Queeny

Die Mutprobe

Kindergeschichten aus dem WortWerk Autoren Buch

Auszug aus dem WortWerk Autoren Buch

"Eine bunte Mischung Geschichten für Kinder"

Eigentlich begann alles mit einer harmlosen Wette.
Wie gefährlich so etwas sein kann, hätten sich Kathrin und Paul nie träumen lassen.
Es war an einem jener heißen Sommertage. Die Dorfkinder saßen in der Schule und warteten auf das Signal für „Hitzefrei“. Unruhig rutschten sie auf ihren Stühlen hin und her, als plötzlich ein großes Auto auf den Schulhof einbog.
Nun hielt die Kinder nichts mehr auf ihren Stühlen. Sie kämpften um den besten Fensterplatz, um zu schauen, was nun passieren würde.
Ein elegant gekleideter Mann öffnete die hintere Wagentür, um einen kleinen Jungen aussteigen zu lassen.
„Ist das aber ein feiner Pinkel“, flüsterten die Kinder und stellten dabei fest, dass dieser Junge einen richtigen Anzug trug.
„Na, der wird doch wohl nicht…“, bevor Kathrin ihre Befürchtung aussprechen konnte, klopfte es an die Klassentür.
Der Lehrer schien nicht überrascht zu sein, als er die Tür öffnete und die beiden hereinbat.
„Kinder, das ist euer neuer Klassenkamerad Nikolas“, stellte er den Neuankömmling vor.
Dieser schaute schüchtern, fast ein wenig ängstlich auf die Kinder, welche ihn anstarrten.
Kathrin, die ihre Schulbank mit Paul teilte, flüsterte: „Der passt nicht zu uns, er ist ja sooo vornehm.“
Da schrillte die gute, alte Schulglocke. Die Kinder vergaßen den Neuen, um ja nicht zu spät zu ihrer Verabredung am Baggersee zu kommen. Nikolas hatte es nicht leicht unter den Dorfkindern. Während diese in kurzen Hosen und einem einfachen T-Shirt zur Schule gehen durften, musste er von Hau-se aus immer korrekt im Anzug die Schule besuchen. Keiner wollte auch nur eine seiner zahlreichen Einla-dungen in sein großes, schönes Zuhause annehmen.
Die Dorfbewohner tuschelten, wenn sie an dem großen prächtigen Haus vorbeigingen. Keiner ahnte, wie traurig der kleine Nikolas war. Man hatte ihn noch niemals lachen gesehen. Und wenn er durchs Dorf ging, dann war immer dieser elegante Herr bei ihm.
Kathrin konnte ihre Neugier nicht länger zügeln.
Es war nach einem anstrengenden Schultag, als sie beschloss, Nikolas auf dem Nachhauseweg einfach anzusprechen.
Er zuckte zusammen, als sie seinen Namen rief: „He du, darf ich dich heute nach den Schularbeiten einmal besuchen?“, fragte sie.
Überrascht schaute er sie an und fing zaghaft an zu lächeln.
„Aber sicher doch, ich würde mich riesig freuen“, war seine Antwort.
So kam es, dass Kathrin am späten Nachmittag erwartungsvoll an der Tür des prächtigen Hauses klingelte. Ein Mann in schwarzem Anzug öffnete ihr die Tür, hinter der Nikolas stand und über das ganze Gesicht strahlte.
Er führte sie durch das große Haus, und Kathrin kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. So viele Räume und so schöne Möbel hatte sie noch niemals gesehen. Sogar ein eigenes Schwimmbad gab es und hinter dem Haus auf einer kleinen Wiese graste ein richti-ges Pony.
Nikolas plapperte aufgeregt. Kathrin erfuhr an die-sem Nachmittag Dinge, die ihr so fremd waren und sie begriff, wie schlimm es sein kann, wenn man zwar reich ist, jedoch keine Eltern hat, die sich um einen kümmern. Das war alles im Grunde genommen sehr traurig. Sie trennte sich von Nikolas mit der festen Absicht, einmal ernsthaft mit ihren Schulka-meraden zu reden.
So geschah es dann auch. Viele Mitschüler waren einsichtig, nur ihr bester Freund Paul wollte sich mit seiner Gang nicht überzeugen lassen.
„Der soll erst einmal beweisen, dass er klug und stark ist“, tönte es Kathrin in den Ohren.
Na ja und dass ja bald Halloween sei und dass ohne Mutprobe gar nichts ginge. Na ja, wie das eben so ist.
„Wetten, dass er die niemals besteht“, triumphierte Paul und alle pflichteten ihm bei.
So kam er dann der Halloween-Tag, vielmehr der Halloween-Abend! Alle Kinder hatten Kürbisköpfe ausgehöhlt und sie zogen gemeinsam zu dem alten ausgebrannten Haus oben auf dem Hügel.
Wer mehr darüber wissen will, muss sich das Buch kaufen!