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Das Gedicht "Frühjahrsgeheimnis" von Stefan Soeffky

Frühjahrsgeheimnis

Eine Nacht lang
geträumt,
doch der Morgen war ewig.
Regen ist der Sonne
gewichen und die Lagerhallen
und die Gasse dazwischen
sind voller Tropfen.
Da sind zerbrochene
Scheiben, zu matt
zum Reflektieren.
Das Vertrauen in
diese Ruhe erwächst
nicht aus Denken,
sondern aus Erfahrung.
Ringsherum gibt es
Verstecke, aus denen
ein Schmerz auf dich
zuschießen könnte.
Ohne das zu ignorieren
bist du sicher davor
und dein Atem
voller Zuversicht.
Reine Freude
erfüllt dich vollkommen,
macht dich gottlos fest
und stark in weicher Kleidung.
Weiß und Gelb sind
die Farben von
Dampf und Sonne
zwischen den
grauen und grünen
verschiedenen Formen.
Tränen und Todesangst
sind nach Hause gekommen.
Dir wird erlaubt
du selbst zu sein
von den geheimen Regenten
der physikalischen Ordnung
des Universums.
Zu dir selbst
sagst du: „Ja.“

Dieses Gedicht gehört zu meinen ernsteren, oder besser gesagt zu meinen weniger komischen. Ich schrieb das Gedicht in einer Zeit starker Ausgeglichenheit und Zufriedenheit, als gerade der Winter zu Ende ging. Im Grunde enthält es nur die subjektiven Eindrücke eines Spaziergangs. Aber äußere Eindrücke stehen hier in einem begleitenden, nicht störenden Verhältnis zu einer inneren Stimmung. Die freie Gedichtform macht dieses Erlebnis vermittelbar, kann hoffentlich sogar aufmuntern, vielleicht auch nur für Momente.

Meine damalige Zufriedenheit hielt übrigens ungewöhnlich lange an, und zwar viele, viele Monate. Leider konnte ich sie angesichts der Umstände und Notwendigkeiten so aber nicht ununterbrochen bis heute erhalten. Aber ich durfte erleben, dass ein solch zufriedener Zustand sehr lange möglich ist.

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