Naturlandschaft – Kulturlandschaft
Naturlandschaft – Kulturlandschaft
Fokko

Nicht alles, was aussieht wie Natur ist auch Natur

Naturlandschaft – Kulturlandschaft

Wenn man hinaus ins Freie geht, in den Wald oder in die Feldflur, sagt man oft, dass man hinaus „in die Natur gehe“ oder sich „in Gottes freier Natur“ aufhalte. Das ist jedoch im Grund nicht richtig, denn es gibt bei uns so gut wie keine wirkliche Naturlandschaft. Sieht man einmal von Ausnahmen wie dem Wattenmeer, manchen Landschaften im Hochgebirge und manchen Mooren ab, sind eigentlich fast alle unsere Landschaften von Menschenhand geschaffen oder doch zumindest geprägt worden. Selbst unser Wald, der doch vielen als Inbegriff der Natur gilt, ist ein Kulturlandschaft. Bis vor kurzem war er es sogar noch mehr, denn er wurde von Menschenhand angepflanzt und wenn die Bäume hiebreif waren, auch komplett wieder abgeholzt. Heute will man von dieser konventionellen Forstwirtschaft fort, hin zum naturnahen Waldbau, zur Dauerwaldwirtschaft. Hier wachsen die Bäum durcheinander wie in einem natürlichen Wald, doch der Mensch greift lenkend ein und gibt dem Wald in gewisser Hinsicht vor, wohin er sich entwickelt. Dass Äcker nicht von selbst entstehen, dürfte jedem klar sein. Aber auch Wiesen sind keine natürliche Vegetationsform. Es gibt bei uns keine natürliche Wiese, sondern nur natürlichen Wald. Der bildet sich auf jeder Wiese ganz von alleine, wenn sie niemand mehr abmäht und keine Tiere mehr zum Weiden darauf getrieben werden. Ein solcher Wald, der ohne Zutun des Menschen wächst, ist dann in der Tat ein kleines Stückchen Naturlandschaft. Solche Waldstücke findet man nicht nur auf aus der Bewirtschaftung genommenen ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen, sondern vor allem Nicht alles, was aussieht wie Natur ist auch Natur auf den großen Windbruchflächen, welche die Stürme Lothar und Wiebke hinterlassen haben. Soweit sie nicht wieder aufgeforstet wurden, was vielerorts aus Geldmangel unterblieben ist, kann man dort heute eine frühe Entwicklungsstufe des Urwaldes sehen, der für unsere Gegend von Natur aus typisch ist. Dass die meisten unserer Landschaften durch das Wirtschaften des Menschen entstanden sind, macht sie jedoch keineswegs ökologisch wertlos. Viele uns altvertraute Pflanzen und Tiere konnten bei uns nur in Landschaften Fuß fassen, die durch den Menschen verändert wurden. Ein ganz typisches Beispiel ist der Feldhase, ein Steppentier aus Asien. Erst als es bei uns durch die Waldrodung für landwirtschaftliche Zwecke große Flächen mit steppenähnlichen Bedingungen gab, konnte er hierzulande leben.