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Vorkosten sprechen gegen die Seriosität

Seriöse und unseriöse Kreditvermittler erkennen

Kreditvermittler genießen nicht unbedingt das beste Image, sind aber für Kreditsuchende mitunter der letzte Strohhalm, um ein Darlehen zu erhalten. Dass die Leistungen der einzelnen Akteure in der Branche unterschiedlich ausfallen, versteht sich von selbst. Ebenso trifft es zu, dass einige Kreditvermittlungen auf unseriöse Weise arbeiten. Die Unterscheidung zwischen einem seriösen und einem unseriösen Kreditvermittler fällt eigentlich ausgesprochen leicht, denn ein einziges Kennzeichen reicht als Schibboleth (Unterscheidungsmerkmal) vollkommen aus.

Alleine die Vorkosten bilden das Schibboleth
Die Einteilung in seriöse und unseriöse Kreditvermittler lässt sich leicht und sicher anhand des Kriteriums vornehmen, ob der Vermittler Vorkosten berechnet. Vorkosten sind Geldbeträge, welche der Kreditsuchende bezahlen soll, damit eine Kreditvermittlung ihre Arbeit aufnimmt. Sie sind schlichtweg verboten, was auch für die Sonderform gilt, dass eine Kreditvermittlung über eine 0900er Rufnummer zu erreichen sein sollte. Ein seriöser Kreditvermittler berechnet somit keine Vorkosten, sondern lediglich eine angemessene Erfolgsprovision – wenn es dank seiner Leistung zu einer tatsächlichen Kreditauszahlung kommt. Überhöhte Provisionen sind ebenfalls bedenklich, gehören aber eher der Übervorteilung als direkt der fehlenden Seriosität an, da der Auftraggeber immerhin nur für eine erhaltene Leistung – wenn auch zu viel – bezahlt. Bei der Berechnung von Vorkosten besteht hingegen der Anfangsverdacht, dass die Darlehensvermittlung nur am Kassieren der Provision und nicht an der erfolgreichen Kreditvermittlung interessiert sein kann. Der Zwang zum Abschluss zusätzlicher Versicherungen vor der Kreditauszahlung ist hinsichtlich der mangelnden Seriosität des Kreditvermittlers mit der direkten Berechnung von Vorkosten vergleichbar, zumal sie ihm Provisionen ohne die gewünschte Leistung der Kreditvermittlung beschert. Eine Risiko-Lebensversicherung oder eine Ratenschutzversicherung mag bei tatsächlich ausgezahlten Krediten Sinn machen und mitunter auch Voraussetzung für die Kreditgewährung sein – ihr Abschluss ohne Auszahlung des gewünschten Kreditbetrages ist nicht sinnvoll, sondern fällt in den Bereich der fragwürdigen Vorkostenberechnung.

Vermitteln unseriöse Kreditvermittler nicht gelegentlich auch einen Kredit?
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass nicht seriöse Kreditvermittler gar keine Kredite vermitteln, sondern Vorkosten und Versicherungsprovisionen kassieren wollen. Dennoch wird jeder unerlaubt Vorkosten in Rechnung stellende Kreditvermittler den einen oder anderen Fall vorweisen können, in welchjenem er erfolgreich einen Kredit in schwierigen Fällen vermittelt hatte. Diese Fälle sind nicht gefälscht, sondern geben tatsächliche Erfolge an. Sich gelegentlich ernsthaft um die Kreditvermittlung bemühen und hin und wieder sogar mal einen Erfolg zu haben, ist für jeden unseriösen Kreditvermittler unverzichtbar. Schließlich ist die verbotene Berechnung von Vorkosten eine gering bestrafte Ordnungswidrigkeit, während der Nachweis der fehlenden Vermittlungsabsicht zu einer ernsthaften Bestrafung wegen Betruges führt. Also weist der Vorkosten berechnenden vermeintliche Kreditvermittler einige wenige Erfolge nach, damit er den Anfangsverdacht des Betruges ausräumen kann. Dass er in den meisten Fällen nach dem Kassieren des Geldes keine Vermittlungsanstrengungen unternimmt, lässt sich nur schwer nachweisen. Ein seriöser Kreditvermittler hat ebenfalls nicht in allen Fällen Erfolg. Er bemüht sich aber schon alleine deswegen um eine erfolgreiche Kreditvermittlung, weil er nur im Erfolgsfall das ihm zustehende Honorar erhält und ihn bei Misserfolg der Vermittlungsbemühungen niemand bezahlen wird.

Ist der Antrag über einen Kreditvermittler erforderlich?
Einen Kreditvergleich kann heute jeder Kreditinteressent online leicht selbst durchführen und somit den günstigsten Kreditgeber finden. Die Aufgabe des Kreditvermittlers, einen günstigen Kredit für den Kunden zu finden und möglichste eine seine Provision übersteigende Zinsersparnis zu ermöglichen, entfällt somit prinzipiell. Eine Ausnahme besteht bei umfangreichen Baufinanzierungen, zumal in diesen Fällen häufig die Banken die Bezahlung der Provisionen für den Kreditvermittler übernehmen. Da die Vermittlungen ein enormes Nachfragepotential bündeln, erzielen sie häufig günstigere Konditionen als der Kunde bei eigenen Kreditverhandlungen. Bei Krediten in schwierigen Fällen kann die Nachfragemacht des Kreditvermittlers ebenfalls nützlich sein, indem Geldinstitute seinen Anfrage auch bei Bedenken hinsichtlich der Kreditsicherheit zustimmen, während sie einen direkt bei ihnen gestellten Kreditantrag ablehnen würden. Zudem kennt der Kreditvermittler seinen Markt und findet für viele Kunden das passende Kreditangebot. In einigen Fällen ist der Einsatz eines Kreditvermittlers sogar unvermeidbar. Schweizer Kredite ohne Schufa werden bei direkt gestellten Anträgen überwiegend nur für Beträge bis 3500 Euro und nicht an Selbstständige oder Freiberufler vergeben – über die Vermittlung sind höhere Beträge und die Kreditvergabe an Nichtarbeitnehmer möglich.