Erziehung & Kinder
Meine riesenfreudige Wehrdienstmusterung
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Ein Freund von mir, wurde noch kurz vor Toresschluss mit 49 Jahren, für eine halbes Jahr zum Reservistendienst einberufen. Zu meinen fünzigsten Geburtstag verkündigte ich meinen Kollegen:„Jetzt holt mich keiner mehr zur Volksarmee!“
Als dann wenige Tage später die Wehrdienst-Musterungs-Vorladung im Briefkasten lag,stutzte ich. Jeder stramme Genosse hätte sich darüber gefreut. Ich kannte viele solche Hurrapatrioten. Aber Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum, mein Vater hatte sich schon mit seinen Kameraden im Zweiten Weltkrieg über solche Volksgenossen lustig gemacht. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen betrat ich die Musterungsstelle und meldete mich an. Endlich wurde ich aufgerufen, der Diensthabende kam mir irgendwie bekannt vor. Er vertiefte sich in meine Musterungsakte. Plötzlich schnellte sein Kopf hoch und er blickte mich mit seinen Habichtsaugen scharf an und wie bei einem Verhör fragte er mich kurz und scharf: „ Warum sind Sie nicht in der Partei?“
Alle möglichen Fragen habe ich erwartet, aber so etwas hat mich noch keiner gefragt. Krampfhaft überlegte ich, was das wohl zu bedeuten hätte? Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Wie der mich so anstarrte entschlüpfte mir der Satz:“ Können Sie mich nicht was Leichteres fragen?“
Der Diensthabende räusperte sich mehrmals, schüttelte stumm seinen Kopf. Wieder vertiefte er sich in meine Akte. Dann schnellte er plötzlich hoch wie von einer Tarantel gestochen: „Was, Sie sind noch nicht vereidigt!“
Ich wusste nicht, ob in meiner Wehrdienstakte stand, dass ich meinen Fahneneid bei der Nationalen Volksarmee verweigert hatte? Vermutlich nicht, sonst hätt er mich befragt: Warum?
Dann fauchte er mich an: „ Sie brauchen gar nicht erst das Geschäftszimmer betreten. Sie können gehen!“
Ich verkniff mir noch zu sagen:“Darauf muss ich einen trinken!“ In der nächsten Kneipe kehre ich ein und feierte freudig meinen Rausschmiss von der Armee mit nicht nur einem Glas Bier.