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Gesellschaft

Freiheit in der Moderne oder: Ist die Klofrau besser dran als die Managerin?

Freiheit findet ihre Grenze dort, wo sie die Freiheit anderer einschränkt. Somit wird ganz klar, wo Freiheit aufhört. Doch wo findet Freiheit ihren Anfang? Hierzu die Geschichte: Wie die Klofrau so die Managerin – oder ist die Klofrau besser dran?

Freiheit in der Moderne oder: Ist die Klofrau besser dran als die Managerin?
Freiheit in der Moderne oder: Ist die Klofrau besser dran als die Managerin?

Die Moderne bietet absolute Freiheit und hat nichts mit Sklaverei zu tun

„Hallo! Na, auch eine Sklavin?“ begrüßte die Toilettenfrau die Managerin. Die Managerin schaute die Toilettenfrau irritiert an und widersprach: „Ich bin keine Sklavin!“
„Alles klar“ sagte die Toilettenfrau und wischte mit dem Tuch über die Klobrille. „Sie sind eine Managerin mit gewaltigem Gehalt. Das ist natürlich was völlig anderes. Wofür bekommen Sie eigentlich das viele Geld?“
„Das ist doch ganz klar? Ich achte darauf, dass die Gewinne maximal ist. Dann sind die Aktionäre zufrieden. Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe und das, was ich immer wollte.“
„Sie haben sich also von ihrer frühesten Kindheit an auf diese Aufgabe vorbereitet?“
„Na ja, seit der Schulzeit, seit mir klar wurde, dass Geld die Welt regiert.“
„Und Sie und Ihr Leben!“ vervollständigte die Toilettenfrau.

Die Freiheit der Moderne ist die Freiheit der eigenen Entscheidung

„Was erlauben Sie sich? Ich habe ein erfülltes Leben: Ein tolles großes Haus, einen Sportflitzer und ich habe fast die ganze Welt bereist.“
„Alle Achtung“ sagte die Klofrau während Sie in die nächste Toilettenkabine ging. „Ich hätte da trotzdem noch eine Frage: Konnten Sie jemals frei entscheiden, wie Sie Ihr Leben gestalten. Hätten Sie auch anders leben können?“
„Nein, das hätte ich auch gar nicht gewollt. Ich wollte ein besseres Leben als meine Eltern. Ich bin ein Kind dieser Zeit!“
„Sie hatten also keine freie Wahl. Ihr Leben war von Geburt an vorgezeichnet. Sie sind dazu bestimmt, sich und Ihr Leben sinnlos für Geld und Macht zu opfern. Sie sind eben doch nichts anderes als eine Sklavin.“
„Was ist denn daran sinnlos, Geld und Macht anzustreben?“ empörte sich die Managerin.

Wenn die Freiheit der Moderne macht viele Menschen krank

„Meine Eltern sind mächtig stolz auf alles, …“
„was Sie von Ihnen erben können, wenn Sie ein Herzinfarkt dahinrafft“ beendete die Toilettenfrau den Satz. „Sie wollen es einfach nicht kapieren, wie? Ich bleibe dabei“, fuhr die Klofrau fort, und ließ kurz die Spülung laufen „Sie habe Geld und ein schickes Leben, aber sie könnten genauso gut mit Fußfesseln hier im Klo stehen.“
„Jetzt reicht`s mir aber. Schweigen Sie!“ paffte die Managerin und schlug die Kabinentür hinter sich zu.
„Nein, Kindchen! Sehen Sie`s doch ein: Der einzige Unterschied zwischen uns beiden besteht einzig und alleine darin, dass ich meine Augen nicht davor verschließe, dass ich eine Sklavin dieses beschissenen Geld- und Konsumsystems bin. Ich weiß, wie abhängig mein Leben ist und das geht mir gewaltig gegen den Strich! Ich weiß, dass ich eine Sklavin des Systems bin und das gibt mir meine Freiheit, meine Entscheidungen zu treffen. Sie haben diese Freiheit nicht! Ihre Aktionäre lachen sich doch ins Fäustchen, das Sie so bereitwillig für deren Gewinnmaximierung sorgen.“
„Das ist doch Quatsch!“ kam es hinter der Kabinentür hervor „Die vertrauen mir bedingungslos und solange niemand dieses System in Frage stellt, funktioniert es ja auch bestens!“

Ist die Freiheit der Moderne selbstsüchtig und sinnlos?

„Tja,“ antwortete die Klofrau, „so funktioniert alles: mit blindem Gehorsam und selbstsüchtigem Denken. Der Verstand wird ausgeschaltet und niemand fragt mehr nach dem Sinn seines Tuns.“
Die Kabinentür öffnete sich und die Managerin ging ohne ein weiteres Wort.
Die Toilettenfrau reinigte mir zufriedener Miene die Klobrille und steckte die 50 Cent in Ihre Kitteltasche.

Nutzen Sie die Geschichte und fragen Sie sich: Wie steht es nun um die Freiheit der Managerin? Oder fragen Sie:
• Wie steht es um die Freiheit des Einzelnen in der modernen geld- und konsumorientierten Gesellschaft?
• Werden Menschen in einer solchen Gesellschaft zu Sklaven des Systems?
• Entspricht das Streben nach Geld und Macht der Freiheit des Einzelnen?
• Ist die Freiheit gerade hierdurch, durch eine Gleichschaltung der Interessen, letztlich eingeschränkt?

Copyright der Geschichte: ErkenntnisWelten