Erziehung & Kinder
Kinder im Internet: Wie verhalten sich Eltern richtig?
Totales Verbot oder völlige Freiheit? Mehr Nutzen als Gefahr? Was Eltern und Kinder beim Umgang mit dem Medium Internet beachten sollten.
Lisa (13) verbringt ihre Freizeit meist im Internet. Online-Spiele und Soziale Netzwerke sind für Lisa eine Selbstverständlichkeit. Die meisten ihrer Freunde kennt sie vor allem aus der virtuellen Welt. Lisas Eltern haben nichts dagegen. Sie glauben, dass ihre Tochter sich mit modernen Medien auf jeden Fall bestens auskennen sollte, um später einmal im Berufsleben bestehen zu können.
Der 15 jährige Maximilian verfügt über keinen eigenen Internetzugang, darf aber oft am Computer seiner Eltern ins World Wide Web. Der Gymnasiast nutzt das Internet größtenteils als Informationsquelle für Referate und Hausaufgaben. Vor einiger Zeit entdeckte Maximilians Vater auf dem Familiencomputer jedoch die Spuren jugendgefährdender Seiten, welche Maximilian offenbar angeklickt hatte.
Janet (11) und ihr Bruder Pascal (14) dürfen zu Hause fast überhaupt nicht ins Internet. Ihre Eltern denken, dass dies zu gefährlich ist, weil Jugendliche unseriöse Seiten noch nicht erkennen können. Nur, wenn es (beispielsweise für Hausaufgaben) unvermeidlich ist, können die Geschwister unter Aufsicht der Eltern online gehen. Die beiden Teenager surfen daher manchmal heimlich bei Freunden durch das Internet.
Diese drei Beispiele, bei denen Namen und Umstände verfremdet wurden, zeigen bereits, wie uneinheitlich die Erwachsenenwelt auf die pädagogische Herausforderung des Informationszeitalters reagiert. Die dabei auftretende Spannbreite zwischen totalem Verbot und völliger Freiheit ist nicht unbegründet:
Unsichere Eltern und neugierige Kinder
Kinder und Jugendliche sind im Internetzeitalter aufgewachsen. Sie empfinden es daher als normal und alltäglich. Für die meisten Erwachsenen hingegen ist das Internet ein junges, modernes Medium, an das sie sich erst gewöhnen mussten und welches ihnen in ihrer Jugendzeit selbst nicht zur Verfügung stand.
Ihre eigenes Verhältnis zur Internetnutzung spiegelt sich bei Eltern möglicherweise im Erziehungsprozess wider. Schlechte Erfahrungen oder persönliche Unsicherheiten in der bunten, schnellen Welt des Internets können dazu führen, Kinder übermäßig behüten zu wollen, so dass diesen der Web-Zugang möglichst lange verwehrt bleibt. Nutzen diese Kinder später als Erwachsene endlich das Internet, begehen sie möglicherweise gefährliche Anfängerfehler.
Sorgloser eingestellte Eltern hingegen können dazu neigen, die Gefahren des Internets zu bagatellisieren. Sie vergessen dabei, dass Kinder und Jugendliche im Netz eben nicht wie Erwachsene agieren. Hinzu kommt, dass nicht wenige Jugendliche in der Computernutzung technisch versierter sind als ihre Eltern und geringere Probleme mit unverständlichen Fachbegriffen oder Anwendungsmechanismen haben. So manchen Erwachsenen dürfte daher erst bewusst werden, welche Inhalte ihr Sprössling konsumiert, produziert oder kopiert, wenn Rechnungen und Strafanzeigen ins Haus flattern.
Was Eltern beachten sollten
Bei der Nutzung des Internets kann es keinen totalen Schutz geben. Selbst die strengste Filtereinstellung des Browsers wird vermutlich nie vollständig verhindern können, dass jugendgefährdende Inhalte unzugänglich bleiben, erst recht nicht, wenn neugierige Kinder gezielt danach suchen. Die entsprechende Einstellung des Browsers sowie stets aktuelle Sicherheitssoftware ist daher lediglich die selbstverständliche Grundlage für alle Aktivitäten des Nachwuchses am heimischen Rechner. Darauf aufbauend sollte folgendes beachtet werden:
- Gängige Suchmaschinen sind vor allem für Erwachsene konzipiert. Es empfiehlt sich, für Kinder eine spezielle Startseite einzurichten, für jüngere Kinder beispielsweise Seiten wie diese. Darüber hinaus gibt es auch spezielle Suchmaschinen für Kinder.
- Kinder sind wissbegierig und werden ein unkommentiertes Verbot selten akzeptieren. Sie benötigen eine altersgerechte Erklärung, warum sie das Internet nur mit Einschränkungen kennen lernen dürfen und dass nicht jedes Angebot oder jeder Nutzer ehrlich ist.
- Trotz dieser Aufklärung bleiben die enormen Verlockungen des Internets natürlich bestehen. Es ist daher kein Fehler, Kinder nie allein durch das Web surfen zu lassen. Spätestens mit fortschreitender Pubertät wird diese Maßnahme auf wenig Gegenliebe stoßen. Doch Surfen unter Aufsicht bedeutet ja nicht, dass Erwachsene unbedingt direkt neben dem Computer sitzen müssen. Allein die Anwesenheit im gleichen Raum genügt oftmals schon für eine „seriöse“ Internetnutzung.
- Dazu gehört natürlich auch eine gewisse Vorbildwirkung. Deshalb sollten Eltern bei der eigenen Internetnutzung darauf achten, welche Inhalte ihre Kinder zufällig mitbekommen könnten.
- Falls Jugendliche die heimischen Einschränkungen wirklich umgehen wollen, werden sie dafür wahrscheinlich immer Wege und Möglichkeiten finden, beispielsweise in Internetcafes oder bei Freunden. Eltern sollten daher wissen, bei wem sich ihre Sprösslinge in der Freizeit aufhalten. Noch wichtiger ist jedoch ein stabiles Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern.
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In entsprechenden Internetangeboten können sich Eltern zudem über Neuigkeiten in Sachen Jugendschutz informieren oder gegebenenfalls auch Verstöße dagegen melden.
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Was Kinder und Jugendliche beachten sollten
Umso aufgeklärter und kompetenter junge Menschen mit modernen Medien umgehen, desto weniger Energie müssen ihre Eltern für immer neue Schutzmaßnahmen aufwenden. Den Kindern sollten daher einige selbstverständliche Verhaltensregeln beigebracht werden:
- Auch wenn viele Anbieter den Datenschutz noch so sehr betonen: Vermutlich niemand kann völlige Sicherheit garantieren. Persönliche Daten, Angaben zu den Lebensumständen und Fotos sind darum äußerst sparsam zu verwenden. „Alle anderen machen das doch auch“ ist kein Beleg für die Sicherheit eines Forums oder eines Sozialen Netzwerkes.
- Misstrauen muss deshalb eine Grundeigenschaft jedes Internetnutzers sein. Kinder sollten keine Werbung und keinen Download anklicken.
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Das Internet ist weder ein rechtsfreier Raum, noch ist es anonym. Trotz des oft rüden Umgangstons bei Chats und in Foren: Beleidigungen und Verleumdungen sind tabu. Ebenso verhält es sich mit illegalen Kopien und anderen Urheberrechtsverletzungen. Auch anonymisierte oder gar falsche Identitäten schützen nicht vor Strafverfolgung.