Rosi

von Paul Wegener

Der Golem, wie er in die Welt kam

Ich bringe hier keine Zusammenfassung an, die ganz leicht im Netz nachzulesen ist. Am Besten sollte der Film aber geschaut sein. Er ist extrem gut und spannend. Ich gebe hier lediglich eine stichpunktartige Filmanalyse über meine Infos, die ich habe und was mir persönlich an diesem Film aufgefallen ist
 

  • Der Golem, wie er in die Welt kam ist eigentlich Wegeners dritter Golem-Film
  • Die ersten beiden Filme sind verschollen
Der Golem, wie er in die Welt kam
Der Golem, wie er in die Welt kam

01. Hintergründe: Der expressionistische Film

  • Diesen gab es fast ausschließlich nur in Deutschland
  • Der filmische Expressionismus findet ungefähr zwischen 1919 und 1926 statt
  • Stilmittel:
  • >>> abstrakte Licht- und Schattenlandschaften
  • >>> verzerrte Formen
  • >>> gekippte Bildkompositionen
  • >>> graphische Dekors
  • >>> verwirrende, unregelmäßige Raumarrangements
  • >>> dunkle, enge Stadtkulissen
  • besonders die plakativen Schatten wurden zur Darstellung des Unheimlichen, Bedrohlichen eingesetzt
  • architektonisch gibt es häufig sehr starke Bezüge auf die biedermeierliche-romantische Kleinstadt
  • Themen des expressionistischen Film waren häufig Verfall und Wahnsinn
  • Wichtigste Filme: Nosferatu - eine Symphonie des Grauens und  Das Cabinet des Dr. Caligari

02. Die Darstellung des Golem im Film

  • Wegener entwickelt als Golem eine starre, maskenhafte Darstellung
  • Aussehen des Golems beeinflusst von altägyptischen Königsdarstellungen, aber auch von Plastiken Georges Lacombes
  • Er wird zunächst als ungelenker, aber unterwürfiger Diener dargestellt
  • Von Anfang an hat der Golem etwas furchteinflößendes an sich
  • Entwickelt mehr und mehr eigensinnige Motive, beginnt "menschlich" zu werden
  • Sträubt sich dagegen, dass er "abgeschaltet" wird und gerät darüber in Raserei
  • Aufgehalten werden kann er erst durch die Unschuld eines Kindes
  • Der Golem wird in Wegeners Film zu einem Sinnbild des Verhältnis von Mensch zu Maschine - geprägt durch die Erfahrungen der Industrialisierung und des 01. Weltkrieges
  • Er behandelt die Angst vor den Schöpfungen der Menschheit, die sich verselbstständigen und zur Gefahr für die Menschheit werden, da sie außer Kontrolle geraten
  • Insbesondere die Bilder des brennenden Ghettos sind eindeutige Verweise auf den 01. Weltkrieg

03. Wegeners Film im Kontext

  • Wegener interessiert die traditionelle Sage weniger als deren Verwertbarkeit
  • Er greift einzig auf die Prager Golemsaga zurück
  • Andere Bezüge zur jüdischen Mystik sind kaum gegeben
  • Die Erschaffung des Golem zeigt deutliche Unterschiede zu den überlieferten Quellen auf:
  •    * Die Kabbala spielt im Film keine Rolle
  •    * Die Erschaffung des Golems geschieht mit Hilfe von Astrologie, Chemie und Magie
  •    * Der Dämon Astaroth geht auf die phönizisch-kanaanäische Göttin zurück, die als höllischer Geist in den Volksglauben überging
  • Rabbi Löw hingegen ist eine historische Figur, die tatsächlich Kaiser Rudolf II in Rechtsfragen beriet
  • Die Beschwörung der Vorväter in den Hallen des Kaisers hingegen findet sich in ähnlicher Form auch in Meyrincks Roman wieder

Wegeners Film ist eine der populärsten künstlerischen Adaptionen des Golem-Stoffes, die das Bild des Golem bis heute prägt, allerdings nur vage Bezüge zur jüdischen Tradition hat.