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Erziehung & Kinder

Mein erstes orthodoxes Weihnachtsfest

„Wenn ihr kommt bringt bitte Stroh mit …“ hatte mein Freund Alexander zu mir gesagt, als er mich zum orthodoxen Weihnachtsfest zu sich nach Hause nach Tver, einer Stadt ein Stück nördlich von Moskau, eingeladen hatte.
Mein erstes orthodoxes Weihnachtsfest
Mein erstes orthodoxes Weihnachtsfest

Neujahr in Moskau

Stroh

Ich war kurz nach Neujahr nach Moskau geflogen, um dort mit Freunden das orthodoxe Weihnachtsfest zu feiern. Mit zwei guten Freunden war ich hergekommen um einen alten Schulfreund zu besuchen und Russland zu erkunden. Da uns Alexander nicht vom Flughafen abholen konnte, versuchten wir unser Glück mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Taxis. Als wir unser Ziel fast erreicht hatten, fiel uns auf, dass wir das Stroh noch nicht gekauft hatten. Es ist schon seltsam als Geschenk und unseren Beitrag zum orthodoxen Weihnachten Stroh zu kaufen. Sicherheitshalber hatten wir auch noch Süßigkeiten und eine Flasche Wein mitgebracht. Nachdem wir nach einigen nicht ganz einfachen Versuchen endlich dem Taxifahrer verständlich machen konnten, dass wir an einem Bauernhof halten wollten, und einen Bauern gefunden hatten, der uns Stroh verkaufen wollte, waren wir nun auf dem Weg zu Alexanders Familie. Während Felix auf dem Rücksitz neben mir mit der Strohtüte kämpfte und Julia dem Fahrer den Weg erklärte, genoss ich die Landschaft. Dies sollte unser erstes, orthodoxes Weihnachten werden und die Landschaft hieß uns mit schneebedeckter Natur und Häuser willkommen.

Orthodoxen Weihnachten

6. und 7. Januar

Bei Alexander zuhause angekommen, begrüßte uns die ganze Familie, und wir überreichten unsere Geschenke und Glückwünsche für das orthodoxe Weihnachtsfest. Nachdem uns erklärt wurde, dass hier an Sylvester und nicht am orthodoxen Weihnachten, was hier übrigens vom 6. Januar auf den 7. Januar gefeiert wird, Geschenke ausgetauscht werden, begann Alexanders Oma unser mitgebrachtes Stroh auf dem Fussboden zu verteilen. Da das ganze Hause bei unserer Ankunft für das orthodoxe Weihnachten aufgeräumt und sauber war, waren wir über dieses Verhalten sehr verwirrt. Um ehrlich zu sein, ich zweifelte ein wenig am Verstand seiner sonst sehr rüstigen Oma. Als Alexander unsere verwirrten Blicke sah musste er erst lachen und erklärte uns dann, dass es sich beim Verstreuen von Stroh am Heiligenabend des orthodoxen Weihnachtens um ein Symbol zur Nachstellung der Geburt Christi handelt. Beruhigt, dass die nette, ältere Dame nicht verrückt ist, setzten wir uns und ließen uns erklären, was uns in den folgenden Tagen erwartete.

Prozession

Am Abend bereiteten wir uns dann auf unser zweites Weihnachten, das auch unser erstes orthodoxes Weihnachten werden sollte, vor. Da uns Alexander die Prozession zeigen wollte, machten wir uns bereit für einige Stunden im Kalten, während sich Alex‘ ältere Familienmitglieder vor dem Fernseher versammelten. Wie ich später erfuhr, wollten Sie sich den orthodoxen Weihnachtsgottesdienst, an dem auch wichtige russische Politiker teilnehmen, anschauen. Als wir uns mit der ganzen Familie auf den Weg machten, waren noch weitere warmangezogen Menschen auf der Straße. Alle schienen an der orthodoxen Weihnachtsprozession teilnehmen zu wollen. Trotz der Kälte bin ich wirklich stolz auf mich, dass ich bis zum Schluss mit gelaufen bin. In der verschneiten Winterlandschaft hatten einige Leute Teelichter und Kerzen mitgebracht, und diese für die Prozession angezündet. Vorweg wurde ein Stern auf einem Stab getragen. Die orthodoxe Weihnachtsprozession führte uns zu einer Kirche in der wir mit Gesängen und der Messe den Heilgenabend feierten. Mitgesungen habe ich nicht, weil ich nicht gut genug russisch spreche und auch nicht wirklich singen kann. Aber das Ambiente war durch den Gesang wirklich schön.

Weihnachtsessen

Als wir von der Kirche zurückkamen war es schon nach Mitternacht. Zuhause begannen die Frauen des Haushalts dann damit das Weihnachtsessen vorzubereiten. Als wir das Essen dann auf dem Tisch sahen waren wir echt überrascht. Alexander erklärte uns dann, dass es zwei Gründe gäbe warum das Essen so üppig ausfiel. Der erste war unser Besuch, und das zweite war neben der Feier des orthodoxen Weihnachtsfests, die Tatsache, dass mit dem orthodoxen Weihnachtsfest die orthodoxe Fastenzeit endet. Das erklärt auch warum Alex‘ kleiner Cousin nach dem Essen noch einen Heißhunger auf unsere mitgebrachten deutschen Süßigkeiten hatte.