Knut ist tot
Knut - jung stirbt, wen die Götter lieben!
Neue Fakten! Tod am Nachmittag - Knut ist tot
Knut? Genau - dieses meist leicht angeschmutzte, weisse Fellbündel aus dem Berliner Zoo, dass vor 4 Jahren die halbe Welt in einen Eisbären-Boom ohnegleichen trieb, die "Knutmania" auslöste und seinen damaligen Pflegevater Thomas Dörflein über Nacht zum Star machte. Dörflein hatte 4 Tage nach Knuts Geburt die Rolle des Ziehvaters übernommen, nachdem Knuts Mutter ihre Jungtiere nicht annahm und seinen Zwillingsbruder totbiss. Die Bilder von Dörflein mit seinem knuffigen Ziehsohn gingen damals rund um die Welt und trieben Teenager wie Erwachsene in Erregungszustände, die man wohl seit den Tagen der jungen Back Street Boys nicht mehr gesehen hatte.
Knut war seines Zeichens der wohl berühmteste Eisbär der Welt, das Patenkind von Sigmar Gabriel (dem er auch figurmäßig rasch nahekam) und musste als Gallionsfigur für die meisten Übel dieser Welt - vom Klimawandel bis zum Artenschutz - herhalten. Versuche andernorts einen Nachfolger aufzubauen gab es, doch weder Nürnberg mit "Flocke" noch Stuttgart mit "Wilbär" schafften es wie Knut bis in die Championsleague aufzusteigen, sondern mussten sich mit Mittelfeldplätzen in der Regionalliga begnügen.
Schauplatz Berlin Zoologischer Garten
Und dieser Knut ist jetzt tot. Er wurde 4 Jahre, 3 Monate und 14 Tage alt und war zu Lebzeiten bereits ein rechter Brocken von Eisbär. Sein Leben endete am 19. März 2011 auf ziemlich profane Weise. Vor hunderten Augenzeugen stürzte er rücklings von seinem Kunstfelsen und dümpelte anschließend tot im Wassergraben. Einige hielten das Ganze zunächst noch für eine ziemlich spektakuläre Dressur des einstigen Wonneproppens Knut, doch schnell hallten Hilferufe über das Gelände des Zoos und die launige Wochenendstimmung fand ein jähes Ende.
Nach und nach wurde auch dem Letzten klar, dass hier Schluss mit Lustig war und die Ära Knut hier und heute ein plötzliches Ende gefunden hatte - dahingerafft - quasi "Tod am Nachmittag"! Schon kurz nach dem Vorfall sperrte die Zoo-Direktion das Gelände, viele Besucher verliessen weinend und unter Schock den Ort des Geschehens.
Knut: Plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen
Für einige Zeit verdrängte dieses Ereignis dann sogar Berichte über den Kriegseinsatz in Libyien und die Reaktorkatastrophe von Platz Eins der Nachrichten - und das nicht nur im sogenannten Unterschichtenfernsehen. Schnell greifen Schock und Trauer um sich, spontane Schweigeminuten werden organisiert und das Boulevard reagiert umgehend mit ersten Nachrufen, Sonderseiten und Kondolenzbüchern - passend unterlegt mit Musik in Moll und rührigen Szenen aus Knuts Knuddeltagen. Und unvermeidlich: BILD hypt Knut posthum zum Dauerserienstar.
Während Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit und sogar Renate Künast dem Anlass entsprechend staatstragende Kommentare abgeben, melden sich mehrere Naturschutzorganisationen - allen voran PETA und der Deutsche Tierschutzbund - sowie (natürlich) weitere Experten der Grünen zu Wort, die sich den medialen Rummel rund um Knuts tragischen Tod nicht entgehen lassen und fordern gleich einmal ein sofortiges Ende von Haltung und Zucht aller Eisbären in Deutschland und überall. Ob diese Experten dabei daran denken, alle Eisbären jetzt und heute und hier und jetzt freizulassen, wurde leider nicht mitgeteilt.
Knut: Ein "sozialer Underdog"?
In Gefangeschaft gehaltene Eisbäten können durchaus ein Alter von 40 Jahren und mehr erreichen. Das gibt zu denken und vielen stellt sich die Frage, warum Knut so plötzlich und unerwartet von uns gegangen ist? Daher lässt der Zoo auch eine Obduktion durchführen, die Aufschluss über die exakte Todesursache bringen soll. Selbsternannte Experten werfen allerdings schon jetzt Schlagworte wie "Sekundentod aufgrund Mobbing durch Nancy, Katjuscha und Tosca" (drei bärige Mitbewohnerinnen von Knuts WG, die ein ziemlich resolutes Team angejahrter Eisbärinnen bilden und damit sozusagen die "Golden Girls" des Berliner Zoos sind), "gebrochenes Herz" (Knuts Kuschelpartnerin, die "flotte Italienerin" Giovanna wurde vor einiger Zeit von herzlosen Münchnern zwangsrepatriiert!) "Vergiftung, vielleicht wollten militante Tierschützer hier reinen Tisch machen?" und "maskuliner Dauerstress, ausgelöst durch völlig übertriebenen Zuchtehrgeiz der Zoo-Leitung" (im Klartext: Tod durch sexuellen Leistungsdruck von Seiten der "Golden Girls") in den Ring, die jedoch allesamt auf reiner Spekulation beruhen. Noch obskurer scheint der Hinweis von Verschwörungstheoretikern zu sein, die mit vielsagender Miene darauf hinweisen, dass auch der Ziehvater von Knut, Thomas Dörflein, eines frühen und unerwarteten Todes starb.
Zunehmend kritisch werden nun auch die launig-lustigen TV-Zoo-Doku-Soaps gesehen, die eine drollige, heile "Kuschelwelt Zoo" vorgaukeln und Stress pur für die tierischen Hauptdarsteller bedeuten.
Ein Denkmal für Knut? Der Streit beginnt
Ob Knut zu Lebzeiten eher ein Hunde- anstatt eines Eisbärenlebens hatte, kann nicht exakt beurteilt werden und liegt wohl eher im Auge des Betrachters. Eines ist jedenfalls klar: Knut ist jetzt aus allem raus - für den Berliner Zoo brechen aber schwere Zeiten an, da ein sicherer Umsatzträger (...er war für den Zoo eine Goldgrube!) nun im Wortsinn eingeknickt ist. Für Knuts unzählige Fans beginnt die Trauerarbeit.
Natürlich gibt es auch schon eine Diskussion darüber, ob und wie das "Fell des Bären" wohl zu verteilen sei, was ein wenig an den bizarren Streit um das Fell von Braunbär "Bruno" erinnert, dem kauzig-tapsigen italienischen Einwanderer, der dann in Oberbayern in bester Wildschützmanier hinterrücks gemeuchelt wurde. Manche Stimmen sprechen sich dafür aus, Knut einfach auszustopfen und im Zoo auszustellen. Das wird jedoch von vielen für pietätlose Geldmacherei gehalten und wird daher sicherlich nicht umsetzbar sein. Schon viel eher käme wohl ein Denkmal für Knut in Betracht. Dann wäre er auf Augenhöhe mit früheren Stars des Zoos wie Gorilla Knorke und Flusspferd Knautschke.