Die Geschichte von der blind verliebten Judith, die Herzog Blaubart, dem Ehegatten-Mörder, auf seine Burg folgt, wird oft und gern auf vielen Opern-Bühnen gespielt.
Herzog Blaubarts Burg – Oper von Béla Bartók
Judith folgt Herzog Blaubart auf seine Burg. Für ihn hat sie Ihren Verlobten, ihre Eltern und Geschwister zurückgelassen. Von einem liebenden Ehemann ist nichts zu spüren. Als sich das Burgtor für immer schließt, findet sie sich in einem dunklen, nassen, eisigen Gemäuer wieder. Mit dem Elan einer frisch Verliebten macht sie sich ans Werk, das traute Heim mit Licht, Liebe und Leben zu füllen. Zuerst kommt die Bestandsaufnahme. Sie stellt fest, dass es sieben verschlossenen Türen in der Burg gibt, die ihrer Meinung nach ins Licht und in die Wärme führen müssen.
Herzog Blaubarts Burg / Quartett/ Erwartung – 3 Opern an einem Abend
Béla Bartók / Heiner Müller / Arnold Schönberg an der Staatsoper Stuttgart
Ein Fries verläuft oben über die Bühne. Zu sehen ist, in drei Variationen, ein Jungfrauen-Quartett in Partykleidern und ebensolcher -laune. Sie scharen sich um einen Mann, der ungefähr so alt ist wie die vier Glitzergirls zusammen. Alle vier fallen auf durch ihre wallenden Haare. Der strahlende ältere Herr im Fellsessel mit den Insignien eines reichen Salonhelden hat dafür kein einziges auf dem blanken Kopf. Ein typischer Altmänner-Wunschtraum eines Möchtegern-Schwerenöters.
Herzog Blaubarts Burg
Drei Stücke - ohne Pause - in der Stuttgarter Staatsoper
Die erste Oper handelt von Herzog Blaubart, dem Serien-(Ehe)Frauenmörder, der schon wieder eine Gemahlin auf seine Burg holt - sie ist bereits die siebente. Nach und nach erkennt sie, dass sie sein nächstes Opfer sein wird. Der Regisseur Thomas Bischoff erzählt diese Geschichte einmal nicht aus der Sicht eines überlegenen Gegenspielers auf seine ängstliche Ehefrau oder sein verknalltes Weibchen. Hier treffen zwei ebenbürtige Charaktere aufeinander.
„Quartett“ zwischen „Herzog Blaubarts Burg“ und „Erwartung“ – das dritte Rad am Tandem
Zwei Kurzopern bestimmen den Abend in der Staatsoper Stuttgart: Herzog Blaubarts Burg von Béla Bartók und Erwartung von Arnold Schönberg. In der ersten Oper bringt der Frauenmörder Blaubart seine neue Gemahlin in eindeutiger Absicht auf seine Burg, wird aber von ihr ins Jenseits befördert. In der zweiten Oper irrt eine verwirrte Frau durch den Wald und sucht den Mann, den sie getötet hat.
Mitten in diese beiden Opern, zwischen die eigentlich kein Stück Papier mehr passt, klemmt Thomas Bischoff einen Auszug aus dem Theaterstück “Quartett” von Heiner Müller.
Für diejenigen, die dieses Stück kennen, ist es vielleicht ein Wiedererkennen. Es kann sogar sein, dass besagter Ausschnitt den Höhepunkt des ganzen Stückes darstellt. Auf die übrigen Opernbesucher wirkt dieser Text befremdlich. Zum einen erwarten sie in der Oper Gesang und vollen Orchesterklang, zum anderen können 25 Minuten für eine Überbrückungspause endlos lang werden. Nach und nach lichten sich die Zuschauerreihen. Zum finalen Gekreische der beiden Schauspielerinnen Anke Hartwig und Catherine Janke setzt eine Völkerwanderung in Richtung Tür ein...