"Geisteswissenschaftler haben sich von vornherein auf unrentable und überlaufene Berufszweige festgelegt, weniger Fähigkeiten für die Berufswelt als andere gesammelt und können auf dem Arbeitsmarkt nur durch Zusatzqualifikationen besteh
Geisteswissenschaftlicher Hochschulabschluss in der Tasche – was nun?
Originaltext unter: http://www.jarocco.de/tipps/
Ja und Nein! Tatsächlich ist es für Akademiker geisteswissenschaftlicher Studiengänge insgesamt schwerer, den Berufseinstieg zu schaffen. Während das Studium noch Möglichkeiten zur Selbstentfaltung und Selbstbestimmung bot, kommt die Ernüchterung und mit ihr der Frust meist allzu schnell:
Absolventen von MINT-Fächern werden händeringend gesucht - nach Geisteswissenschaftlern dagegen erst gar nicht gefragt. Wer dennoch einen Praktikumsplatz ergattert, darf zufrieden sein, vor allem wenn er in der Höhe einer Monatskarte für den ÖNV bezahlt wird. Für die begehrten Volontariatsplätze (= postgradualer Ausbildungsplatz) sind mit Promotion und erster Arbeitserfahrung die Anforderungen für die meisten Absolventen schier zu hoch. Und bei der Suche im Internet fällt vor allem eins auf: Die bekannten Jobbörsen listen kaum Stellen auf und oftmals sind Fundstellen im Internet veraltet und Stellen schon abgelaufen.
Gut beraten ist, wer schon während des Studiums ein Profil erarbeitet, dass sich an den Anforderungen des Arbeitsmarktes orientiert. Was aber ist zu tun, wenn der Lebenslauf noch dazu atypisch verläuft? Wie dennoch den Einstieg ins Berufsleben schaffen?
Die nachfolgenden Ideen haben wir als kleine Starthilfe zusammengetragen. Es geht in erster Linie um den Einstieg in die (flexiblere) freie Wirtschaft, wo neue Stellen entstehen (können). Das Fortkommen im Wissenschaftsbereich haben wir bewusst ausgeklammert, ebenso wie den Einstieg in eine Behörde. In ersterem werden meist Doktorandenstellen unmittelbar durch die unterrichtenden Professoren vergeben und der öffentliche Dienst mit festen Strukturen und Ausschreibungen erfordert einen eher klassischen Studienverlauf. In Wirtschaftsunternehmen sind die Strukturen flexibler, doch trauen sich Geisteswissenschaftler weniger in diesen Bereich vorzudringen.
Kompetenzprofil als Starthilfe
Erstellen Sie ein aussagekräftiges Kompetenzprofil als persönliche Starthilfe. Hier geht es nicht darum, was man etwa mit einem Magister in Germanistik, Kunstgeschichte und Archäologie werden kann bzw. wo die Mitstudenten untergekommen sind und „da bewerbe ich mich auch“. Vielmehr ist ein Kompetenzprofil eine Momentaufnahme der eigenen Fähigkeiten und Stärken. Es gehören alle aufgelistet, die Sie auszeichnen, egal wo und wie sie erworben wurden, etwa Fach-, Methoden-, Sozial-, Führungs- und persönliche Kompetenzen. Was können Sie besonders gut und was zeichnet Sie aus? Und überlegen Sie: Hat das Studium neue Interessen und Neigungen hervorgebracht und lassen sich diese mit der Realität auf dem Arbeitsmarkt verknüpfen? Listen Sie auch das auf, von dem Sie glauben, dass es im Lebenslauf nicht zusammenpasst oder kontrovers gegen Ihre Linie steht. Im Ergebnis ergibt es dann wieder ein rundes Bild!
Mit Ihrem Kompetenzprofil starten Sie die Jobsuche. Lesen Sie die Anforderungen in mehreren - für Sie interessanten - Stellenausschreibungen und vergleichen sie diese mit Ihrem Profil. Bewerben Sie sich zielgerichtet und nur bei hoher Übereinstimmung. Keinesfalls einfach drauflos bewerben! Das bringt meist wenig, da andere Bewerber die Grundvoraussetzungen erfüllen und jede Menge Absagen in Ihrem Briefkasten landen – der Frust ist vorprogrammiert.
Sollte Ihr Profil die Anforderungen nicht mehrheitlich erfüllen, überlegen Sie, wie Sie Ihre Chancen verbessern können. Hier können Berufsfindungsseminare an Unis hilfreich sein (meistens kostenfrei), Fort- und Weiterbildungen, Aufbaustudiengänge, Angebote örtlicher Träger (kostengünstig etwa VHS), aber auch Auslandsaufenthalte. Wenn Sie nicht im Studium Ihre Karriere systematisch geplant haben, dann sollten Sie es jetzt tun: Networking, Praxiserfahrung und betriebswirtschaftliche, technische bzw. IT-Kenntnisse sind wichtig! Informieren Sie sich, wie der Einstieg in Ihr Arbeitsfeld zu bewältigen ist. Möchten Sie etwa als Historiker bei einem Rundfunksender als wiss. Dokumentar arbeiten, gelingt das nur über ein Volontariat. Bewerben Sie sich in einer Medienagentur auf eine Stelle mit Berufserfahrung, die Sie nicht haben, hat Ihre Bewerbung – auch wenn Sie noch so gut daher kommt – meistens keine Chance. Überlegen Sie, wie Sie Wissenslücken sinnvoll und finanziell tragbar schließen können bzw. ob es Alternativen zu Ihrem Weg gibt.
Mit einem Kurzprofil zur Messe
Wer Sie nicht kennt, kann mit Ihnen auch nicht über einen Berufseinstieg reden! Karrieremessen bieten eine der besten Möglichkeiten überhaupt, mit Personalentscheidern von Wirtschaftsunternehmen in Kontakt zu treten. In vielen größeren Städten veranstalten Unis schon seit Jahren Messen (z.B. ArGuS der Humboldt-Uni zu Berlin oder die Unis Erlangen und Halle/Saale oder auch Fachmessen für Entwicklungshilfe, Tourismus), deren Teilnahme meistens kostenfrei ist.
Die vollständige Bewerbungsmappe mitzunehmen ist möglich, aber unnötig. Mit einem Kurzprofil wirbt der Bewerber für sich und der Personalentscheider sieht alles Wesentliche auf einen Blick. Das Kurzprofil muss aussagekräftig sein und alle wichtigen Fähigkeiten und Fertigkeiten auflisten. Achtung! Das Thema Ihrer Magisterarbeit interessiert mit Blick auf die möglichen Aufgabenfelder im Unternehmen meistens weniger, dass Sie Informationen gut beschaffen, aufbereiten und verarbeiten können dagegen schon. Nach einem Gespräch am Stand übergeben Sie Ihr Kurzprofil, um nach einiger Zeit erneut Kontakt aufzunehmen und sich in Erinnerung zu bringen. Nutzen Sie diese wirklich gute Möglichkeit!
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