Religion
Sachsen - ein (noch) heimliches Kleinod unter den deutschen Weinbaugebieten
Kommt die Rede auf große deutsche Weine, so gehört Sachsen nicht unbedingt zu den Anbaugebieten, die einem als erstes dazu einfallen. Möglicherweise ändert sich das schon sehr bald: Das Weinbaugebiet im Osten der Republik wird in der Fachpresse seit einigen Jahren als aufstrebende Weinregion gehandelt. Dass die erstklassigen Rieslinge, Traminer, Weiß- Grau- und Spätburgunder über die Grenzen des Bundeslandes hinaus noch nicht das verdiente Renommee genießen, liegt schlicht an der geringen Menge, in der sie in den Handel kommen.
Mit knapp 500 Hektar Rebfläche ist Sachsen das kleinste Weinbaugebiet Deutschlands. 2013 betrug die bundesdeutsche Weinproduktion knapp neun Millionen Hektoliter - Gewächse aus dem Elbtal machten davon nicht einmal 0,2 Prozent aus. Wer Wein aus Sachsen sucht, wird selbst im Fachhandel oder in gut sortierten Weinabteilungen kaum fündig, eher schon im Internet bei Weinshops mit regionalem Bezug wie www.wein-xxl.de.
Sortenreine Rieslinge und komplex strukturierte Cuvées
Anfang es Jahres begeisterte sich das Wein- und Gourmetmagazin "falstaff" in einem umfangreichen Artikel für die Weinregion Sachsen: "Die Qualität verbessert sich kontinuierlich von Jahr zu Jahr". Das gilt nicht nur für die vom Verband deutscher Prädikatsweingüter (VDP) klassifizierten Großen Lagen der Weingüter Schloss Proschwitz und Kloster Heilig Kreuz. Sächsische Terroirs zeichnen sich durch eine ganze Reihe unterschiedlicher Bodenarten aus und inspiriert mutige Nischenwinzer seit der Wende kontinuierlich zu hochwertigen und charaktervollen Weinkreationen. Der erst 27jährige Tim Strasser auf dem Rothen Gut in Meißen, Martin Schwarz, der ehemalige Kellermeister von Schloss Proschwitz, oder Urgesteine wie Klaus Zimmerling (Dresden) und Karl Friedrich Aust (Radebeul) stehen für eine steigende Anzahl von Winzern, die in Sachsen herausragende Weine produzieren.
Der Weinbau in Sachsen - Tradition seit beinah 1000 Jahren
Fränkische Siedler pflanzten die ersten Reben im Elbstromtal. Urkundlich belegt sind Weinberge in der Gegend um die heutigen Städte Dresden und Meißen seit 1161. Ein Dokument von 1563 führt Traminer, Muskateller und Malvasier als wichtigste Rebsorten auf, wenige Jahrzehnte später werden auch Weißburgunder, Elbling und Gutedel kultiviert. Seine Blütezeit erlebte der Weinbau in Sachsen im 17. Jahrhundert mit einer Rebfläche von 6000 Hektar. Temperaturstürze und Kälteperioden zwischen 1675 und 1715 ließen das Weinbaugebiet auf ein Viertel dieser Fläche schrumpfen. Die wachsende Beliebtheit von Bier und süßeren Weinen aus anderen Regionen Europas, die Industrialisierung und nicht zuletzt die Reblauskatastrophe von 1907 hätten den sächsischen Weinbau beinahe völlig ausgelöscht. Mittlerweile erwacht die Weinregion Sachsen zusehends aus ihrem Dornröschenschlaf.
Einzigartige Weinlandschaft mit Potenzial zum Ferienparadies
Die malerischen Schlösser und Weinterrassen im Elbstromtal bieten sich als spannende Ziele für Ausflüge, Wochendtrips oder ausgedehnte Urlaube an. Wer Weißweine aus dem schönen Sachsen kosten will, kann das Angenehme mit noch Angenehmerem verbinden, indem er der Route des Sächsischen Weinwanderwegs folgt. Die 90 Kilometer lange Strecke verläuft in sechs Etappen von Pirna nach Diesbar-Seußlitz - vorbei an den schönsten Weinbergen und großartige Aussichtspunkten. Am ersten Tag geht es nach Pillnitz, die zweite Etappe führt von der Prießnitz-Mündung nach Dresden. Weiter geht es zu Weinkellern und -wirtschaften von Radebeul bis Oberau und Meißen. Als stimmungsvoller Abschluss lädt der "Seußlitzer Epilog" zum Rundgang durch das berühmte Schloss und Weingut des malerischen Ortes.
Der Sommer hält alljährlich ein besonderes Highlight für Weinliebhaber und solche, die es werden wollen, bereit: Am 30. und 31. August 2014 öffnen die Winzer des Elbtals zum 15. Mal ihre Pforten für die alljährlichen "Tage des offenen Weinguts in Sachsen". Zum umfangreichen Programm gehören mehrere Weinproben, Einblicke in historische und neue Keltermethoden - und die seltene Gelegenheit, sich auf einem Traktor durch den Weinberg kutschieren zu lassen.