Bücher
John Milton: "Das verlorene Paradies"
Leben
- 1608 in London - 1674 in London
- Ausbildung am Christ's College in Cambridge, traf jedoch früh die Entscheidung gegen die Theologie und für die Dichtkunst
- widmete sich nicht nur der Epik, sondern auch der Prosa (publizistische Abhandlungen), der Lyrik (lateinische-italienische Sonetten nach petrarkischem Vorbild, allerdings keine Liebesthemen, sondern Zeitgeschehen und persönliche Nöte) und dem Drama
- 1652: Erblindung
- bedeutende Werke nach Paradise Lost (englischer Originaltitel): Das wiedergewonnene Paradis (Paradise Regained) und Samson Agonistes.
- laut dem Lexikon der Weltliteratur gilt John Milton nach Shakespeare als der bedeutendste englische Dichter
Paradise Lost
- Ein Epos. In erster Ausgabe 1667 wurden 10 Bücher veröffentlicht. In zweiter endgültiger Fassung 1674 waren es 12 Bücher; es besteht aus 10.565 Blankversen
- Die Verherrlichung Gottes als zentrales Thema in diesem Buch
- es ist nicht konfessionell geprägt
- es ist auch keine Bibelnacherzählung und auch keine theologische Abhandlung, sondern es handelt sich hier um ein klassisches Epos
- formaler Einfluß von Vergils Aeneis: Beginn in media res mit späterer Rückschau auf die Vorgeschichte, Musenanrufungen, häufiger Szenenwechsel, ausführliche Schlachtenbeschreibungen (genau wie Vergils), Einteilung in 12 Bücher, kurze Inhaltsangabe in Prosa zu Beginn der Gesänge
- Einstreuung zahlreicher nichtbiblischer Episoden zur Erweiterung des erzählerischen Rahmens >>> Gesamtdarstellung der Welt
- stilisierte Sprache, detailreiche Beschreibungen, besonders der Hölle, Namenslisten
- Wer ist der Held? Satan (Romantiker: Blake, Shelley) oder der Sohn Gottes als 'Anwalt des Menschen'?
Inhalt
Buch 1: Unmittelbar nach dem Himmelssturz, Erweckung der Dämonen
Buch 2: Rat der Dämonen, Satan bricht auf die neue Welt zu suchen (ist blutig erzählt)
Buch 3: Gespräch zwischen Gott und seinem Sohn, Erlösungsangebot durch Gottessohn
Buch 4: Satan will das irdische Paradies betreten, was nicht gelingt (Engelswachen)
Buch 5/Buch 6: Erzengel Raphael warnt Adam vor Satan, erzählt die Geschichte der Rebellion und des Krieges im Himmel, der Sieg des Messias
Buch 7/Buch 8: Schaffung der Welt, Erläuterung Aufbau und Ordnung des Kosmos
Buch 9: Der Sündenfall, Satan als Schlange im irdischen Pradies verführt Eva
Buch 10: Der Urteilsspruch durch den Gottessohn, seine Gnade
Buch 11/Buch 12: Erzengel Michael läßt Adam in Visionen des Heilsgeschehen sehen, Adam und Eva verlassen das Paradies, leben from und arbeitsam.
"Es wäre besser in der Hölle zu regieren, als im Himmel zu dienen"
Die Weltordnung
- Dreiteilung in Himmel, Hölle und Erde
- Himmel in der Sphäre des Lichtes, Himmelsleiter führt zum 'Eingang' der Erde
- Hölle in der Sphäre der finsternis, ein Viadukt führt zum 'Eingang' der Erde
- Erde als neu geschaffene Welt in der Mitte zwischen den beiden Sphären
- vom Eingang der Welt führt eine Schneise zum irdischen Paradies
- außerhalb der Sphären herrscht das Chaos
Satan - Schlagworte
- Satan (hebräisch: 'Widersacher, Gegner'), vormals Lucifer (lat. 'Lichtbringer')
- Darstellung in menschlicher Gestalt - wie alle Engel des Epos: sie essen und trinken, bewegen sich räumlich fort, sind allerdings mächtiger und stärker als der Mensch, sind Gestaltenwandler
- ist schön (er war der schönste der Engel, nun ist er vernarbt und mitgenommen, 1599 - 604)
- zu stolz für den Himmel: 'Better to reign in hell, than serve in heav'n.' (1259 - 263); 140 - 44
- gefühlvoll (1604 - 606); und (1619/620)
- ist unsterblich: (153)
- kann fliegen: (1 225)
- ist reuelos (1 94 - 97)
- und rachedurstig (1 121/122)
- ist rhetorisch versiert und motivierend (1 528 - 530)
- Plan: Verderben der Menschheit, von der 'Wurzel an' (1 382 - 385)
- Neid auf die Menschen (Gottes Ersatz für die gefallenen Engel)
Zusammenfassung:
Satan ist ganz klar zentraler Held der ersten beiden Bücher - wie man ihn in einem Epos erwartet. Allerdings: in späteren Büchern verblasst er zunehmend und verschwindet schließlich ganz (ab Buch 10). Auch erweist sich sein Plan als gescheitert: Gott zerstört seine Schöpfung nicht, sondern läßt Gnade walten, bietet gar die Aussicht auf Erlösung und die Wiedererlangung des Paradieses.