Abhängigkeiten von Softwaresystemen in der IT-Landschaft von Banken
Software-Systeme in der IT-Landschaft von Banken
Die IT-Landschaft von Banken wird durch das Kernbankensystem bzw. Corebankingsystem bestimmt. Mit dem Corebankingsystem bezeichnet man die Software einer Bank, in der die juristischen Bestandsdaten der Bankkunden, deren Bankkonten geführt und über die die internen Transaktionen sowie Buchungen, z. B. Gebührenrechnungen, aber auch die Kundentransaktionen wie Überweisungen, Kreditauszahlungen etc. durchgeführt werden.
Daneben kann es als zweites Kernsystem noch ein sogenanntes Wertpapiertransaktionssystem für die Bestandsführung von Depots und die damit zusammenhängenden Transaktionen geben. Ob ein Coresystem die Depotbuchhaltung und Wertpapiertransaktionen abbilden kann, hängt vom jeweiligen Hersteller der Software ab. Eine entsprechende Verzahnung der Buchhaltungssoftware mit diesen Applikationen als ein weiteres Kernsystem ist naheliegend.
Um diese zwei bis drei Kernsysteme gruppiert sich dann noch eine große Anzahl von „Umsystemen“, die über Schnittstellen von den Kernsystemen gespeist werden bzw. selbst Daten einspielen. Jedes System, z.B. das Meldewesen oder jede andere Bankensoftware, z.B. für die Kundenberatung werden mit dem Corebankingsystem und/oder dem Wertpapiertransaktion sowie der Buchhaltungssoftware vernetzt. Dabei erfolgt zwischen den Systemen ein Datenaustausch in jede Richtung welcher mittelbar in verschiedenste interne und externe Auswertungen einfließt.
So werden beispielsweise im Rahmen der Gesamtbanksteuerung, Kunden-, Depotdaten sowie sonstige Struktur- und Stammdaten in erheblichem Umfang für das Bank-Controlling ausgelesen und in ein Financial Data Warehouse übertragen. Das bedeutet, dass aus der Vielzahl der miteinander verbundenen Systeme, Schnittstellen aufeinander abgestimmt und die Datenformate kompatibel sein müssen, um später für ein Reporting auswertbar zu sein. Dies gilt selbstverständlich auch bei künftigen Änderungen an irgendeiner Stelle an irgendeinem System oder für die vorhandenen Schnittstelleninformationen.
Die Wartung der Schnittstellen, der 24-Stunden/7-Tage Betrieb aller Software-Systeme und der damit zusammenhängenden Hardware, z. B. Geldausgabeautomaten, sowie das Einspielen von Updates und Upgrades der Betriebssystem-Software und der Datenbank-Software sowie deren Abhängigkeiten untereinander stellt eine Herausforderung für jede Bank-IT dar. Durch die gegenseitigen Abhängigkeiten im Datenaustausch gilt es bei Änderungen bzw. bei dem Einspielen neuer Releases in ein System, auch die Auswirkung auf andere Systeme zu prüfen, da diese ggf. mittelbar betroffen sein könnten.
Angesichts einer Vielzahl von Applikationen und Systemeinstellungen in Betriebssystem-Software, Datenbanksoftware und Fachanwendung sowie der untereinander bestehenden Verbindungen verwundert es nicht, wenn der Betrieb der IT-Infrastruktur einen erheblichen Teil der Kosten einer Bank ausmacht, insbesondere deshalb weil sämtliche System redundant ausgelegt sein müssen. Unabhängig von der technischen Seite, beispielsweise in der Sicherstellung der Datenintegrität, hat gerade bei Banken auch das Thema Datenschutz eine hohe Bedeutung gewonnen, der die Anforderungen an Bankensoftware nicht gerade reduziert.
Da deshalb die Komplexität der IT-Strukturen bei Banken tendenziell noch zunehmen und die regulatorischen Anforderungen noch weiter steigen dürften, wird sich an dieser Situation vorerst nichts ändern.