Kino & Fernsehen
Eifersucht und Intrigen unter 10-Jährigen: „Anne liebt Philipp“ (DVD)
Der norwegische Spielfilm „Anne liebt Philipp“ (2011) spielt irgendwo in der norwegischen Provinz, wo das Leben noch in Ordnung ist und die einzige Sorge der Kinder darin besteht, wer mit wem geht. Das Ganze beruht auf einem Buch der norwegischen Vielschreiberin und Bestsellerautorin Vigdis Hjorth, wobei da im Deutschen ein ganz schönes Namensdurcheinander herrscht. Im Buchtitel der norwegischen Originalausgabe nämlich gibt es die Namen Jørgen und Anne. Die deutsche Buchübersetzung fand die Namen „Tilla und Philipp“ besser, während für den Film in der BRD jetzt die Namen Anne und Philipp ausgewählt worden sind.
Gefälschte Liebesbriefe
Unter den vielen Kindern des Films sind da die verschiedenen Typen, wie es sie wohl immer wieder überall gibt. Im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses steht die selbstbewusste Klassenschönheit, die Fernsehwerbung für Haarshampoo macht. Nicht ganz so im Mittelpunkt steht die Hauptfigur des Films, Anne. Anne hat keinen Freund, denn Liebe ist nichts für sie. Allerdings hat sie eine beste Freundin, Beate. Doch im Kopf der Hauptperson geht so einiges durcheinander, als ein neuer Junge in der Nachbarschaft und in der Klasse auftaucht: Philipp. Die Klassenschönheit belegt ihn gleich mit Beschlag, als wäre er ihr Eigentum. Anne wird eifersüchtig und da wird dann tatsächlich intrigiert bis aufs Messer. Liebesbriefe werden gestohlen und gefälscht. Man fühlt sich in einem Liebesroman des 18.Jahrhunderts. Nur eben die norwegische Legoversion.
Der Film hat noch eine phantastische Nebenhandlung um ein vermeintliches Geisterhaus. Denn über ein unbewohntes Haus gehen wilde Gerüchte, dass es dort spuke, dass dort ein unglücklich verliebtes Mädchen von ihrem bösen Vater umgebracht oder eingemauert oder beides worden wäre. Diese Geschichte jagt wild im Kopf der kleinen Anne umher, und je nachdem, wie es in ihrem Leben gerade aussieht, verändert sich der Ablauf der Geschichte. Und das hat dann wieder Einfluss auf ihr eigenes Verhalten.
Das ist sehr interessant, wie Leben und Fiktion, Liebe und Tod da in einem Kinderfilm ineinander gehen und dem Ganzen einen Hauch von gruseligem Kunstfilm verleihen.
Nichts für Kinder?
Bei Amazon findet man übrigens die eine andere Beschwerdekritik, das wäre nichts für Kinder. Für deutsche Kinder, möchte man fast bösartig sagen, denn in Deutschland würde so ein Kinderfilm vermutlich gar nicht erst produziert. Ein Vater berichtet, dass seine 6-jährige Tochter weinte und die 10-jährige Alpträume hatte. Ja, das hatten die Kinder früher auch von Geistergeschichten am Lagerfeuer. Der Film ist keinesfalls zu schlimm für Kinder, wie die anderen positiven Bewertungen zeigen. Das einzige Problem könnte sein, dass sie wegen der erträumten Alternativhandlung mal etwas nicht verstehen. Dann müssen sie den Film eben noch einmal gucken. Unterhaltsam genug dafür ist er schließlich. Schließlich endet ja auch alles gut. Und das ganz ohne Geister.