Dann hat das schon irgendwie etwas Sympathisches :)
Wenn Abzocker abgezockt werden ...
Aber wenn die Rechnung am Ende wieder der deutsche Steuerzahler auf den Tisch geknallt bekommt, dann hat das Ganze in diesem Fall einen ganz üblen Nachgeschmack.
Mit einem 600km langen Seekabel von Norwegen nach Deutschland wäre es ganz einfach und gar nicht mal so teuer gewesen. Damit könnten wir schon seit 1992 über sauberen und richtig günstigen Ökostrom aus Norwegen verfügen:
Aber ....
bei dem Seekabel belaufen sich die Baukosten ja gerade mal auf 1,4 Milliarden Euro (mit den 30% Toleranz schlimmstenfalls auf 1,82 Milliarden Euro). Wie sollen sich denn da die ganzen Beteiligten in Politik, Verwaltung und Wirtschaft die Hosentaschen voll machen? Ein Problem, das schwer zu lösen ist ...
Außerdem stehen die großen, durch Atomkraft reich gewordenen Energiekonzerne, welche bisher die guten Politiker-Nebenjobs oder Nachpolitik-Posten zur Verfügung stellen, plötzlich außen vor. Das macht die Sache nun wirklich kompliziert ...
Aber vielleicht gibt es ja eine Lösung, die sowohl die Energie-Riesen als auch das Finanzierungsbedürfnis á la Bananenrepublik befriedigt?
Man könnte doch ...
die günstige NorGer Seekabel-Lösung so lange wie möglich blockieren, und in der Zwischenzeit Projekte auf den Weg bringen, die sowohl den Wünschen der Energie-Riesen, als auch den Wünschen von Politik und Verwaltung entgegen kommen. Schließlich sitzen ja die richtigen Leute an den richtigen Stellen. An den Hebeln der Macht, sozugagen :-/
- Nabucco-Pipelin (ca. 3300km lang, geplante Kosten ca. 8 Milliarden Euro, tatsächliche Kosten wohl über 15 Milliarden Euro)
- NordStream-Pipeline (ca. 1200km lang, geplante Kosten ca. 5 Milliarden Euro, tatsächliche Kosten über 8 Milliarden Euro)
- SouthStream-Pipeline (Route noch unklar, geplante Kosten 19 bis 24 Milliarden Euro)
Ja, bei einem Investitionsvolumen von rund 40 Milliarden Euro, da kann an den richtigen Stellen auch richtig was übrig bleiben ;-) Ganz anders als bei nur 1,4 Milliarden Euro.
Auch einen saueren Apfel kann man verkaufen ...
Dass damit Deutschlands Abhängigkeit von Russlands Erdgas aber noch größer wird, leugnet man am Besten schon mal vorsorglich (siehe "Der Spiegel - Putin nimmt Europa in die Zange"). Und so lange niemand das Gegenteil beweisen kann ...
Mit ein wenig Begeisterung lassen sich die Deutschen das Ding schon unterjubeln. Und dass sie den Geldbeutel zuerst beim Bau und dann auch nochmal beim Energie-Einkauf richtig aufmachen, darum machen sich weder die Energie-Riesen, noch die Politik Gedanken. Im Zweifelsfall wird eben ein Gesetz geändert oder ...
Schließlich haben sie Deutschland und ihre Bürger ja fest in der Hand. Und der unliebigen und günstigeren Konkurrenz kann man ja, wie in der Vergangenheit auch schon, immer wieder Prügel zwischen die Beine werfen.
... die Drohung sitzt, oder?
Na, dann weiß Deutschland ja spätestens jetzt, wem es zu gehorchen hat. Vielleicht kapieren aber einige auch langsam, dass man sich solchen Partnern nicht noch stärker ausliefern sollte. Nur zu sagen wagt es mal wieder keiner :-/
Aber damit nicht genug. Von NordStream wissen wir, dass uns alle Beteiligten immer nur die Vorteile aufzeigen, die Nachteile und Haken aber nur allzu gern verschweigen: siehe "Mit offenen Karten - Die Ostsee-Pipeline". Für den deutschen Steuerzahler ist sicherlich interessant, dass sich die Kosten während dem Bau der NordStream-Pipeline um rd. 60% erhöht haben. Statt 5 Milliarden kostete die Pipeline bisher rd. 8 Milliarden Euro.
Nun stellt sich heraus, dass die Kosten der Nabucco-Pipeline noch sehr viel stärker ausufern. Geplant waren zunächst 8 Milliarden Euro, jetzt sprechen die Verantwortlichen schon von 15 Milliarden Euro, die das Projekt verschlingen wird. Ein Ende dieser Preisexplosion ist nicht in Sicht: siehe "Kosten für Nabucco-Pipeline laufen aus dem Ruder".
Jetzt stellen unsere Energie-Schlauberger, die den Bürgern so gerne in die Tasche greifen plötzlich fest, dass sie von "ihren Partnern" abgezockt werden. "Wenn Abzocker abgezockt werden ..."
Den Letzen beißen die Hunde ...
In diesem Fall ist der Lezte leider der deutsche Steuerzahler :-/
Die hilflose Drohung "Wir ziehen uns aus dem Geschäft zurück" ist überhaupt nicht realisierbar, denn es gibt rechtsverbindliche Verträge, an die sich auch die involvierten Unternehmen zu halten haben.
Insofern gibt es für die Unternehmen nur eine Lösung: Die explodierenden Kosten auf die Allgemeinheit abzuwälzen.
Unsere Politik hat sich klar für diese Projekte entschieden und alles so ausgerichtet, dass wir langfristig auch auf diese angewiesen sind. Deshalb hat unser Staat für sämtliche Projekte auch umfassende Garantien & Bürgschaften übernommen. Klar also, wer am Ende die Zeche bezahlen wird, wenn die beteiligten Unternehmen sich an der Kostenexplosion nicht beteiligen wollen/werden. Gut gemacht!