Erziehung & Kinder
Tatort Frankfurt. Herzversagen (Hessischer Rundfunk 2004)
Besetzung
Oberkommissarin Charlotte Sänger Andrea Sawatzki
Hauptkommissar Fritz Dellwo Jörg Schüttauf
Fromm Peter Lerchbaumer
Kruschke Oliver Bootz
Springstub Christiane Schulz
Dr. Scheer Thomas Balou Martin
Frau Anuscheck Elisabeth Wiedemann
Herr Nilgens Friedrich Schoenfelder
Michael Rost Jan Henrik Stahlberg
Regie Thomas Freundner
Zur Konzeption der Folge
Erzählstrategien
* Fokus der Erzählung liegt auf der Vermittlung der altenthematik statt einer klassischen Kriminalgeschichte im Sinne einer "Whodunnit"-Dramaturgie
* geringer Umfang an Verdachtsmomenten; für den Zuschauer auch eher unglaubwürdig und haben eher eine Funktion für die Anweisungen von Scheer und Fromm
* Mörder taucht erst zum Schluss auf und spielt während der eigentlichen Handlung keine Rolle
Fortführung der Geschichte der verschiedenen Figurenkombinationen, Serielles
- Sängers Trauerarbeit: Fortführung der Geschichte der Ermordung von Sängers Eltern
- Dellwo--Sänger: weitere Annäherung, teilen mit Dellwos Einzug in Sängers Haus auch privaten Raum, intime Gespräche --- er hört ihr zu, sie erzählt über ihre Trauer, sie muntert ihn nach den Gängelungen von Scheer auf, schließlich begehen sie eine Straftat zusammen, imdem sie über den Aufenthalt der Pelze Anuschecks lügen
- Sänger--Fromm: er ist der verschmähte Verliebte und bevormundet sie beruflich, klenkt aber schließlich ein
- Dellwo--Scheer: liefern sich durchweg Wortgefechte mit unterschiedlichen Gewinnern, Scheer zollt schließlich in dessen Abwesenheit Dellwo einige Anerkennung
- Dellwo--Pathologin: sie ist offensichtlich eifersüchtig, dass sie nicht zusammengezogen sind
- Springstub--Kruschke: Liebesverhältnis scheint beendet, sie schickt ihn zur Befragung der Nachbarn
- Dellwos Intiution beim Handtaschenraub und dem Fund von Frau Eisenblätter, Dellwos Vorliebe für Hard Rock
Polizeiarbeit
- Darstellung von Dienstvorgängen und Polizeiroutine
- Darstellung verschiedener Ermittlungstechniken, dramaturgisch sorgen eher zufällige Hinweise für dne Ermittlungserfolg, Zufall als notwendiger Teil der Ermittlungsarbeit?
Altenthematik, Entfremdung, soziale Kälte
- Darstellung der allgemeinen Ignoranz gegenüber den Nöten und Problemen alter Menschen (z.B. Sohn von Anuscheck, Notarzt, Kunden im Supermarkt)
- Mörders als Höhepunkt dieser ignorierenden Gesellschaft: ein gefühlskalter Materialist ("Wegen des Geldes" - "Nein. Wegen der Menschen"), er zeigt keinerlei Emotion, sondern versucht in seinem Geständnis seine Taten noch logisch zu begründen, gar zu rechtfertigen, schließlich reagiert er mit völligem Unverständnis auf die Vorwürfe ("Die waren doch schon alt", "mildernde Umstände")
- "Herzversagen" als Symptom für enie gefühlskalte, herzlose Gesellschaft
- alte Frau im Supermarkt spricht von "Armee der Unsichtbaren"
- ästhetisch, Orte: Handlungsorte sind immer alte Wohnungen, selbst das Revier besteht wieder aus alten Amtsstuben aus den Siebzigern und Achtzigern (Continuity-Bruch nach dem modernen Büro in "Janus"?), Sängers modern eingerichtete Wohnung wird im Wesentlichen nicht gezeigt, sondern nur die alte Wohnung ihrer Eltern
Prinzip Recht und Ordnung
- Die Ermittler fungieren nicht als die Ordnung wiederherstellende Instanz, sondern sind empört und verwundert über die Ignoranz, sie verstricken sich emotional in den Fall und erliegen ihren Gefühlen (Dellwos Wutausbruch im Supermarkt, Dellwo und Sänger weinen jeweils)