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Ein vierminütiger Tag - Gedicht

Ein vierminütiger Tag

Was ist das hier?
So kaputt das Innere!
Was ist das hier außen?
Da vor mir, das erkenne ich nicht.
Ich hab sieben Jahre geschlafen.
Jetzt wurde eben die Mauer eingerissen.
Es ist alles da, für alles gesorgt,
nur keine Liebe,
muss irgendwie was Unanständiges sein.
Mir ist das peinlich.
Jetzt ist jedenfalls klar Warum
nach all den Jahren Schlaf.
Das Was ist auch klar.
Die Frage danach hatte damals gequält.
Jetzt tut sie das nicht mehr.
Jetzt tut wieder die grelle Sonne weh.
Der Kopf will seinen Schmerz nicht.
Alles quält noch,
nur die Fragen nicht mehr.
Der leere Augenblick hängt ungelenk
in der Sommerluftkonfiguration.
Gestade – Aua!
Sterne haben auch nur Stacheln.
Komm wieder zu diesem Dachboden,
wo der Jazz begraben liegt.
Ich warte dort und freue mich auf dich.
Der Staub wird unser Zeuge sein.
Und wenn eine alte Scheißudojürgensplatte
überhaupt wüsste,
wer hier die Ziege mit Wein verstaucht,
würde das blöde Märchen mit dem Dichter drin
wieder von vorne anfangen.
Und sein Schicksal begegnet ihm
wie ein weiches Kissen.
Was spricht dagegen einfach einzuschlafen,
denn in seinen Träumen leben keine Idioten?

Anmerkung des Verfassers

Dieses Gedicht entstand während eines Wechsels von einer Lebensphase in eine andere, wobei sich weniger die äußeren Umstände geändert hatten als der Zugang zum Leben. Es zeigt, wie nach einer wenig bewussten oder selbst depressiven Phase plötzlich erkannt werden kann, dass man reale Verbesserungen erfahren oder bewirkt hat, und das Entstehen neuer Hoffnung mit neuen persönlichen Werten, was hier nicht ohne Grund zum Schluss mit etwas leisem Humor verbunden wird.

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