Unerfüllter Kinderwunsch - Das Spermiogramm
Unerfüllter Kinderwunsch - Das Spermiogramm
SaZee´

Zeugnis der männlichen Fruchtbarkeit

Unerfüllter Kinderwunsch - Das Spermiogramm

Spätestens, wenn sich der Kinderwunsch auch nach „längerem Probieren“ nicht erfüllt, heißt es auch für den Mann Farbe bekennen. Ist es für die Frauen ganz normal jährlich zum Frauenarzt zu gehen, scheint es für den Mann doch ein wesentlich einschneidenderes Erlebnis zu sein, sich beim Urologen / Andrologen seines Vertrauens untersuchen zu lassen.
Dabei ist es nicht viel anders als bei jedem anderen Facharzt.
Nach medizinischen Gesichtspunkten wird der Grund der Konsultation erörtert, Fragen zum Sexualverhalten (Frequenz, Probleme bei der Erektion oder Ejakulation) gestellt. Dies dient alles alleinig der Diagnosestellung und nicht der reißerischen Neugier des Arztes oder seines meist weiblichen Personals.
Ist der bürokratische Teil abgearbeitet, geht es dann ans Eingemachte: Tastuntersuchung, Messung des Hodenvolumens – und für etliche Herren noch schlimmer: die Blutentnahme für die Hormonbestimmungen.
Das alles gibt aber noch nicht den entscheidenden Hinweis auf die Zeugungsfähigkeit des Mannes.

Es muss ein Spermiogramm erstellt werden. Um aussagekräftige Befunde erstellen zu können, sollte eine Karenzzeit von 3 – 5 Tagen eingehalten werden. Kürzere oder längere Abstinenzzeiten können das Ergebnis verfälschen.
Die Probenabgabe findet idealerweise in einem sich in der Praxis befindlichen separaten, abschließbaren Räumchen statt. In den meisten Fällen werden entsprechende Zeitschriften zur Verfügung gestellt oder es besteht die Möglichkeit sich durch das Schauen von Videomaterial inspirieren zu lassen. Oftmals kann man alternativ die Probe zu Hause gewinnen, wenn der Anfahrtsweg nicht zu lang ist (max. 30 min) und sicher gestellt ist, dass die Probe körperwarm transportiert wird.

War man erfolgreich, wird die Probe dann nach 30 Minuten Verflüssigungszeit im Labor untersucht. Und hier zählen dann die Fakten:

· Menge an Ejakulat – das Volumen sollte zwischen 2 und 6 ml betragen. Da die Probengewinnung meist in Urinbecher (125-150 ml) erfolgt, sieht das entsprechend wenig aus, das täuscht aber, nicht entmutigen lassen nach der Gewinnung !!!
Hypospermie ist ein zu geringes Ejakulatvolumen, eine Hyperspermie bedeutet mehr als 6 ml.
· Konsistenz / Viskoszität – hier ist die Fadenlänge des Ejakulates nach der Verflüssigung gemeint. Ist das Sperma sehr zähflüssig und verflüssigt sich erst nach deutlich längerer Zeit spricht man von Viskopathie.
· Anzahl der Spermien – unterm Mikroskop werden in der Zählkammer gezählt, Norm ist bei 20 – 200 Mio / ml.
Ein zu wenig an Spermien wird als Oligozoospermie bezeichnet (je nach Schweregrad I, II oder III), sind zu viele Spermien im Ejakulat spricht man von Poly- oder Hyperzoospermie. Auch hier ist es so, dass sehr viel eher nicht so gut bedeutet, weil die Gefahr besteht, dass sie sich den Weg gegenseitig versperren.
· Beweglichkeit der Spermien – auch hier wird unterm Mikroskop geschaut, wie schnell sich die Spermien bewegen und ob sie auch geradeaus schwimmen , sich wie ein Tänzer auf der Stelle drehen, nur noch zucken oder völlig bewegungslos da liegen. Je nach Beeinträchtigungsgrad, d.h. weniger als die Hälfte schnelle und ganz schneller Spermien, nennt man das dann Asthenozoospermie I, II oder III (weniger als 15% bewegliche Spermien), sind alle Spermien immotil (unbeweglich) und abgestorben ist dies eine Nekrozoospermie.
Aber nicht jedes unbewegliche Spermium ist auch wirklich tot. Zur Unterscheidung kann man einen Eosintest zur Diagnostik heranziehen.
· Morphologie (Gestalt) der Spermien – diese kann am ungefärbten Präparat oder am gefärbten Ausstrich beurteilt werden. Verschiedene morphologische Auffälligkeiten werden begutachtet (Kopfdefekte, Halsdefekt, Variationen an Mittelstück oder Schwanz des Spermiums! ;-) und prozentual ausgewertet.
Je nach verwendetem Auswerteschema sollten mindestens 15% normalgeformte Spermien im Ejakulat sein, nach den strengen Kriterien nach Kruger mindestens 4%.
Sind es weniger normalgeformte Spermien spricht man von Teratozoospermie, auch hier wieder die Abstufung in Grad I bis III.

Diese Rohdaten allein, ergeben sich mal einen ersten Hinweis, aussagekräftig ist aber auch der sogenannte „Aufschwimmtest“. Sind die Spermien zu schwach, schaffen es nur vereinzelte Spermien gegen die aufgetragenen Flüssigkeit anzuschwimmen und sich an die Oberfläche zu kämpfen.

Aus den Ergebnissen der nativen (unbehandelten) Probe und den Werten des Aufschwimmtestes ergibt sich nunmehr der Spermiogrammbefund.
Das Ergebnis sollte innerhalb von 6 – 8 Wochen, wiederum mit eingehaltener Karenzzeit, wiederholt werden.

Sind nur ganz vereinzelt Spermienachweisbar (Kryptozoospermie = unter 1 Mio Spermien pro ml) oder gar keine Spermien (Azoospermie) nachweisbar, sollen mindestens 2 Kontrollen erfolgen und sich weitere urologische Untersuchungen anschließen.

Auch wenn das Spermiogramm eine guter Hinweisgeber auf die männliche Fertilität ist, ist ein sehr guter Befund allerdings noch lange kein Garant für eine Schwangerschaft.
Und auch im Umkehrschluss heißt es nicht, dass nicht auch ein Mann mit schwerer Kryptozoospermie nicht doch ein Kind (sogar auf natürlichem Wege) zeugen kann. Denn: einer reicht.

Und trotz dieser Tatsache ist es von ungemeinem Wert, da eine mögliche Therapieentscheidung viel schneller und gezielter getroffen werden kann.
Und wer eh schon über ein Jahr unerfüllten Kinderwunsch hat, möchte nun keine Zeit mehr verlieren ....

Also, keine Panik, die Probenabgabe ist halb so schlimm, steht das Ergebnis fest, kann man mit den Ärzten nach Therapiemöglichkeiten suchen und Lösungen finden.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Erfolg auf Ihrem Weg ...