Erziehung & Kinder
Endlich im Orchideenparadies!
im Orchideenparadies!
Aus meinem verbotenen Orchideefanromankapitel :
“ DER SÜNDENFALL IM ORCHIDEENPARADIES“
I.Teil: Mein Orchideenstreit mit dem Direktor
II.Teil: Unser Orchideenreise mit Hindernissen.
III. Teil: Endlich im Orchideenpardies
IV.Teil: Ich machte mich zum Affen im Orchideenparadies
V. Teil: Die schneeweisse Orchideenrarität
VI. Teil: Ringsum ein herrliches Orchideenparadies
VII. Teil: Der Sündenfall im Orchideenparadies
VIII. Teil: Die Natur-Schande
Es dauerte nicht lange, da durchliefen wir Steinroda, vorbei an Fachwerkhäusern mit spitzgiebligen Dächern, alles eng aneinander gedrängt, selbst die Vorgärten waren kleiner. Darinnen blühten gelbe, rote und geflammte Tulpen. Ständig quälte uns die Frage:Haben wir uns den weiten Weg umsonst bemüht? Ob die Orchideen auch wirklich schon blühen? Ob wir auch das nötige Glück haben, die richtigen Stellen zu entdecken oder stundenlang suchend im Gelände umher irren, ohne eine einzige Orchidee gesehen zu haben?
Dreibrot beschrie es noch:" Als ich einen ganzen Tag im Thüringer Wald unterwegs war, oben auf der Schmücke. Dort suchte ich vergebens nach dem Holunderknabenkraut. Nachmittags, als ich enttäuscht vom vielen Orchideensuchen zu meinem Fridolin zurück kehrte, stand doch dort keine zwanzig Schritte entfernt, kaum, sichtbar im Gras ein einziges Holunderknabenkraut. Was sind wir doch für Spinner!
Schon überquerten wir auf der Holzbrücke den etwa zehn Meter breiten Fluss, der eine Unmenge roten Schlamm wegschlemmte. Auf dem anderen Ufer mit Steinen aufgeschüttet, verlief eine schmale, holprige Landstrasse. Dahinter kletterten Bäume und Sträucher den mit Felsen durchsetztenSteilhang hinauf. Wir wählten den bequemeren Weg. Als dann Kirchenglocken läuteten, fühlten wir uns so richtig feierlich in der freien Natur. Uns kamen viele Bäuerinnen und Bauern entgegen. Dreibrot begrüßtediese alle laut und freundlich:" Guten Morgen! Ein schöner Sonntagsmorgen heute Morgen."
Er hatte seinen Spaß an den verdutzten Gesichtern, wie die angestrengt nachdachten: "Wer sind die denn? Diese haben wir lange nicht gesehen. Aus unserem Dorf stammen die bestimmt nicht, sicher auseinem Nachbardorf. Vielleicht auch Besuch aus dem Westen."
Wir folgten dem schmalen Weg, der sich aufwärts durch Haselnussgestrüpp, mal Birken, mal Kiefern schlängelte. Aus rotem Sand lugte ähnlich wie bei uns, heller, gefurchter Kalkstein. Moosbart hatte mir eingeschärft, auf eine uralte, mächtige Linde zu achten, gleich dahinter wüchsen viele Orchis mascula. Wie sollten wir hier zwischen Tausenden Bäumen einen einzigen herausfinden? Nun lichtete sich der Hang. Wir gingen übereine Schafweide, erkennbar an den mageren, kurzen, fast blütenlosen Rasen, nur von Disteln, Gänseblümchen, und Wolfsmilchgewächsen bewachsen. Nein, da brauchten wir gar nicht erst suchen. Weiter ging es den schmalen Weg durchs Gestrüpp, wo wir gebückt laufen mussten. Endlich standen wir auf freiem Gelände. Vor uns endete eine Wiese vorm Abgrund, die rötliche Wand aus der auch überall Muschelkalk hervor schimmerte, stürzte senkrecht ins Tal, das sich im Bogen dahinzog.
Plötzlich rief es: Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck!
Wie einst als Knirps, wünschte ich mir viele Kuckucksblumen. Damals glaubte ich die Kuckucksblumenkönnten fliegen und auch Kuckuck rufen.
Seltsame Duplizität der Ereignisse; mein Wunsch wurde in wenigen Minuten erhört. So etwas ist mir schon öfters passiert. Immer wieder vergisst man das. Als ich in die Richtung blickte, woheres kuckuckute,entdeckte ich seitlich über uns auf der Bergnase eine urwüchsige Linde mit einer mächtigen Blätterkuppel. Das musste der markante Baum sein. Ich schrie lauthals vor Freude, stürmte durchs Gestrüpp, dass mir die Zweige ins Gesicht peitschten. Schon befand ich mich auf einem schmalen Pfad, der direkt zur Linde führte. Dreibrot keuchte hinter mir her undknurrte: "Dich hat wohl ein böser Affe gebissen!"
"Nein," erwiderte ich: "Der Naturgeist der Orchideen ist mir erschienen. Wahrlich, wahrlich ich sage dir, in wenigen Augenblicken wirst du im Orchideenparadies sein! Wetten das einen Zentner Mohnkuchen und einen Kasten Bier!"
Und siehe da, kaum ausgesprochen, lichtete sich unvermutet hinter der Linde das Dickicht. Überall leuchteten auf einer großen Wiese, rosafarbene Ostereier. Als wir uns diesen näherten, entpuppten diese sich als Blütenähren des Dreizähnigen Knabenkrautes. So schnell konnte man gar nicht gucken wie Dreibrot vor den Orchideen kniete, sich verrenkte, schließlich auf dem Bauch lag und mit seinen Prakticasfotografierte, nochmals fotografierte. Obwohl er diese Orchidee auch in unserer Gegend vielfach in seinen Dias verewigt hatte. Mit ihm ging die Leidenschaft des Orchideenjägers durch, der ein Bild nach dem anderen schießen muss. Währenddessen setzten ich meinen schweren Rucksack ab und griff zu einer Bierflasche. Wie konnte es auch anders sein, den ersten Schluck genommen, schon spritzte mir eine Fontäne ins Gesicht, aber auch einiges als Begrüsssungstrank auf die Orchideen.