Ist ein Sparbuch noch zeitgemäß ?
Sparbuch oder Tagesgeld
Dies ist ein Vergleich zweier Anlageformen, die beide ihre Berechtigung haben. Ein paar Gedanken über Wandel der Geldanlage, Sicherheit und Risiko bei durchaus miteinander vergleichbaren Anlagemöglichkeiten. Hier soll es nur um diese Arten der Geldanlage gehen. Unzählige andere Möglichkeiten gibt es, das soll jedoch in separater Betrachtung beleuchtet werden und ist nicht Gegenstand dieses Artikels.
Um es vorweg zu nehmen, um die Sicherheit dieser zwei Geldanlagemöglichkeiten muss sich niemand Sorgen machen. Nicht, wenn das Geldinstitut, wo die Anlage getätigt wird, in Deutschland heimisch ist. Und auch nicht, wenn sich die Bank oder Sparkasse innerhalb der EU befindet. In beiden Fällen gilt eine gesetzliche Einlagensicherung in Höhe von 100 000 € pro Kunde. Das wurde in einer EU-Richtlinie so beschlossen (94/19 EG und 97/9 EG) und gilt in dieser Höhe seit Januar 2011. Zusätzlich sind Banken in Deutschland bzw. auch ausländische Banken mit einer Niederlassung in Deutschland im sog. Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) zusätzlich abgesichert. Sparkassen verfügen über ein eigenes, über die gesetzliche Sicherung hinausgehendes Sicherungssystem. Die Obergrenzen dieser Sicherungen liegen im Millionenbereich. Nähere Informationen über Art und Höhe der jeweiligen Beträge sind im Internet bzw. bei der jeweiligen Bank zu erfahren.
Der kleine Mann und das Geld
Für den sogenannten kleinen Sparer dürfte in den meisten Fällen die Sicherungsgrenze von 100 000 € ausreichend sein. Damit verbunden ist die Freiheit, nicht nur auf Angebote in Deutschland angewiesen zu sein. Ausländische Banken bieten oft höhere Zinsen auf Sparkonten oder Tagesgeld. Lediglich der europäische Rahmen sollte gewahrt bleiben. Man hüte sich vor Angeboten aus aller Welt, die mit sehr hohen Zinsen locken und deren Konten in Fremdwährungen geführt werden. Neben dem Ausfallrisiko durch Bankenpleiten kommt hier noch das Währungsrisiko hinzu. Schnell sind dann z.B. 10 % Zinsen durch Kursverfall wieder aufgefressen. Andersrum, durch Kurssteigerungen, ist natürlich ein zusätzlicher Gewinn möglich. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass durch hohe Zinsen angelocktes Geld zu Nachfrage und damit auch zu Kursanstieg führte. Dennoch ist dies ein Spiel mit dem Feuer, das denen vorbehalten bleiben sollte, die die finanzielle Ausstattung dafür haben und natürlich auch das entsprechend starke Nervenkostüm.
Warum halten viele am Sparbuch fest ?
Der Deutsche ist misstrauisch. Gerade was Geld anbelangt, sind die Katastrophen des 20. Jahrhunderts nicht vergessen. Währungsreformen in der Vergangenheit, Hyperinflation, Wiedervereinigung Deutschlands mit Ausweitung des D-Mark_Raumes und letztendlich die Preisgabe der D-Mark führten teils zu erheblichen Verlusten, zumindest aber zu Preissteigerungen.
Wenigstens soll dann das Gesparte sicher sein, am besten als Sparbuch. Da hat man etwas in der Hand, wenn auch die Zinsen oft mickrig sind. Allerdings steht dem das Tagesgeld in keinster Weise nach. Es fehlt nur das physische Sparbuch. Man hat eben nichts zum Anfassen und Kontoauszüge und Onlinekontostände sind eher virtuell erfahrbar. Das ist wohl hauptsächlich ein psychologisches Problem, das gerade ältere Menschen an Althergebrachtem festhalten lässt. Keine noch so sachliche Argumentation findet da Zugang, wo Befürchtungen überwiegen. Selbst für Enkelkinder ist das Sparbuch, das Oma oder Opa für den Spross anlegen, erste Wahl. Somit hat das Sparbuch seine Existenzberechtigung und wird sie noch lange Zeit behalten.
Alternative Tagesgeld, aber auch das Sparbuch hat Vorteile
Beim Tagesgeld punkten punkten zwei Dinge. Einmal ist die tägliche Verfügbarkeit, wie der Name schon sagt, ein großer Vorteil. Der erfordert andererseits eine gefestigte Persönlichkeit, was Gelddinge angeht. Mancher kann nicht widerstehen und gibt sein Gespartes allzu schnell wieder aus, wenn er eine Gelegenheit zum Erwerb einer begehrten Sache gekommen sieht.
Da kann das Sparbuch seinen Vorteil ausspielen. Schließlich muss man erst zur Bank oder Sparkasse gehen, um Geld abheben zu können. Und man bekommt auch nur bis 3000 € am Schalter. Höhere Beträge müssen meist mit einer Frist von drei Monaten gekündigt werden. Da bleibt zeit zur Besinnung, zum nochmaligen Nachdenken oder zum besprechen des geplanten Kaufes mit einer Person des Vertrauens.
Auch hier gibt es natürlich Nachteile, die gegen diese Sparform sprechen. Einmal sind große Bargeldsummen ein Risiko beim Transport in der Handtasche oder bei der Lagerung in der Wohnung. Auch ist die Akzeptanz beim Bezahlen größerer Summen im Handel nicht überall problemlos vorhanden.
Zinsen sind beim Tagesgeld höher als beim Sparbuch. Bei Anlagesummen, die gegen die 100 000 € - Grenze gehen, spielt eine Zinsdifferenz von z.B. ein- bis zwei Prozent schon eine Rolle. Wer hat schon was zu verschenken und nicht zuletzt sollten die Zinsen doch wenigstens die Inflationsrate ausgleichen.
Was also tun ?
Entscheidungen in Geldsachen sind persönliche Entscheidungen. Die größte Rolle spielt hierbei die Psychologie. Temperament, Charakter und Erfahrungen (eigene und auch die anderer) sind am Ende ausschlaggebend, für welche Art der Geldanlage man sich entscheidet. Profitieren wird letztendlich derjenige, der sachlichen Argumenten zugänglich ist und nach gründlichem Abwägen seine Wahl trifft.