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Ostalgie - Mehr als Rotkäppchen und Eierträger
Die nostalgische Wehmut nach der DDR - seit Uwe Steimles Wortschöpfung auch als Ostalgie bekannt - ist immer noch aktuell und schon längst nicht mehr nur auf den Osten des Landes beschränkt - ebenso wenig wie zahlreiche Ostprodukte, die die Wiedervereinigung nicht nur überlebt haben, sondern sich großer Beliebtheit in ganz Deutschland erfreuen.
Einige dieser Erfolgsgeschichten sind gar so weit verbreitet, dass sie kaum mehr als Ostprodukt wahrgenommen werden. Andere sind zu Trendobjekten mit Kultstatus avanciert. Und wieder andere hätten eine Neuauflage durchaus verdient, müssen sich aber zumindest vorerst mit einem Dasein als Geheimtipp begnügen.
Aus der Ostalgie-Ecke ins Supermarktregal
Ostalgie-Produkte gibt es nur im Osten, in Spezialläden und in Onlineshops? Weit gefehlt. Tatsächlich ist die Liste der DDR-Artikel im 'normalen' Handel lang. Rotkäppchen Sekt, Waschmittel von Spee, Reinigungsmittel von Fit, Bautzner Senf, Köstritzer Bier, Viba Nougat und Halloren Kugeln - sie alle können auf eine erstaunliche Karriere zurückblicken und teilen sich den Platz im Supermarktregal ganz unauffällig mit ihren Westpendants. Wegzudenken sind diese Ostprodukte schon längst nicht mehr, wirkliche Ostalgie kommt mit ihnen aber auch nicht mehr auf.
Ähnlich verhält es sich mit Burger Zwieback und Knäckebrot, Filinchen, Leckermäulchen, Grabower Gebäck und Schaumküsse, Halberstädter Würstchen, Rondo Melange Kaffee, Kosmetik von Florena, Russisch Brot, Badezusätze von Badusan, Teigwaren aus Riesa, Komet Fertigmischungen, Spreewald Gurken und Vita Cola. Zwar sind diese nicht ganz so weitläufig verbreitet und vor allem im Osten Deutschlands beliebt, von reinen Ostalgie-Produkten haben sie sich aber dennoch weit entfernt. Und das, obwohl einige der genannten Marken die Produktion erst durch die ungebrochene Nachfrage im Osten überhaupt wieder aufnahmen.
Ostalgie oder Trend?
Zum regelrechten Trendstatus hat es Nudossi als Ost-Nutella gebracht. Mit Club Cola und einer Schlager Süsstafel werden für den einen oder anderen Kindheitserinnerungen lebendig und mit einer Tasse Im Nu Malzkaffee verbinden viele schöne Momente der Vergangenheit.
Aber auch wer nie den Einkauf aus dem Konsum im Netz aus Dederon nach Hause brachte, das Stottern des Trabbi nur aus Filmen kennt und Mopeds von Simson nicht gewohnheitsmäßig als Zwiebacksäge bezeichnet, hat mit Sicherheit schon mehr als einmal von ihnen gehört. Der Grund: Die Erfindungen der DDR haben durchaus nicht nur Erinnerungswert. Sie verströmen auch einen ganz eigenen Charme und gelten, zumindest was Simson-Mopeds angeht, als überaus verlässlich und günstig. Um die zahlreichen Fans bei Laune zu halten, gibt es eine Vielzahl von Händlern, die Simson Ersatzteile anbieten, um den Neuaufbau oder das Tuning der kultigen Mopeds auch heute noch zu ermöglichen.
Der zeitliche Abstand zum Anstehen für Bananen und Schnee-Jeans mit Gummizug im Bund trägt zudem dazu bei, dass die praktische Genialität von einigen Produkten erkannt wird. Wie beispielsweise der Brotdose für Eier, traditionell als Eierträger bezeichnet, oder dem Eierpiekser - genauso wie von DDR-Kochbüchern, Klammerbeuteln und Purigas-Möbelbalsam.
Von diesem Abstand profitieren auch Ostbands, die sich mittlerweile zu deutschlandweit bekannten Namen gemausert haben. Karat, die Puhdys, City und Silly gehören dazu. Und zu guter Letzt haben auch das Ampelmännchen und das Held der Arbeit-Symbol eine Renaissance erlebt.
Ob Ostalgie oder Trend der Grund ist, viele Ostprodukte sind weit davon entfernt, in der Versenkung zu verschwinden und haben auch jenseits der DDR zahlreiche Anhänger gefunden.