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Sütterlin und Co - Geheimschriften für Menschen von heute?

Wer kann noch die deutsche Schrift oder die Sütterlinschrift lesen?

Die deutsche Schrift ist eine Variante zur heute üblichen lateinischen Schreibschrift beziehungsweise zur lateinischen Druckschrift. Verwendet wurde die deutsche Schrift zwischen dem sechzehnten und dem zwanzigsten Jahrhundert in Deutschland. Die Sütterlin-Schrift als deutsche Schreibschrift wurde aber erst Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelt.

Hinter der deutschen Schrift steht keine Ideologie
Die Verwendung der deutschen Schrift ist kein Zeichen für eine rechtsextreme Gesinnung des Schreibenden. Vielmehr wurde die deutsche Schrift 1941 ausdrücklich für die Verwendung in Parteimitteilungen und Propagandaschriften abgeschafft. Vorher waren sich die Nazis nicht sicher, ob es sich bei der deutschen Schrift tatsächlich um ein zu schützendes deutsches Gut handelte oder nicht. Ein Grund für die Umstellung auf die lateinische Schrift war in jedem Fall die zutreffende Befürchtung, diese ließe sich im Ausland ohnehin nicht lesen. Tatsächlich setzt das Lesen-Können der deutschen Schrift einige Übung voraus.

Über deutsche Schriften wird oft gesprochen

Die deutsche Schrift gibt es ohnehin nicht
Ohnehin existierten regelmäßig mehrere deutsche Schriften nebeneinander. Gemeinsam war allen, dass sie gebrochene Schriften waren – bis Ludwig Sütterlin 1911 die Sütterlinschrift als nichtgebrochene Schreibschrift auf der Basis der altdeutschen Schrift entwickelte. Diese Schrift wird umgangssprachlich häufig als deutsche Schrift bezeichnet, obwohl es sich nur eine und sogar die neueste Variante der Schriftgruppe handelt.

Sonderzeichen der deutschen Schrift
Die meisten deutschen Schriften hatten zahlreiche Ligaturen, unter anderem wurde das /st/ als solche geschrieben. Die Sütterlinschrift verwendete mit Ausnahme des /ß/, das die meisten Verwender aber nicht als solche wahrnehmen und auch nur noch bei der Bundeswehr traditionell als /sz/ aufgelöst wird, keine Ligaturen. Ludwig Sütterlin übernahm jedoch die unterschiedlichen Schreibungen für den Kleinbuchstaben /s/ aus den vorhandenen deutschen Schriften. Dabei wird die Sonderform der Norm zufolge immer am Silbenende geschrieben. Gelegentlich finden handschriftliche Texte, in denen das Schluss-s nur am Wortende geschrieben wurde, was nicht exakt der Norm der deutschen Schriften entspricht.

Die heutige Verwendung der deutschen Schriften
In den 1960er Jahren wurde die Sütterlinschrift im Schönschreibunterricht der letzten Grundschulklasse unterrichtet. Die meisten Schüler dieser Zeit können Sütterlin zwar nicht mehr schreiben, aber durchaus noch Sütterlin-Texte lesen. Jüngere Leute sind auf Dienstleister angewiesen, die ihnen gegen Entgelt die Sütterlin-Texte entziffern, wenn sie solche für ihr Studium lesen müssen. Einige wenige Zeitungen verwenden für Teile ihrer Titelzeile noch die deutsche Schrift; teilweise erfolgt aber einfach eine Überstilisierung lateinischer Buchstaben, so dass diese als deutsche Schriftzeichen wahrgenommen werden. Bei den gängigen Textverarbeitungssystemen sind keine Schrifttypen in altdeutscher Druckschrift oder Sütterlin vorhanden, ein kostenloser Download ist jedoch auf unterschiedlichen Seiten möglich. Da die Sütterlinschrift als Schreibschrift konzipiert wurde, sind für den Druck und somit auch für die Verwendung auf Computern und Notebooks eigentlich ältere deutsche Schrifttypen vorzuziehen. Allerdings sollen Computernutzer diese Zeichen nur behutsam verwenden, da sie durch ihre Nutzung viele Leser ausschließen.