Erziehung & Kinder
Verhexter Steinpilz mit Füssen
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Wie oft muss ich hier in Brasilien an die leckeren Steinpilze in Thüringen denken, die ich im Wald sammelte, besonders diese mit den dunkelbraunen Hüten, die wie Maronenpilze aussahen. Keiner sammelte lebende Steinpilze, außer Käsebier, so nannten ihn alle, weil sein Lieblingsgericht, lebender Käse auf einer Butterstulle war, dazu er sein Bierchen trank. Natürlich mussten auch seine Steinpilze mit Fleischzulage voller Leben sein, je mehr Maden wimmelten, desto köstlicher. Wehe, es machte sich einer lustig über seine leckeren Speisen, da schimpfte er los:" Ihr Kohlköpfe! Ihr wisst ja nicht, was gut schmeckt!"
Wie oft wünschte ich mir auf der Palmeninsel, dass es hier Steinpilze gäbe. Eines nachmittags, ich unternahm einen kleinen Ausflug, vorbei an den Gärten, die alle mit Stacheldraht eingezäunt sind, zumeist mit wenigen Kaschjuh-, Limone - und Mangobäumen versehen und ein paar Maniokpflanzen und meterlangen Grastrieben. Alles andere verwelkte in der Affenhitze. Dann ging es quer hinunter, zu einem ausgetrockneten Bachlauf zu einem Hain von Riesenmangobäumen. Überall lagen diese köstlichen grünen, oft gelb oder rötlich angefärbten, handgroßen ovalen Früchte. Im Nu, hatten ich einen Wassereimer vollgesammelt. Auf den Rückweg, ich traute meinen Augen nicht, lugte doch durch die schmutzig braunen Blätter ein Steinpilz mit einer etwas gewellten, maronenbraunen Kappe. Ich freute mich, wie ein kleines Kind beim Ostereiersuchen. Als ich den Steinpilz aufhob, hatte er gar keinen Stiel, fühlte sich an wie ein versteinerter Pilz. Plötzlich verwandelte sich die Pilzkappe, bekam vier Pfoten mit Krallen Vor Schreck ließ ich den Pilz fallen. Dann lugte ganz vorsichtig ein Kopf mit einem langen Hals hervor. Ich staunte, dass ist ja eine Schildkröte, vermutlich eine Sumpfschildkröte, die von der Hitze überrascht, keinen Bachlache mehr fand.
Meine Steinpilzschildkröte brachte ich in den Garten, setzte sie in eine große Schüssel mit Wasser und einem Stein. Für Baby Hans war das natürlich ein interessantes Spielzeug. Er versuchte immer wieder auf den Kopf zu tippen, dieser jedoch war schneller und zog sich immer in seinen Panzer zurück. Darüber lachte Hans hell auf. Jedoch als ich die Schildkröte aus dem Wasser nahm und diese auf Hans zusteuerte, guckte dieser ganz verdutzt. Vor keinem Bullen, vor keinem Schäferhund hatte Hans Angst, jedoch vor dieses kleinen Panzermonster, rannte er schreiend davon. Dann ergriff Hans einen Besen und lief zögernd auf das kleine Biest zu. Als diese jedoch Hans immer näher kam, schrie dieser:" Papa! Papa!" Seine Beinchen eilten immer schneller davon.Ich suchte in mehreren Büchern nach und entdeckte den Namen, es war eine Langhalsschildkröte.Am andern Morgen war sie verschwunden. Ich hatte schon Ani die Schäferhündin in Verdacht. Nach einer Woche etwa, als es geregnet hatte, spazierte die Langhalsschildkröte munter den gefliesten Weg entlang, Hänschen hinterher und hielt ihr sein Nutscher hin. Dann lud er sie in sein Spielzeuglastauto und fuhr sie im Garten umher. Natürlich wurde sie mit dem Gartenschlauch auch nass gespritzt. Nachts wollte Hans sie mit in sein Bettchen nehmen." Nein! Nein!" akzeptierte er nicht. Nach großem langen heftigen Geschrei, willigten wir ein, dass sie in seinem Nachtopf mit Wasser übernachtete. Am anderen Tag wickelte Hans die Schildkröte in eine Windel ein. Als es abends wie aus Gießkannen goss, rannte Hans draußen, pitschnass, hinter der Schildkröte her. Anderentags war die Schildkröte endlich verschwunden, aber nur für paar Stunden, denn sie schwamm im Klobecken herum. Wie sie dahinein kam, das kann sich jeder denken. Wie froh waren wir, als sich unsere Langhalsschildkröte viele Wochen nicht mehr sehen ließ. Wer weiß, was Hänschen sonst nicht noch alles mit ihr angestellt hätte?