Iny Lorentz wie man sie kennt und liebt.
Iny Lorentz - Die Tatarin
Iny Lorentz entführt die Leser in die Weiten der sibirischen Steppe.
Wer sich auf die Reise einlässt, wird belohnt.
Zum Inhalt: Russland 1707. Die junge Tatarin Shirin wird von ihrem Vater an die Russen ausgeliefert. Diese fordern ihn als Belohnung für eine gewonnene Schlacht. Der älteste Sohn ist bereits verstorben, der jüngste noch zu klein. So wird Shirin als Mann verkleidet und unter dem Namen Bahadur den Russen übergeben. Shirin muss nun ihre wahre Identität verbergen. Doch bald beginnt sie, Gefühle für den russischen Offizier Sergej Wassilijewitsch Tarlow zu entwickeln.
Eine phantastische Reise durch Russland beginnt
Der Einstieg in das Buch fällt etwas schwer. Direkt zu Anfang werden einem als Leser verschiedene Namen präsentiert, die man sich schlecht merken kann. Geübte Leser werden damit wenig Schwierigkeiten haben, ungeübte schon eher. Dafür ist der Einblick, den man in das Leben der sibirischen Steppe gewinnt sehr interessant. Man lernt Steppenvölker kennen, von denen man vorher nie gehört hat. Die Beschreibungen der Landschaften sind bildhaft, man sieht es vor seinem geistigen Auge. Hier hat die Autorin ganze Arbeit geleistet. Die meisten Figuren sind sympathisch und vielschichtig, manche aber nicht glaubwürdig genug. Da hätte man noch mehr herausarbeiten können. Aber Shirins Charakter ist faszinierend, stur und stolz, trotz Gefangenschaft. Im Grunde hasst sie die Russen, erkennt aber auch, dass nicht alles Unbekannte schlecht ist. Die Autorin nimmt den Leser mit in den Kampf, mal ist man Gast bei den Russen, mal bei den Schweden. Auch der Einblick ist sehr interessant und sorgt für reines Lesevergnügen.
Gut recherchiert
Wie alle Romane von Iny Lorentz ist gut recherchiert worden. Viele historische Persönlichkeiten in dem Buch hat es wirklich gegeben.
Die Autoren
Hinter dem Pseudonym Iny Lorentz verbirgt sich das Münchner Ehepaar Elmar und Iny. Jedes ihrer Bücher landet auf den Bestsellerlisten. Die größten Erfolge verzeichnete das Autorenpärchen mit der Reihe um die Wanderhure Marie. Das erste Buch der Reihe »Die Wanderhure« wurde vor kurzem verfilmt. Alexandra Neldel spielt darin die Rolle der Marie.
Einige Logikmängel, aber dennoch lesenswert
Fazit: Ein gelungener Roman, sofern man über ein paar kleine Logikmängel hinweg sieht. Wenn man sich auf die Reise begibt, wird man mit traumhaften Beschreibungen der russischen Landschaft beglückt. Manche Verwandtschaftsbeziehungen sind bis zum Schluss undurchsichtig geblieben, haben das Lesevergnügen aber nur kurzzeitig geschmälert. Das Buch lebt vor allem durch Shirins Charakterstärke, es ist amüsant zu lesen, wie sie sich in einer Männerwelt behaupten muss. Manchmal möchte man sie einfach nur in den Arm nehmen und trösten, dann wiederum hat man Respekt vor ihremMut. Auch die verbalen Schlagabtausche die sich Shirin und Sergij liefern sind ein wahres Vergnügen. Ein toller Roman, der einfach Spaß macht.
Iny Lorentz: Die Tatarin. Knaur, 2005. 590 Seiten, Taschenbuch. Euro 9,95.