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Früher günstige Tagesfahrten auf See

Butterfahrt mit dem Butterschiff

In meiner losen Reihe zu Begriffen aus der Vergangenheit, zu der vorwiegend Finanzbegriffe wie das Postscheckkonto oder der Euroscheck gehören, schreibe ich heute über die Butterfahrt.

Butterfahrten als Tagesausflüge

Die Butterfahrt war ein Ausflug auf See. Das Schiff fuhr an der Nordsee in internationales Gewässer, während an der Ostsee das Hoheitsgewässer eines Nachbarstaates angefahren wurde. An Bord konnte günstig eingekauft werden, da die staatlichen Abgaben wegen des Duty-Free-Verkaufes auf See nicht fällig wurden. Verkauft wurden weniger Butter, obwohl diese auch billiger als in Deutschland war, als vielmehr Zigaretten, Parfum und Alkoholika. Ebenso kauften viele Mitfahrer gerne Süßigkeiten ein. Diese gab es nur in Großpackungen, so dass der günstige Einkaufspreis durch den größeren Verzehr mehr als ausgeglichen wurde. Immerhin waren an Bord der Ostsee-Einkaufsschiffe in Deutschland sonst nicht erhältliche skandinavische Süßigkeiten zu bekommen. Welche Mengen mitgebracht werden durften, richtete sich danach, was das Schiff im Ausland machte. Ein kurzes symbolisches Anlegen erhöhte die erlaubten Mengen geringfügig, während das nachweisbare Verlassen des Schiffes sie beträchtlich anwachsen ließ. Als Nachweis erkannte der Zoll entweder eine lange Liegezeit im ausländischen Hafen oder das Zurücklegen einer Wegstrecke mit dem Bus an. Die Reedereien bevorzugten auf den klassischen Butterschiff-Routen letzteres, damit ihre Boote immer in Bewegung waren. Also tauschten Bus und Schiff im ausländischen Hafen ihre Passagiere aus, die entweder hin mit dem Butterschiff und zurück mit dem Omnibus oder hin mit dem Bus und zurück mit dem Boot fahren konnten. Für viele Fahrgäste war die Fahrt mit dem Butterschiff eher ein Tagesausflug auf See als eine Einkaufsfahrt, zumal die durch die Reederei ihre Einnahmen über die Verkäufe erhielt und geringfügige Fahrgelder nur erhob, damit sich der örtliche Einzelhandel nicht allzu sehr aufregte.

Linienfahrten mit der Möglichkeit zum zollfreien Einkauf

Neben den Butterfahrten im eigentlichen Sinn gab es in wenigen Orten auch durch den Verkauf querfinanzierte Fährverbindungen und Schiffskurse. Die bekanntesten verkehrten zwischen Flensburg und Glücksburg als Fähre sowie zwischen Heringsdorf beziehungsweise Ahlbeck und Swinemünde als Linienverkehr. Eine Fähre von Flensburg nach Glücksburg ist verkehrstechnisch nicht unbedingt nötig, da am Ende der Flensburger Förde um diese herum gegangen oder gefahren werden kann. Die Überquerung der Förde mit dem Schiff stellte jedoch eine bequeme Lösung dar und entlastete die Straße. Damit der zollfreie Bordverkauf möglich wurde, fuhr die Fähre nicht direkt von Flensburg nach Glücksburg, sondern nahm den Umweg über das dänische Hoheitsgewässer. Die andere als Verkehrslinie mit Einkaufsmöglichkeit genutzte Strecke verband den deutschen und den polnischen Teil der Insel Usedom miteinander. Diese Verbindung war angesichts der zunächst nur zu Fuß zu überquerenden Landgrenze zwischen Ahlbeck und Swinemünde sinnvoll. Die Reise nach Polen war zwar bereits kurz nach der deutschen Wiedervereinigung ohne Visum möglich, der Grenzübertritt aber nur an wenigen Stellen erlaubt. Die Usedomer Bäderbahn fuhr damals natürlich ebenfalls noch nicht nach Swinemünde.

Das Ende der Butterfahrten und Butterschiffe

Die EU-Kommission sprach sich bereits 1981 gegen die deutschen Butterfahrten aus. Die Einstellung der Butterfahrten konnte jedoch hinausgeschoben werden, so dass diese endgültig am 01.07.1999 eingestellt wurden. Der wichtigste Grund für die Fristgewährung bestand im Wegfall der Arbeitsplätze auf den Butterschiffen. Zudem verloren die Küstenorte eine touristische Attraktion, die weiterhin angebotenen Tanzfahrten auf See sind deutlich teurer als die früheren Butterfahrten. Zwischen Swinemünde und Ahlbeck beziehungsweise Heringsdorf auf Usedom verkehrt während der Sommermonate ein Linienschiff, dessen Fahrpreise jedoch recht hoch sind. Der zollfreie Einkauf ist nur noch bei Fahrten nach Helgoland möglich, da diese Insel zwar zu Deutschland, aber nicht zum deutschen Zollgebiet gehört.

Wer fleißig Mails liest und Banner klickt, kann sich die höheren Fahrpreise auf See leisten