Kindergartenrevolution
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Humor

Kindergartenrevolution

Jügen Köditz

Hänschen hatte wieder einmal seinen närrischen Tag, besser gesagt Nacht. Eines Abends brachte er seine Spielzeugkiste angeschleppt. Stunden später sah es auf dem Fußboden aus, wie zu einer Revolution. Da lag alles durcheinander herum, viele Tiere, Indianer, Spiele, der  Spinnenmann ohne Arme und mit nur einem Bein und dazu unzählige Buntstifte.  Aus Büchern hatte er ein Haus gebaut, das war natürlich eingestürzt. Danach errichtete er aus Bauklötzen einen Turm. Der musste auch zusammenfallen, dazu kreischte Hänschen  schrillend.
Vergebens versuchte ich Hänschen abzulenken. Sonst interessierte er sich immer für das Buch mit den vielen bunten Abbildungen von Vögeln. Da musste ich ihm oft den Papageitaucher zeigen. Damit konnte ich ihn diese Mal nicht von seiner Spielzeugrevolution abhalten. Nun begann er auch noch wild auf einer Blechbüchse zu trommeln.
Da wurde es mir zu bunt, schimpfend stürzte ich in die Stube. Zu all diesem Chaos lief auch noch lautstark das Kinderfernsehen. Löwen, Nashörner und Elefanten bekämpfen einen Riesendinosaurier.
Ich schaltete das Fernsehen ab. Da spielte Hänschen verrückt und schlug wild auf  Papa ein und  kreischte wie am Spieß. Nun brüllte Mama aus der Küche auch noch Papa an, weil sie glaubte, ich hätte Hänschen verprügelt. Schockiert konnte ich meinen neuen Pagewizz-Artikel nicht weiter schreiben. Da fiel mir wieder etwas ein. Ich rief Hänschen zu:“ Onkel Pagewizz ist im Computer!“
Sofort kam Hänschen angerannt. Ich öffnete Onkel Pagewizz seinen letzten Artikel mit den interessanten, abstrakten Bildern. Das eine staunte Hans bewundernd an. Sein niedliches Kindergesicht strahlte dabei, so putzig, als könnte er kein Wässerchen trüben. Seltsam, das all die vielfältigen verschlungenen und verwirrenden, bunten Linien ihn so begeistern konnten. Als ich denn Titel dazu las, musste ich lachen, er passte zu Hans. Er lautete: die Kindergartenrevolution.
Endlich hatte ihn Onkel Pagewizz und das Gemälde nicht nur abgelenkt und beruhigt, nein, sogar angestachelt selbst künstlerisch tätig zu sein.
Denn auch Hänschen malt für sein Alter schon, seltsame, verwunderliche, naive, abstrakte Bilder. Danach hatte ich auch keine Ruhe mehr vor Hänschen, dauernd kam er in mein Zimmer gestürmt und verlangte immer mehr Papierbogen von mir. Bis Mitternacht lag er in seiner Kindergartenrevolution auf dem Fußboden und malte mindestens ein Dutzend abstrakte Gemälde.