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... oder einer Insolvenz-Rettung

Schlecker - Die schreckliche Vision einer Insolvenz

Jahrelang wurde über die Medien verbreitet, dass die 2005/2006 insolvente und von Schlecker "gerettete" Drogerie-Kette "Ihr Platz" als bestes Muster-Beispiel für "Mit Erfolg aus der Insolvenz" gilt. Jetzt stellt sich heraus, es war wohl weniger das KnowHow der Schlecker-Retter, sondern vielmehr der finanzielle Tropf, der diesen Schein-Erfolg ermöglicht hat. Jetzt wurde die Infusion abgestellt: Patient tot! (Ihr Platz ist ebenfalls insolvent)

Wie eine Insolvenz-Rettung à la Schlecker aussieht, dürfte nun klar sein. Eine Geschäftsleitung, welche über Jahre den eigenen Geschäftsbetrieb an die Wand gefahren hat, und welche sich offensichtlich schon bei dieser Insolvenz-Rettung als unfägig erwiesen hat, soll nun den gesamten Konzern retten. Dabei lehnt diese Geschäftsleitung aber die Assistenz eines Insolvenzrechtlers als Berater ab und besteht darauf, dass der Familienanwalt die Insolvenz begleitet. Sorry, das ganze riecht allmählich ganz stark:

Wenn jemand einen Betrieb mit zu vielen Filialen und zu vielen Mitarbeitern hat, dann kann er diese Last nur schwer kurzfristig los werden. Gewerkschaften, Öffentlichkeit usw. spielen eine wichtige Rolle. Und jeder Schritt, jede Maßnahme kostet Zeit und Geld ... das Schlecker ja (angeblich) nicht hat. Wenn allerdings der Staat, und damit die Allgemeinheit hier einspringen würde, dann ....

Könnte da nicht vielleicht eine Insolvenz eine Alternative, oder sogar die Lösung sein? Neiiiiin, keine Regel-Insolvenz, bei der irgend ein fremder Insolvenzverwalter die Macht und Regie übernimmt, sondern eine Plan-Insolvenz, bei der man selbst die Macht und die Kontrolle behält. Aber auch da bekommt man einen Insolvenzberater an die Seite gestellt, der feststellen kann, wenn etwas nicht ganz so läuft, wie es vielleicht laufen sollte. Wie Schlecker nun zeigt, kann man diesen jedoch ablehnen und den eigenen Familienanwalt mit diesem Job betrauen. Ja da schau her ... so läuft das jetzt? Ein Schelm, der Böses dabei denkt ...

Hab ich das jetzt richtig verstanden? Die Geschäftsleitung und deren Vertraute behalten komplett die Macht, jegliche Kontrolle über den Betrieb und den vollen Geldzugriff usw. aber die überflüssigen Mitarbeiter sollen praktisch ab sofort von der Allgemeinheit bezahlt werden und dann Stück um Stück in die ebenfalls vom Steuerzahler finanzierte Arbeitslosigkeit überführt werden. Eine geniale Idee, das geht viel schneller als bei der Regel-Insolvenz und kostet die Firma noch nicht mal richtig Geld. Die dann unbesetzten Filialen können umgehend geschlossen werden. Damit wäre das Restunternehmen schon nach kurzer Zeit von unnötigem Ballast (hier Menschen/Mitarbeiter) befreit und die Geschäftsleitung könnte sich wie 2005/2006 als die großen Retter des restlichen Firmen-Imperiums feiern lassen.

Dass diese aber nichts anderes getan haben, als das was sie auch bisher getan haben (sich gegenüber ihren Mitarbeitern höchst zweifelhaft/unmoralisch zu verhalten und diese auszusaugen) und in Wirklichkeit der Steuerzahler diese Rettung ermöglicht haben, wird dann großzügig unter den Tisch gekehrt. Im Falle so einer Rettung bräuchten mit großer Wahrscheinlichkeit noch nicht einmal die ins Privatvermögen überführten Milliardenwerte angetastet werden. Und jetzt wird jedem kritischen Beobachter klar, wie gerissen und schäbig dieses Vorgehen wäre.

Der Versuch, eigenes Vermögen mit allen Mitteln und Tricks in Sicherheit zu bringen und die Öffentlichkeit für den selbst verursachten Schaden eines Einzelkaufmannsbetriebes aufkommen zu lassen, das dürfte in dieser Größenordnung einzigartig sein.

