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Der amerikanische Paranoia-Thriller: JFK

Der amerikanische Paranoia-Thriller: JFK
Der amerikanische Paranoia-Thriller: JFK

1.) Historischer Kontext

  • 1990er: Renaissance der Verschwörungstheorien
  • Wiedererstarken des Konservativismus - Entrüstung, Unsicherheit
  • Ende des Kalten Krieges, Zusammenbruch der Sowjetunion
  • 1989 George Bush sen. 41. Präsident - ´Neue Weltordnung`, Wirtschaftskrise, 02. Golfkrieg `91
  • Verschwörungstheorien um das Kennedy-Attenta seit den 1979ern populär geworden
  • 1988 Jim Garrisons On the Trail of the Assassins: My Investigation of the Murder of President Kennedy erscheint. 
  • Laut Umfrage glauben 73% der Amerikaner an eine Verschwörung

2) Der Mythos Kennedy

  • 1960er: Zeit der Unsicherheit, Misstrauen, Angst - Kalter Krieg, Kommunismus, Überalterung der Führung. Flucht in Vorstädte, Abnahme traditioneller Familienstrukturen
  • Kennedys Präsidentschaft versprach neuen Auftrieb
  • Entscheidende außenpolitische Ereignisse - Schweinebuchtinvasion, Kubakrise, Bau der Berliner Mauer, Unruhen in Vietnam --> aber auch: Bürgerrechtsbewegung, soziale Reformen
  • Kennedys Tod hinterlässt große Wunde - Trauer, Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit
  • Weitere Attentate: Martin Luther King Jr., Malcolm X, Robert F. Kennedy
  • Ergebnisse des Warren Reports können das Rätsel um Kennedys Ermordung nicht erklären, sein Tod bleibt mysteriös

3) Oliver Stone - zwischen Wahrheit und Paranoia

  • Vietnam Veteran
  • Studierte Film an der New York Film School unter M. Scorsese
  • Kontroverse Auseinandersetzung mit amerikanischen Mythen u.a. in: Platoon (1986), Wall Street (1987), Born on the Fourth of July (1989), Natural Born Killers (1994), Nixon (1994), Any Given Sunday (1999), World Trade Center (2008)
  • Einsatz unterschiedlicher Filmformate und Kameras
  • Manipulative Macht der Bilder
  • Disparität von Bild und Ton - Platz für unterschiedliche Interpretationen des Tathergangs
  • Gleichstellung der verschiedenen Verschwörungstheorien mit Warren Report - Myth und Countermyth
  • Rede Eisenhowers als Anspielung auf aktuelle politische Zusammehänge - 02. Golfkrieg
  • Politische Auswirkungen JFKs: 1992 - Assassination Materials Disclosure Act und President John F. Kennedy Assassination Records Collection Art

4.) JFK als Paranoia - Thriller

 

Visuell:

Montage:

  • schnelle Schnitte/Image Bites vermitteln Orientierungslosigkeit, Chaos, Verwirrung, Entsetzen
  • Verwirrung/Manipulation der Zuschauer durch Vermischung von originalem und fiktivem Bildmaterial
  • Flashbacks schüren Zweifel, zeigen verschiedene Möglichkeiten der Verschwörung
  • Fotos zwischen bewegten Bildern vermitteln (unter Umständen falsche) Authentizität
  • Kollisionsmontage, um unsichtbare Schnitte zu vermeiden und stattdessen aufzuwühlen, schockieren, "Eisensteinian Potrait of Faces"
  • metaphorische/symbolhafte Montage verweist auf Verschwörung
  • dazwischengeschnittene Szenen aus dem Original-Zapruder-Film schockieren, wecken Zweifel an offizieller Story der Warren-Kommission
  • "Movie unfolds as a mystery, layer by layer" --> Spannung und Paranoia
  • nicht vorhandene zeitliche Kontinuität bei Spekulationen, Erinnerungen etc. verstärkt - Orientierungslosigkeit und Verwirrung

Kamera:

  • schnelle, hektische Kamerafahrten/Zufahrten auf Charaktere wirken bedrohlich
  • Orientierungslosigkeit/Durcheinander und Unwohlsein durch verwackeltes Bild der Handkamera
  • Grobkörnige Rückblenden und unterschiedliche Bildqualitäten
  • viele Detailaufnahmen, die nicht zuordenbar sind, schüren ebenfalls Unwohlsein und Verwirrung
  • Extreme Total-/Panoramaeinstellungen --> Charaktere verlieren sich darin, Orientierungslosigkeit beim Zuschauer, bedrohliche "beobachtende" Perspektive
  • Paranoide Räume durch Blickwinkel, der niemandem zugeordnet werden kann --> bedrohliche, undefinierte Perspektive
  • Top Shots, z.T. mit strudelhaftem Runterfahrten --> Beklemmung, "sogartige" Wirkung
  • Untersichten/Froschperspektiven lassen Charaktere übermächtig und gigantisch erscheinen.