Die Expertin

Aromen wahrnehmen

Warum braucht der Wein das Weinglas?

Aromen sind chemische Verbindungen die uns einen individuellen Geschmack und Geruch wahrnehmen lassen. Aromen sind also dafür verantwortlich, dass Essen und Getränke für uns unterschiedlich schmecken und wir sie voneinander unterscheiden können.

Der Mensch nimmt Aromen hauptsächlich über die Nase wahr, denn die Zunge kann lediglich zwischen süß, sauer, scharf, salzig und bitter unterscheiden. Der individuelle Geschmack kommt also nur durch die Kombination mit den wahrgenommenen Duftstoffen in der Nase zu Stande. Aromatische Verbindungen werden beim Essen oder Trinken über die Mundhöhle und den Rachenraum zu den Rezeptoren in der Nase transportiert und lösen dort einen Reiz aus. Diese  sogenannte retronasale Wahrnehmung der Aromen kann jeder in einem kleinen Experiment testen:

Dafür braucht ihr:

  • einen Partner
  • Gläser gefüllt mit unterschiedlichen Getränken
  • Käse, Wurst, Obst, Gemüse und Süßigkeiten (in mundgerechte Stücke geschnitten)

Dann verbindet sich einer von euch beiden die Augen, hält sich die Nase zu und der andere füttert ihn mit den unterschiedlichen Lebensmitteln. Nun muss man raten, um welche Lebensmittel es sich handelt.

Dadurch, dass ihr euch die Nase zu haltet und nicht mehr riechen könnt, sind die Aromen kaum noch wahrzunehmen. Es wird euch sehr schwer fallen die unterschiedlichen Lebensmittel zu erraten. Wer es noch schwerer haben möchte kann auch unterschiedliche Gewürze nehmen und die versuchen zu „erschmecken“. Da hier die Konsistenz auch noch ziemlich ähnlich ist, wird das kaum noch möglich irgendwelche Aromen wahrzunehmen.
 

Aromen im Wein

Unterschiedliche Aromen sind es auch, durch die jeder Wein ein bisschen anders schmeckt. Die Aromen im Wein ergeben sich vor allem aus der verwendeten Rebsorte, also dem Anbaugebiet der Traube, dem Alkoholgehalt und der Reifezeit des Weins.

Der Riesling, ein Weißwein, vereint daher beispielsweise Aromen des Apfels, der Grapefruit, der Orange, dem Pfirsich, der Aprikose, der Quitte, der Ananas, der Mango, dem Honig und verschiedener Kräuter.

Trinkt man einen Dornfelder lassen sich die Aromen der Brombeere, Sauerkirsche, grüner Paprika, Holunder und der Pflaume heraus schmecken.

Um diese Aromen alle einzelnd wahrnehmen zu können braucht man Übung, die richtige Technik und das richtige Weinglas! Für einen Rotwein ein bauchiges Rotweinglas für den Weißwein ein schlankeres Weißweinglas.

Rotwein vs. Weißweinglas

Jedes Weinglas besteht aus drei Komponenten: dem Kelch, dem Stiel und dem Fuß.

Fuß und Stil sind bei Weißwein- und Rotweingläsern identisch. Der Fuß ermöglicht es das Glas abzustellen und der Stil soll verhindern, das man den Wein mit der Hand erwärmt. Denn damit die Aromen des Weins gut durchkommen, müssen Weine beim Trinken einer  bestimmten Temperatur haben. Rotweine sollten eine Temperatur um die 18 Grad haben, die Aromen eines Weißweines kommen hingegen am besten bei einer Temperatur um die 10 Grad zur Geltung. Weißweine werden also kälter genossen und das ist der Grund, warum Weißweingläser zusätzlich einen schlankeren Kelch haben, als ein Rotweinglas. Die schlanke Form des Weißweinkelchs sorgt also dafür, dass der Weißwein nicht so schnell warm wird.

Auch ist es wichtig, dass der Rand eines Weinglases möglichst dünn geschliffen ist, damit der Wein die Zunge schnell und gleichmäßig benetzt.

Würde man den Wein also aus einem einfachen Wasserglas trinken, würde er viel zu schnell warm werden und die Zunge würde nicht schnell und gleichmäßig benetzt werden.

Wein richtig verkosten

Das richtige Glas reicht aber nicht aus um alle Aromen eines Weins wahrzunehmen. Man muss den Wein auch richtig "trinken".

Bei der Verkostung des Weins sollte man zunächst die Farbe überprüfen, denn diese sagt viel über den Reifegrad aus. Junger Weißwein ist beispielsweise hell wie Wasser, je älter er wird, desto dunkler wird er auch.

Wie hoch der Alkoholgehalt ist, lässt sich über die Schlierenbildung beurteilen. Dicke Tropfen in kleinen Abständen sprechen für einen hohen Alkoholgehalt. Größere Abstände für einen geringen Alkoholgehalt.

Nun sollte man an dem Wein riechen um die Aromen wahrzunehmen. Weingläser sollten immer nur halbvoll eingeschenkt werden, da sowohl der Rot-, als auch der Weißwein die freie Glasfläche benötigen, um beim Schwenken des Glases einen Geruchseindruck zu entwickeln, der auch Bouquet genannt wird. Wie oben beschrieben sorgen ja eben diese Aromen, die wir über die Nase wahrnehmen dafür, dass der Wein nicht nur süß, sauer, bitter usw. schmeckt, sondern eben nach Früchten, Gewürzen usw.

Nach dem riechen sollte man den Wein in kleinen Schlücken trinken. Jetzt schmeckt man die Süße, Säure usw. des Weins. Somit ergibt sich jetzt ein Gesamtbild der Aromen. Besitzt ein Wein viele unterschiedliche Aromen, schmeckt er bei jedem Schluck ein bisschen anders. Man bezeichnet ihn dann als komplex.

Der Abgang eines Weins wird dadurch beschrieben, wie lange der Wein nach dem Schlucken noch zu schmecken ist. Nach dem Schlucken können bei einem komplexen Wein auch noch mal ganz neuer Aromen wahrgenommen werden.

Warum Weinzubehör wichtig ist!

Neben de richtigen Weinglas sollte man noch einige andere Dinge besitzen um Wein richtig genießen zu können.

Besonders wenn man Gäste hat, ist ein Weinkühler praktisch, denn dann kann man die Flasche Wein am Tisch stehen lassen und muss zum nachschenken nicht ständig rennen um die Flasche zu holen und trotzdem behält der Wein die richtige Trinktemperatur.

Auch ist ein guter Korkenzieher sehr wichtig. Denn dieser sorgt dafür, dass sich die Weinflasche leicht entkorken lässt. Die Aromen des Weins werden nämlcih zerstört, wenn Korkbrösel in den Wein gelangen. Mit einem guten Korkenzieher passiert das nicht.

Zuletzt kann man einen Dekanter verwenden. Dieser unterstützt bzw. schützt die Aromen des Weins. Dabei sollte man darauf achten, dass man für einen jungen Wein einen Dekanter verwendet, der einen breiten Bauch oder eine Entenform hat, denn diese Formen ermöglichen den Kontakt des Weins mit der Luft. Dies ist bei jungem Wein wichtig, da viele Aromen Sauerstoff benötigen um sich zu entfalten. Bei reifem Wein sollte der Dekanter einen langen, engen Hals, mit leicht gewölbtem Boden haben. Denn die Aromen  eines reifen Weins sind schon voll entfaltet und damit empfindlich. Reifer Wein sollte also möglichst wenig mit Sauerstoff in Berührung kommen.