Der beste Rock'n'Roller nach Chuck Berry starb am 8. Dezember 1980 vor dem Dakota-Building in New York
John Lennon
Während der Geburtstag von John Lennon – er wäre am 9. Oktober 70 Jahre alt geworden – langsam in Vergessenheit gerät, ist ein weiterer Jahrestag noch ganz frisch in Erinnerung: Am 8. Dezember 2010 sind es genau 30 Jahre her, dass John Lennon erschossen wurde. Der Mord geschah vor seinem Domizil, dem Dakota-Building in New York.
Passend dazu war die Premiere des Films über den jungen John Lennon , "Nowhere Boy", auf den 8. Dezember platziert worden. Kommerz macht auch vor toten Königen nicht halt. Denn John Lennon war einer: ein King of Rock'n'Roll.
"So this is Christmas", beginnt eines seiner großen Lieder, die er in seiner Nach-Beatles-Ära geschrieben hatte. Wer denkt in diesen Tagen nicht an dieses Lied zu Weihnachten, dessen Text so ganz und gar nicht zu der kuscheligen, kitschigen Musik passen will. Aber so war er: John Lennon. Genialer Songschreiber, immer provozierend.
Zurück zum 8. Dezember 1980. Attentäter war der geistig verwirrte Mark David Chapman. Es ist der tragischste Treppenwitz der Rock'n'Roll Geschichte: Wenige Stunden vor dem Mord hatte John Lennon Mark David Chapman beim Verlassen des Dakota-Building eine Schallplatte signiert. Ein Fan fotografierte die Szene. Es ist das letzte Foto überhaupt, das den lebenden John Lennon zeigt: Ausgerechnet mit seinem Mörder, Mark David Chapman.
Am 8. Dezember 1980 wurde vor dem Dakota-Building nicht nur ein Mensch erschossen – das allein ist schlimm genug. Es wurde auch nicht nur ein Ex-Mitglied der legendären Beatles erschossen. Am 8. Dezember 1980 wurde Rock'n'Roll getötet.
Diese Musik musste schon einige Tode sterben; man denke nur an den 3. Februar 1959, als Buddy Holly in einer einmotorigen Beechcraft Bonanza abstürzte und starb. Und mit ihm Ritchie Valens und Big Bopper. Sie lebten nur kurz, doch hatten sie Rock'n'Roll-Geschichte geschrieben.
John Lennon Lennon war der beste Rock’n’Roller – nach Chuck Berry allerdings. Aber auf alle Fälle noch vor Elvis Presley.
Denn Elvis hat nach grandiosem Start seiner Karriere nur noch seichtes Zeug abgeliefert ab dem Zeitpunkt, als er zur Army ging.
Und anders als Elvis ist John Lennon nicht zu spät, sondern leider ein paar Jahre zu früh gestorben.
Er hätte nach seinem 1980 erschienenen Album "Double Fantasy" noch einmal Rock-Geschichte geschrieben. Mark David Chapman hat das verhindert.
John Lennon hat seit den 50er Jahren die gesunde Aggressivität des Rock’n’Roll aufgegriffen und weiterentwickelt. Er hat auf der Basis von Chuck Berrys Rock’n’Roll mit mittlerweile legendären Beatles-Harmonien, einzigartigem Gesang und teilweise scharfsinnig-intelligenten Texten eine neue musikalische Dimension erschlossen, die über die Rumpelsongs von Chuck Berry hinausreicht.
Deshalb ist John Lennon der zweitbeste Rock’n’Roller, aber der beste Beat-Rocker aller Zeiten.
Elvis hingegen war einmal der beste Rock’n’Roller, damals, als er mit „Heartbreak Hotel“ seinen ersten Million-Seller hatte. Doch der King of Rock’n’Roll war schon lange tot, als er zwei Jahrzehnte später in Graceland starb.
Als John Lennon vor dem Dakota-Building niedersank, hatte er gerade ein neues Kapitel Musik-Geschichte angefangen.
John Lennon aber klingt auch heute noch so, als käme er gerade aus dem Plattenstudio um die Ecke.
Leider wird es von ihm keine neuen Songs mehr geben. Aber seine alten Sachen sind genug für seinen Platz in der Ewigkeit.
Wer ihn betrauern will, der wird Trost in seiner Musik finden: In seinen grandiosen Songs gemeinsam mit den Beatles und in seinen Solo-Alben. Und wer nach New York kommt, der kann von der U-Bahn-Station 72. Street entfernt wenige Meter zu Fuß die "Strawberry Fields" besuchen: Ein Stück Central Park, das nach dem Tod von John Lennon angelegt wurde.
Gegenüber dem Central Park, da ist das Dakota-Building; es liegt zwischen der 72. und 73. Straße. Es ist im neugotischen Stil erbaut und ein Wohnsitz für Prominente – auch heute noch. Die Witwe von John Lennon, Yoko Ono, wohnt noch immer dort.
Lebe wohl, John Lennon,
bye bye, Johnny.