Wer wird den gleich in die Luft gehen?
Nichtraucher werden
Erst kürzlich wurde in einer der prominentesten psychologischen Zeitschriften (Psychological Bulletin) ein interessanter Übersichtsartikel zum Stand der Raucherforschung publiziert. Es ging um die Frage, ob und wie Nikotin hilft, Schmerz zu lindern und Stress zu vermeiden.
Man stelle sich einmal vor, wenn die Antwort ja lautete. Mit einem Schlag bekämen dann alleine in Deutschland etwa 19 Millionen Raucher Recht, wenn sie zum Glimmstängel greifen. Und die Tabakindustrie erfreute sich weiter milliardenschwerer Umsätze.
Wenn Sie alt genug sind, erinnern Sie sich in diesem Zusammenhang vielleicht noch an das Tabakmaskottchen Bruno von HB. Bruno war eher cholerisch und wenig belastbar, also ging er schnell mal in die Luft. Um sich wieder runter zu bringen (in wahrsten Sinn des Wortes, denn er hob raketenartig ab), steckte er sich eine Fluppe an. Die Wirkung war dramatisch und schnell. Bruno wurde ausgeglichen und konnte das stressauslösende Ereignis locker bewältigen.
Also, was hat die Studie nun herausbekommen? Um es kurz zu machen: Die Antwort lautet tatsächlich ja. Nikotin hat einen entscheidenden Einfluss auf das Schmerzempfinden. Es besetzt solche Rezeptoren, die Schmerz auslösen. Nikotin wirkt bei akutem Schmerz wie bei chronischem. Es fällt nicht schwer zu verstehen, dass Nikotin somit auch einen dämpfenden Einfluss auf Stress hat. Die Nebennierenrinde (der Ort, wo z.B. Adrenalin ausgeschüttet wird) wird unter Nikotineinfluss weniger aktiv. Wenn Sie als Raucher bei Stress also zur Zigarette greifen, hat das eine physiologische, also körperliche Ursache. Ihr Körper hat gelernt, dass es Ihnen besser geht, wenn Sie rauchen.
Nun hat Nikotin andere, schädliche Wirkungen. Das weiß jeder. Klingt also irgendwie nach Kompromiss oder Abwägen der Alternativen. Rauchen: Eine pure Frage von Kosten-Nutzen-Abwägung. Der Raucher muss einfach selbst entscheiden, welche Wirkung er höher bewertet.
Die Studie geht aber noch weiter. Zwei Dinge sind interessant. Erstens, der kurzzeitige positive Effekt von Nikotin auf Schmerz und Stress verkehrt sich in einen langzeitigen negativen. Zu Deutsch: Nikotin macht auf lange Sicht gesehen schmerzsensibler. Das liegt auch daran, dass der Körper weniger Maßnahmen ergreift, selbst mit Schmerz angemessen umzugehen. Natürlich ist das der Stressresistenz ebenfalls nicht zuträglich. Zweitens hat man herausgefunden, dass die Wirkung der Zigarette stark von Erwartungen abhängt. Solche Wirkungen kennt man aus der Placeboforschung. Sie sind zum Teil dramatisch und zeigen, dass die Psyche bei diesen Effekten eine ganz entscheidende Rolle spielt.
Solche Phänomene interessieren mich schon seit einiger Zeit. Ich frage mich im Besonderen: Wie viel einer Substanzwirkung (z.B. Medikament, Droge etc.) ist tatsächlich der Substanz geschuldet? Und vor allem: Was sind die psychologischen Faktoren, die die unspezifische Wirkung ausmachen? Ich bin überzeugt und werde durch die wachsende Anzahl an Publikationen gestützt, dass Selbststeuerung DIE entscheidende Rolle spielt Publikationen.
Wenn Raucher zur Zigarette greifen, um sich zu regulieren, haben sie die Kontrolle an die Zigarette abgegeben. Sie vertrauen darauf, dass etwas "da außen“ etwas „da drinnen“ reguliert. Was viele Raucher aber nicht wissen, ist, dass sie grundsätzlich die Fähigkeit haben, sich auch selbst zu regulieren. Sie wissen nur nicht, wie sie an diese Ressourcen herankommen.
Aus diesem Grund habe ich ein psychologisches Programm entwickelt, dass das genau macht. Es ermittelt die motivationalen und selbstregulatorischen Fähigkeiten und nutzt diese, damit Raucher vom Nikotin wegkommen.
Letztlich ist das der einzige (zumindest nachhaltigste) Weg zum Erfolg!