Kommunikationsfehler
Kommunikationsfehler
Big Show

„Wieso, du hast es doch selbst gesagt...“

Kommunikationsfehler

So oder so ähnlich passiert folgendes Geschichte in Deutschland täglich unzählige Male: Ein Ehepaar sitzt im Auto. Sie fährt. Das Auto nähert sich einer Ampel. Er: „Du, da vorne ist grün“. Darauf sie: „Wenn dir mein Fahrstil nicht passt, dann fahr doch das nächste Mal selber“.


Dieses kleine Beispiel eines bekannten Psychologen (Schulz von Thun) zeigt, dass zwischenmenschliche Kommunikation ganz schon kompliziert sein kann. Genau betrachtet ist Kommunikation selten nur Information im eigentlichen Sinn. Wir interpretieren, deuten, ziehen Schlussfolgerungen und nehmen an. Wie unschwer nachzuvollziehen kann eine im Grunde unverfängliche Aussage wie „Da vorne ist grün“ Auslöser einer handfesten Auseinandersetzung sein. Vielleicht sogar einer Scheidung…


Kommunikation passiert fast immer auf verschiedenen Kanälen. Genau genommen auf vier. Wenn Menschen aneinander vorbeikommunizieren, senden und empfangen sie auf Kanälen, die nicht kompatibel sind. Um das zu verstehen, muss man erst einmal wissen, welche Kanäle es gibt.


Die vier Kommunikationskanäle:


1. Der erste Kanal ist für den Sachinhalt. Das ist das, worüber man informiert. In dem Beispiel unseres Paares ist das die schlichte Feststellung, dass die Ampel grün leuchtet oder eben auf grün gewechselt ist.

2. Der zweite Kanal dient der Selbstkundgabe. Das ist das, was ein Sender über sich selbst sagen möchte. Hier wird die Sache schon schwieriger, denn manchmal ist sich der Sender selbst nicht im Klaren darüber, was er mit seiner Aussage beim Empfänger bewirken will. Der Ehemann unseres Beispiels könnte vielleicht meinen „Ich habe es eilig“ oder „Ich sorge mich, meinen Termin nicht rechtzeitig zu schaffen“.

3. Der dritte Kanal ist der Beziehungskanal. Mit diesem bringt der Sender zum Ausdruck, wie er den Kommunikationspartner sieht und wie er zu ihm steht. Auch auf diesem Kanal sind die Botschaften alles andere als glasklar. Die Aussage des Ehemannes könnte auf diesem Kanal so verstanden werden: „Ich helfe dir, denn ich habe den besseren Überblick“ oder „Du bist auf meine Anweisungen angewiesen“.

4. Auf dem vierten Kanal kommuniziert man einen Apell, also eine Aufforderung oder Veranlassung. An der Reaktion der Ehefrau sieht man, dass sie den Apell falsch oder nur unvollständig versteht. Statt zu sagen, dass die Ampel grün leuchtet, hätte der Ehemann deutlicher kommunizieren können, wenn seine Botschaft wäre: „Fahr schneller“ oder „Gib Gas“.

Viele Kommunikationsprobleme entstehen, weil Botschaften auf Kanälen gesendet werden, die dafür nicht geeignet sind. So bekommen Menschen Informationen den in sprichwörtlichen „falschen“ Hals und hören Botschaften auf eine Weise, die so vielleicht gar nicht gemeint war.


Es hilft also, im Hinterkopf zu behalten, dass Kommunikation „quadratisch“ ist. Die Grafik oben zeigt das.

Man kann jetzt leicht verstehen, warum in unserem Beispiel die Kommunikation schief läuft. Lediglich der Sachaspekt wird verbal mitgeteilt. Die anderen Aspekte bleiben implizit und werden nicht ausgesprochen. Ganz offensichtlich „liest“ die Ehefrau zwischen den Zeilen. Vielleicht weil sie auf Kommentare ihres Mannes nur gewartet hat (aus Erfahrung), vielleicht aber auch, weil sie mit den Gedanken gar nicht so sehr bei Autofahren ist (Schuldgefühl). Es gibt zahlreiche andere Gründe. Ihre Reaktion verrät aber, dass sie die Botschaft des Mannes als Kritik an ihrem Fahrstil sieht. Um das zu vermeiden, hätte der Ehemann statt auf dem Sachkanal zu senden besser auf dem Apell-Kanal gesendet. Ein einfaches „Kannst du ein wenig schneller fahren, ich habe es eilig“, hätte die Kommunikation von vorne herein in die richtige Bahnen gelenkt.