Das Havariebaby von Salvador
Das Havariebaby von Salvador
jurgko

Erziehung & Kinder

Das Havariebaby von Salvador

Havariebaby

Hänschen erblickte etwa  3 Wochen zu spät, per Kaiserschnitt das Licht der brasilianischen Großstadt Salvador. Als er mich zum ersten Mal sah, anstelle Guten Tag Papa! begrüßte er mich mit einem unüberhörbaren Bums. Alles lachte und dachte, ganz der Papa.
Danach bekam das arme, am ganzen Körper so bleiche Hänschen eine dicke Sonnenbrille verpasst und wurde in ein Höhensonnenbettchen gelegt. Leider wurde er nicht so kaffeebraun wie die anderen Babys. Nur seine blauen Augen wurden kastanienfarben. Je brauner sich seine brasilianische Mama verfärbte, desto blonder wurde sein niedlicher Lockenkopf wie auf den italienischen Kirchengemälden anzuschauen. Jedoch die Engelsflügel fehlten ihm. Vielleicht wachsen die noch?
Kaum das Laufen und Hören gelernt, hatte er es schon faustdicke hinter den Ohren. Ich möchte Hänschen dauernd wuscheln, aber nein, ich muss ihm dauernd  Nein! Nein! sagen. Der kleine Blondschopf guckte mich schief  an und erwiderte: Nein! Nein !
Aber ehe ich mich versah, bückte  sich  Hans und  drückte auf dem großen roten Knopf und freute sich, wie der Computer ausging. Nein! Nein! schrie ich wütend. Baby Hans rannte zur Tür rief zurück: Nein! Nein!
So trieb der kleine Schelm mit Papa  immer neue Computerspiele, beim nächsten Mal zerrte er  den Stecker aus der Steckdose. Eines Morgens  aber, funktionierte der Computer nicht mehr, obwohl das Kabel ordnungsgemäß in der  Steckdose war, auch hinten sämtliche Anschlüsse stimmten. Wütend rief ich: Silvana ! Computer  kaputtschi! Der muss in die Reparaturwerkstatt!
 Nein! Nein! rief Silvana: Hans hat ihn ausgeschalten!
Mein Computer hat hinten einen winzigen Kippschalter, den ich nie benutzte, den aber das  kluge Baby entdeckte und Papa austrickste.
Kein Schalter, kein Fernseher war mehr vor Baby Hans sicher, immer an der spannendsten Stelle vom Krimi, fiel das Bild zusammen.
Zum Glück entdeckte dann das Baby eine neue Welt, den Garten mit den vielen blühenden Blumen. Am ersten Tag pflückte er jede rote Tomate ab und aß diese, danach waren die Grünen an der Reihe. Mangels Tomaten wurden alle roten Zinnien -und Hibiskusblüten abgerupft, aber nicht gegessen. Schließlich grub er mit einer kleinen Spielzeugschaufel die ganzen Nelken- Ringelblumen – und Lachssämlinge aus den Erdkästen.
An den tropischen, heißen Sommertagen mussten der ganze Garten abgespritzt werden. Wehe, wenn das Baby den Spritzschlauch nicht bekam, dann schrie er, dass sein bleiches Gesicht rot wie eine Tomate anlief. Jedoch kaum hielt er den Schlauch in der Hand, spritzte er Papa nass, dabei krähte er vor Freude. Danach  war die Mama dran mit einer Tusche.
Eines Tages, obwohl der Wasserhahn zugedreht war, kreischte Hans den ganzen, lieben Vormittag lang vor Freude. Keine Ursache nachzuschauen, dachten Mama und Papa.
Erst, als plötzlich wie ein Wolkenbruch aus heiteren Himmel das Wasser über die Türschwelle lief, sahen wir die Bescherung, der ganze Garten hatte sich in ein Teich verwandelt. Eine riesig Springbrunnen  spritzte mehrere Meter hoch, darunter tanzte das Baby, quietschvergnügt.
Das Baby hatte das Plastrohr der Wasserleitung zertreten. Nachts begann ein kilometerweit, nicht zu überhörendes Spukkonzert von Gewimmer, Gequake, Geknarre und Gebrülle. Hunderte von riesigen Fröschen und Kröten gaben sich ein feuchtfröhliches Stelldichein. Kaum lugte die Morgensonne in den Garten, schon war der Teich samt Spuk verschwunden.