Im Frühling
Im Frühling
Hakasi

Über Mich

Im Frühling

Es waren zwei. Zwei Männer. Und mein Herz gehörte nur einem von ihnen. Der Ältere war in der Gesellschaft etabliert; der Jüngere war ein Nichts. Mein Herz gehört dem Nichts. Bis ich dann in einer Nacht ein Herz fasste und mit meinem strengen Vater sprach. Er sagte nichts, ging schweigend hinaus. Ich sagte auch nicht mehr.

Stets kam der Ältere mich begrüßen; ich war ihm versprochen. Ein Küsschen zur Begrüßung auf die Wange, kalt, ohne Tiefe, ohne Geist wie Lippen die Zwangsgymnastik machen. Er war ein renommierter Rechtsanwalt, das beeindruckte meinen Vater von Anfang an. In jenen schwierigen Zeiten mussten die Mädchen eine gute Partie machen, dann brauchten die Väter sich nicht mehr zu sorgen.

Sein jüngerer Bruder lächelte mir auf der Straße immer schüchtern zu. Bis er eines Tages an der Ecke im Regen auf mich wartete. Schnell drückte er mir ein kleines Päckchen mit einer roten Schleife in die Hand: Du bist meine große Liebe. Sagte es und verschwand. Zitternd öffnete ich das Seidenpapier: ein Schokoladenherz.

Wenn ich nochmals mit meinem Vater reden würde; wir würden heiraten, er würde eine Arbeit finden. Er könnte im Betrieb meines Vaters arbeiten. Wenig später ging er weg, auf die Farm eines Onkels, zum arbeiten. Im September heiratete ich den Älteren. Jahre vergingen, mehr als zwanzig Frühlinge, mein Herz hatte ich bereits begraben.

Meine große Liebe kehrte zurück, mit Tuberkolose. Er sah alt und einsam aus, als er mit seinem Koffer aus dem Auto stieg, an der Seite seines älteren Bruders. Ohne Angst sah er mich an, vertraut und bittend. Ich bat ihn herein. Er sollte einige Tage bei uns bleiben, bis wir einen Pflegeplatz gefunden hätten. Während mein Mann arbeite, redeten wir stundenlang, während ich seine Hand hielt. Niemals vergaßen wir uns oder berührten uns unsittlich, niemals. Und dann im Frühling verabschiedete er sich. An einem sonnigen Nachmittag fragte er mich lächelnd: Möchtest du Gott eine Nachricht schicken? Unter Tränen sagte ich: Gott ist ungerecht. Nein, erwiderte er, Gott erlaubt mir, hier an deiner Seite zu sterben. Er drückte meine Hand, atmete noch ein letztes Mal und starb.