausrüstung für das Fließbohren enthält.
(Bildinfo: Fließbohr-Starterset von GLOWDRILL)Wie finde ich den passenden Fließbohrer für meine Anwendung?
Die Auswahl des passenden Fließbohrers hängt zunächst davon ab welches Gewinde nachträglich erzeugt werden soll, d.h. metrisches Gewinde, metrisches Feingewinde oder Withworth-Rohrgewinde. Nach der Auswahl des gewünschten Gewindes kann anschließend mit Hilfe des Auswahlmenüs auf der jeweiligen Produktseite der passende Fließbohrer ganz einfach bestimmt werden. Dieses besteht aus vier Auswahlkriterien, welche sich auf die Ausführung des Fließbohrers (mit Kragen „Form“ oder ohne Kragen „Cut“), den Gewindenenndurchmesser (z.B. M8), das Gewindeverfahren (nachträgliches Gewindeformen oder Gewindeschneiden) und die Werkzeuglänge (lang oder kurz) beziehen.