Stabilitätsgarant oder Wachstumsbremse ?
Der Goldstandard
Ebenso wie inländische Unternehmen ein allgemein anerkanntes Zahlungsmittel benötigen, um ihren Verpflichtungen nachkommen zu können, bedarf es im internationalen Zahlungsverkehr eines Zahlungsmittels, das von allen Beteiligten angenommen wird.
Dieses allgemein anerkannte Zahlungsmittel war in früheren Zeiten ausschließlich das Gold.
Liquidität durch Gold
Ein auf dem Goldstandard fußendes internationales Zahlungssystem funktionierte etwa so:
Land A exportiert Waren im Wert von z.B. 1000 Goldeinheiten in das Land B, importiert aber nur Waren im Wert von 800 Goldeinheiten aus dem Land B. Land A ist Gläubigerland (hat eine aktive Zahlungsbilanz), Land B ist Schuldnerland (passive Zahlungsbilanz, also ein Zahlungsbilanzdefizit).
Der Saldo von 200 Goldeinheiten muß von Land B in Gold an das Land A beglichen werden. Wird der Zahlungsverkehr über die Notenbanken der beiden Länder abgewickelt, zeigt sich das Zahlungsbilanzdefizit des Landes B in einer Verringerung des Goldbestandes. Im Land A weist die Notenbankbilanz eine Zunahme des Goldbestandes aus.
Solange nun die produzierte Goldmenge mit der Ausweitung des internationalen Güterverkehrs Schritt hielt (und solange keine außerökonomischen Zahlungsverpflichtungen hinzukamen) war der Goldstandard funktionsfähig. Als aber der Umfang des Handels schneller zunahm als die Goldmenge, mußten die Preise auf den Weltmärkten fallen. Sinkende Preise bewirken aber eine Kaufzurückhaltung der Marktteilnehmer, da sie auf weitere Preissenkungen hoffen.
Es bestand die Gefahr einer internationalen Deflation und somit einer Schrumpfung des Außenhandelsvolumens.
Der Gold - Devisen - Standard
Die Verringerung des Außenhandels konnte nicht hingenommen werden. Man mußte zusätzliche internationale Zahlungsmittel einführen, um den internationalen Zahlungsverkehr zu finanzieren.
Der neue Weg hieß Gold - Devisen - Standard.
Da nicht alle am internationalen Handel beteiligten Länder eine stabile Währung besaßen, wollte man nicht jede Währung als internationales Zahlungsmittel akzeptieren.
Es galt, wenigsten eine Währung zu wählen, die von allen Notenbanken angenommen werden mußte, eine Leitwährung. Dabei blieb es den Notenbanken unbenommen, auch andere Währungen in Zahlung zu nehmen. (Analogie zu den Griechenlandanleihen, die neuerdings von der EZB angenommen werden).
Die Leitwährung für die Mitglieder des IWF war der US-Dollar, wobei ursprünglich die USA die Verpflichtung übernommen hatten, Dollarguthaben fremder Notenbanken auf Verlangen in Gold umzutauschen (daher die Bezeichnung Gold - Devisen - Standard).
Dieses System war aber nur solange tauglich, wie die amerikanische Zahlungsbilanz aktiv war oder wenigstens ausgeglichen. In dem Moment, als sie passiv wurde, mußte das internationale Währungssystem in Schwierigkeiten kommen. Der Grund liegt darin, dass die passive Zahlungsbilanz der USA (Importe > Exporte) zu Devisenüberschüssen (in US - Dollar) bei anderen Ländern führte (Exporte > Importe).
Das Recht, die Dollar in Gold umzutauschen, bewirkte eine Verringerung der amerikanischen Goldvorräte. Um einen völligen Ausverkauf zu vermeiden, mußten die USA am 15.08.1971 die Umtauschpflicht aufgeben, was das Ende des Gold - Devisen - Standards bedeutete.
Sonderziehungsrechte
Sonderziehungsrechte als Leitwährungsersatz
Die Aufgabe des US - Dollars als Leitwährung machte die Schaffung eines neuen internationalen Zahlungsmittels notwendig. Das waren die sog. Sonderziehungsrechte, die seit dem 18.12.1971 die Funktion einer Leitwährung übernahmen. Die Sonderziehungsrechte stellen ein internationales Buchgeld dar, zu dem alle anderen Währungen der IWF - Mitglieder in Beziehung gesetzt wurden.
Die Tatsache, dass es in der Gegenwart weder einen Goldstandard noch einen Gold-Devisen-Standard gibt, besagt nicht, dass Gold und Devisen keine internationalen Zahlungsmittel mehr wären. Gold wird nach wie vor als sicheres Zahlungsmittel angenommen, weil es eben selten, daher begehrt und allgemein anerkannt ist. Auch Devisen spielen weiterhin eine große Rolle.
Es besteht jedoch ein Unterschied zur vorherigen Situation.:
Ein Land, das aufgrund von Zahlungsbilanzdefiziten keine Gold - und Devisenreserven mehr besitzt, kann mit Sonderziehungsrechten bezahlen. Die Notenbanken der Gläubigerländer sind verpflichtet, diese SZR in Zahlung zu nehmen.