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Kino & Fernsehen

"The Limits of Control"- ein Film von Jim Jarmusch

Ein Film, der die Geister scheidet - aber hatte man Jim Jarmusch vielleicht einfach vergessen?

Ein Mann reist durch mediterrane Städte, die sich als Madrid und Sevilla identifizieren lassen, und trifft verschiedene Menschen, mit denen er Gespräche über verschiedene Kunstformen, Wissenschaft und Drogen hält. Jedem gibt er eine Streichholzschachtel, für die er eine andere Streichholzschachtel mit einem Zettel mit Anweisungen erhält. Die Zettel schluckt er jedes Mal und spült sie mit einem Espresso herunter. Er bestellt jedes mal zwei Espresso in zwei Tassen. Jeden Morgen macht er Tai-Chi-Übungen im Hotelzimmer. Als Zuschauer bleiben wir über Motivation und Sinn dieses Spiels und der Reise des Mannes bis fast zum Schluss im Dunkeln. Ich glaube, ich kann verraten, dass das Ziel seiner Reise ein Auftragsmord an einem nicht näher bestimmten offenbar wohlhabenden Anzugträger ist, der unter strengen Sicherheitsvorkehrungen lebt. Über diesen Mann erfahren wir nicht viel mehr, als dass er solche Menschen, wie der Protagonist sie trifft, mit solchen Interessen, wie sie sie in den Gesprächen zeigen, verachtet.
„The Limits Of Control“ scheidet die Geister. Manche Kritiker bemängeln, es sei zu sehr Kunstfilm mit zu wenig Dynamik, beweisen dann aber auch meist in den Rezensionen, dass sie die Handlung falsch verstanden haben. Zu oft messen die Rezensenten den Film an Thriller-Standards. Ausgenommen von wenigen Schauplätzen und der Kleidung der Figuren hat der Film aber eigentlich so gut wie nichts mit dem Thriller-Genre zu tun. Ein Film, der in großen Teilen mehr mit bewegten Gemälden gemeinsam hat, als einen Helden durch aktionsreiche Spannungsszenen zu peitschen, ist gar nichts Neues und Ungewöhnliches in der Filmgeschichte, und kommt auch nicht zum ersten Mal von Regisseur Jim Jarmusch wie in diesem Fall. Thematisch sehe ich eine große Nähe zu Jarmuschs frühem Film „Permanent Vacation“. Beide Filme scheinen in erster Linie eine Hommage an eine Jugendkultur zu sein, die es schon sehr lange gibt, oder zumindest zu geben scheint, die Jarmusch wahrnimmt, darstellt und damit vielleicht letztlich mit inspiriert. In „Limits Of Control“ nun lehnt sich diese Jugendkultur zum Schluss mit einer eiskalten Strategie gegen Unterdrückung auf. Der Film wirft die Frage auf, wie real diese Unterdrückung eigentlich ist. Sie bleibt im Film doch zum Schluss reichlich diffus. Aber erinnern wir uns, dass es die Diagnose war, dass eine solche Unterdrückung stattfindet, die vor wenigen Jahren weltweite Proteste auf der ganzen Welt auslöste. Vielleicht hat Jim Jarmusch mit diesem sehr ästhetischen und ruhigen Film irgendwie Recht.