Waldumbau: Was hat sich im Wald verändert?
Waldumbau: Was hat sich im Wald verändert?
Fokko

Unser Wald sieht durch den Waldumbau heute anders aus als vor 30 oder 40 Jahren

Waldumbau: Was hat sich im Wald verändert?

Wer nicht mehr ganz jung ist und sich erinnert, wie unser Wald vor 30 oder 40 Jahren ausgesehen hat, dem ist vielleicht schon aufgefallen, dass er heute ganz anders aussieht als damals. Während man früher durch die meisten Wälder hindurch gucken konnte, ist heute der Blick durch dichtes Unterholz versperrt. Der Grund dafür ist der so genannte Waldumbau, der Wechsel von der konventionellen zur naturnahen Waldwirtschaft. Die Forstwirtschaft im heutigen Sinne gibt es noch nicht besonders lange. Ursprünglich einmal war Deutschland fast vollständig von Urwald bedeckt. Die Menschen rodeten darin Flächen für die Landwirtschaft und nutzten ihn zur Holzgewinnung und als Viehweide. Da dies unkontrolliert geschah und niemand darauf achtete, dass vor allem die Nutzung als Viehweide den Wald kaputt machte, verschwand er immer mehr je mehr Menschen es gab. Als schließlich irgendwann das Holz knapp wurde, das damals fast der einzige Energieträger war, begann man, gezielt Bäume anzupflanzen, um auch weiterhin Holz zu haben. Als Vorbilder hatten die ersten Forstwirte nur den Bauern und den Gärtnern und so begannen sie, wie diese damit, Flächen in Reih' und Glied mit der gleichen Baumart zu bepflanzen. Vor allem pflanzte man Fichten, da die schnell wachsen und ihr Holz sich nicht nur als Brenn- sondern auch als Bauholz eignet. Weil die Bäume alle gleichzeitig gepflanzt worden waren, wurden sie auch gleichzeitig hiebreif und alle auf einmal gefällt. Der so entstandene Kahlschlag wurde dann wiederum neu mit der gleichen Art Bäume bepflanzt und so weiter. Dadurch entstanden Waldstücke, die aus der gleichen Baumart und aus gleich alten Bäumen bestanden. Das ist der so genannte Altersklassenwald der konventionellen Forstwirtschaft, der nicht nur wie alle Monokulturen ökologische Probleme verursacht, sondern auch unwirtschaftlich ist. Unter anderem neigen reine Fichtenbestände nicht nur zu Befall mit Borkenkäfern, sondern werden auch sehr leicht vom Wind umgeworfen, wie das bei den Orkanen Wiebke und Lothar vor Jahren geschah. Deswegen kamen schon vor über hundert Jahren Großprivatwaldbesitzer auf die naturnahe Waldwirtschaft: Sie ließen den Wald mehr oder weniger so wachsen, wie er von selber wuchs und entnahmen immer nur einzelne hiebreife Bäume und zwar nur soviel, wie von selber nachwuchsen. Damit sparten sie sich das aufwendige Anpflanzen, da der Wald sich auf diese Weise selbst verjüngt, indem unter den alten Bäumen aus deren Samen ständig neue nachwachsen. Einen solchen Wald bezeichnet man auch als Dauerwald, weil er immer stehen bleibt und nie vollständig abgeholzt wird wie ein Altersklassenwald. In der Schweiz begannen die staatlichen Forstämter bereits vor dem Zweiten Weltkrieg, die neue, naturnahe Waldwirtschaft zu übernehmen. Beim Staatsforst in Deutschland wurschtelte man jedoch noch lange mit dem konventionellen Waldbau weiter. Erst als die Lohnkosten nicht mehr zu tragen waren und nach den immensen Schäden, die der Orkan Wiebke an den Fichtenmonokulturen angerichtet hatte, begann man auch bei uns umzudenken. Das ist nun auch bereits wieder eine Weile her und man sieht deswegen auch schon die ersten Auswirkungen: Vor allem eben, dass man nicht mehr durch den Wald hindurchgucken kann, weil unten die jungen Bäume nachwachsen, welche die großen einmal ersetzen werden. Da der naturnahe Wald auch ökologisch günstiger ist, gibt es darin auch wieder allerhand Tiere und Pflanzen, die durch den konventionellen Waldbau in Gefahr waren.