Warum es keine typischen Räder für Frauen und Männer gibt
Damenfahrrad und Herrenfahrrad - zwei heute nicht mehr zutreffende Begriffe
Nach landläufiger Bezeichnung teilen sich Fahrräder in Damenräder und Herrenräder auf, daneben existiert noch die Sonderform Mixed. Kennzeichnend für die Männerleeze ist eine waagerechte Mittelstange, der Fachausdruck für diese Fahrradform lautet Diamantrahmen. Die Bezeichnung hat nichts mit dem Edelstein zu tun, sondern ist der englische Ausdruck für eine Raute, als welche das Rad erscheint. Bei Damenleezen ist die Mittelstange abgeflacht, während sie bei Mixed-Modellen halbflach oder halbhoch verläuft. Die Erfindung der heute als Damenfahrrad bezeichneten Rahmenform wurde tatsächlich dadurch veranlasst, dass sich das Radfahren im Rock auf einem Rad mit Diamantrahmen als wenig schicklich erwiesen hatte. Dennoch stellt sich die Frage, ob die weitere Verwendung der Begriffe Damenrad und Herrenrad heute noch passend ist.
Nicht selten greifen Radverleiher automatisch nach dem vermeintlich zum Geschlecht ihres Kunden oder ihrer Kundin passenden Fahrrad; wer eine andere Rahmenform wünscht, sollte bei einer telefonischen Vorbuchung unbedingt daran, denken, die entsprechende Angabe zu machen. Bei einem Kauf neigen Fahrradhändler zur selben Verhaltensweise, welche natürlich bei Bedarf leicht korrigiert werden kann. Einige Radverleiher haben sich dazu entschieden, nur eine Rahmenart zu führen; diese entscheiden sich immer für ein Rad ohne Mittelstange.
Warum der Radtyp nicht zwingend vom Geschlecht bestimmt wird
Es gibt sowohl für Männer Gründe, ein vermeintliches Damenfahrrad zu fahren, als auch nachvollziehbare Erklärungen, warum manche Frauen ein Männerfahrrad bevorzugen. Einer der häufigsten Gründe für Männer, eine Leeze ohne Mittelstange zu bevorzugen, liegt im bequemeren Aufsteigen, so dass ältere Männer oder auch Männer nach einer Hüftoperation oftmals das Rad ohne Mittelstange bevorzugen.Auch die Drahtesel der Postzustellerinnen und Postzusteller haben normalerweise keine Mittelstange. Der Grund liegt im ständigen Aufsteigen und Absteigen, was durch einen Fahrrad-Diamantrahmen unnötig erschwert würde; konsequenterweise sind Lastenfahrräder fast immer sogenannten Damenrädern ähnlich. Dasselbe gilt auch für die meisten Falträder, der Grund ist in diesem Fall das zusätzliche Gewicht und die schlechtere Faltbarkeit des Rades durch eine mittlere Stange. Ein Rad mit extra tiefem Einstieg kann logischerweise nur ohne Mittelstange gebaut werden. Wenn Frauen ein sogenanntes Herrenrad bevorzugen, liegt das zumeist an der größeren Stabilität. Besonders Rennräder und Mountain Bikes werden von einigen Herstellern nur als sogenanntes Herrenmodell angeboten, da der Verzicht auf eine Querstange ihrer Meinung nach leicht zum Flattern des Rades bei hohen Geschwindigkeiten beziehungsweise im Gelände führt. Da dennoch eine Nachfrage nach Rennleezen und Bergfahrrädern ohne Mittelstange besteht, bieten einige Radmanufakturen heute auch diese Modelle ohne Mittelstange an.
Die bessere Bezeichnung
Angesichts dessen, dass sich die Nutzung der sogenannten Damenmodelle beziehungsweise Herrenmodelle beim Velo nicht unbedingt nach dem Geschlecht des Radfahrers beziehungsweise der Radfahrerin richtet, bietet sich eine Änderung der Bezeichnung der einzelnen Räder an. Sinnvoll ist die Benennung als Fahrrad mit Diamantrahmen für das heute oftmals noch als Männerfahrrad bezeichnete Modell, während das derzeit noch als Frauenfahrrad bezeichnete Radmodell als Fahrrad mit abgeschrägtem Mittelrohr oder auch einfach als Fahrrad ohne Stange benennen lässt. Neben der Bezeichnung ist aber auch wichtig, dass Fahrradhersteller sich bewusst sind, dass ein Radl ohne Stange nicht nur von Frauen gefahren wird, so dass auch für männliche Nutzer ausreichend stabile und hinreichend große Fahrradmodelle im Angebot sind.
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