Die weitere Entwicklung muss deshalb sehr genau beobachtet werden, denn sollte sich diese Vision als auch nur annähernd zutreffend erweisen, dann müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um den Staat und die Steuerzahler vor Schaden zu bewahren.

Schlecker - Die schreckliche Vision einer Insolvenz
Schlecker - Die schreckliche Vision einer Insolvenz

Anstand und Charakter FEHLANZEIGE

Nach dem endgültigen Aus für Schlecker äußert sich jetzt auch der Insolvenzverwalter u.a. zum Verhalten der Familie Schlecker in der Insolvenzangelegenheit. Ein Armuntszeugnis für die Schlecker-Erben:

"Geiwitz will demnach die weiterhin vermögende Familie Schlecker noch kurz vor dem Beschluss über die Zerschlagung am vergangenen Freitag um eine Verlustfinanzierung von sieben bis neun Millionen Euro für den Monat Juni gebeten haben. Doch die Familie "war entweder nicht bereit oder nicht in der Lage", diese Summe zu zahlen, sagte der Insolvenzverwalter"

und weiterhin:

"Die Schlecker-Familie besitzt laut einem Bericht der Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" nach der Insolvenz weiter ein Privatvermögen von 35 bis 40 Millionen Euro. Die Schlecker-Kinder Lars und Meike sollen den Millionenbetrag mit ihrer Leiharbeitsagentur "Meniar" erwirtschaftet haben. Über das Subunternehmen seien rund 4300 zuvor entlassene Schlecker-Mitarbeiter zu deutlich schlechteren Konditionen in Leiharbeitsverträgen an Schlecker zurück vermittelt worden." Quelle: Schlecker-Insolvenzverwalter attackiert Familie und FDP

Offensichtlich sind Anstand und Charakter tatsächlich ein Fremdwort für die Schlecker-Erben, die nur daran interessiert scheinen, weiterhin an allen Ecken und Enden möglichst zu Lasten anderer Menschen abzukassieren/abzuzocken. Ehrlich Geld verdienen, sieht jedenfalls anders aus.

Dieses Raff-Gier-Verhalten ist auch bereits schrifftlich dokumentiert:

Appropos Auffanggesellschaft, Bürgschaft & Co.

Im Übrigen war das Gerede von "nur Bürgschaft" eine böswillige Schönrederei. Ich WAR Opfer einer Bürgschaft und ICH WEIß, was es für den Bürgen bedeutet, wenn der vereinbarte Vertrag nicht eingehalten wird. Es möge mir also keiner erzählen, es hätte sich "nur" um eine Bürgschaft gehandelt.

Wenn ein Unternehmer ein hochwertiges und nachvollziehbares Konzept hat, das ihn aus der Krise führt, dann findet er auch wieder Geldgeber. Hat er kein solches Konzept, dann findet er diese nicht. Schleckers haben in den vergangenen Jahren versagt, weshalb ihnen die Bank(en) eine weitere Kooperation versagt haben. Offensichtlich sind die Schlecker'schen Zukunftskonzepte oder die handelnden Personen nicht der Gestalt, dass sie die Bank(en) überzeugen konnten, das sinkende Schlecker-Schiff wieder zu betreten (https://www.pageballs.com/schlecker-die-schreckliche-vision-einer-insolvenz
).

Wenn so ein Schuldner also keine Hausbank mehr hat, dann hat das einen Grund, und der Laie (hier der Staat in Vertretung und Verantwortung für die Allgemeinheit) sollte tunlichst die Finger davon lassen dem verbrannten Geld gutes Geld hinterher zu werfen.

Die Vorgehensweise ist klar: Wenn der Profi (die Bank) mein Konzept nicht frisst, dann gehe ich zum Laien (Staat, Bürger) und nutze den sozialen Druck als Multiplikator. Und die Schlecker-Mitarbeiter machen mit, indem sie vor lauter Egoismus und Eigennutz diesen Druck erhöhen (Ich bin zu gut, zu brav oder sonstwas, um zur Arbeitsagentur zu gehen und mich so behandeln zu lassen, wie 3,1 Millionen andere Arbeitsuchende auch). Bravo!