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Zauberhafte Orchideenwanderungen um Jena
Orchideenwanderungen um Jena
Diese Ostthüringische Stadt liegt umgeben, von vielen romantischen Bergen, wo die prächtigen Frauenschuhorchideen blühen, ebenso tausende Knabenkräuter und der seltene Uhu nistet.
Schon als Schuljunge begeisterte ich mich für all diese Orchideenarten, aber besonders für die Insektenragwurz-Orchideen. Die Fliegenorchideenblüte kann man sogar mit einer Fliege verwechseln. Jahrelang suche ich nach der Bieneragwurz vergebens, bis ich diese endlich entdeckte. Schon als Schuljunge kannte ich mehr Orchideenarten, Pilze und Pflanzen, als meine Biologielehrerin. Diese benotete meine Kenntnisse mit einer Drei. Doch ich blieb meinen Lieblingsblumen treu.
Im Mai blüht es rings um Jena an allen Hängen, aber auch oben auf den Bergen, zumeist im Verborgenen. Auch die prächtigen, goldgelben Frauenschuhpantoffel blühen oft, versteckt hinter Büschen. Oben auf den Orchideenbergen kann man eine Pause einlegen und sich an der herrlichen Aussicht erfreuen. Jena liegt einem spielzeugklein zu Füssen. Silbern durchschlängelt die Saale die Stadt im Grünen.
Hunderte Wanderungen möchte man unternehmen, in dem munter zwitschernden Orchideenfrühling. Sogar die Nachtigall singt schon am Tag ihr sehnsüchtig tönendes Lied.
Das berühmteste Orchideen-Naturschutzgebiet von Deutschland
Das Schutzgebiet Leutratal liegt unweit von Jena, neuerdings über dem Autobahntunnel. Dieses wird von vielen Orchideenfreunden, Naturschützern, Fotografen, besonders von Botanikern am meisten besucht. Aus allen Himmelsrichtungen Deutschlands kommen die Autos und Busse nach Leutra. Dort werden täglich mehrere Orchideenführungen angeboten. Besonders Neulingen bekommen viele Orchideenarten gezeigt. Selbst die Wärme liebende, seltene Riemenzunge steht öfters am Wegrand. Diese sieht kurios aus, als wäre sie mit Hobelspänen behangen. Diese Kuriosität ist ein sehr begehrtes Fotoobjekt. Alle Orchideen stehen unter Naturschutz, deswegen darf das Gelände nicht betreten werden. Ich hatte die Genehmigung dieses zu betreten, um die Orchideen zu kartieren. Zu den bekannten 25 Orchideenarten, entdeckte ich noch neue dazu.
Drei Ragwurzarten kommen in diesem Gelände vor. Wir Orchideenfreunde betiteln diese Insektenorchideen simpel mit Fliege, Spinne und Biene, letztere blüht später. Als ich bei einer Bierpause einem Orchideenfreund informierte, dass ich in diesem Gebiet, mehrere Spinnen-Fliegenbastarde entdeckt habe, belauschte uns ein Professor am Nebentisch. Dieser glaubte, wir wollen ihm einen Bären aufbinden.
Schockiert erklärte der: “So ein Unsinn gibt es gar nicht! Jedes kleines Kind weiss, dass eine Spinne Fliegen einfängt und diese frisst, aber niemals begattet!“
Nun erzählte ich: “Es ist jedem Botaniker bekannt, dass die Fliege hier von einer Schlupfwespe umschwirrt und begattet wird, somit diese bestäubt und zu deren Vermehrung beiträgt“.
Da wurde der Professor sauer:“ Haben Sie noch mehr solchen Schwachsinn auf Lager!
Ich konterte :“ Solchen Schwachsinn können Sie in fast jedem Orchideenbuch nachlesen!“
Ich trieb es auf die Spitze: „ Ich habe sogar schon eine Bienen-Fliege erzeugt. Das können Sie auf Seite 31 im Orchideenbuch nachlesen, das den Titel hat: „Orchideen im Saale-Holzland-Kreis und der Stadt Jena“.
Diese Büchlein mit vielen kleinen Fotos, falls es dieses noch gibt, möchte ich hiermit allen Orchideenfreunden empfehlen.
Im Leutratal kommen fünf Knabenkrautarten vor. Am häufigsten sieht man das Helmknabenkraut und das Purpurknabenkraut, sogar in Dreiergruppen. Manche Exemplare, besonders die Bastarde von beiden Arten, werden manchmal fast einen Meter hoch, mit einem langen Schaft mit unzähligen, leuchtend roten Blüten. Ähnlich leuchtet schon von weitem die Blüten, des Bastardes vom Brandknabenkraut und Dreizähnigen Knabenkraut, namens Orchis x dietrichiana. Das kleine, Vielblütige Brandknabenkraut hat die Form einer weissen Kerze mit schwarzen Knospen. Die Blütenkegel vom kleinen Dreizähnigen Knabenkraut sind zumeist rosafarben.
Das blasse Knabenkraut kommt nur unter schattigen Buchen vor, bis auf eine Ausnahme, meine Neuentdeckung an einem sonnigen, felsigen Hang im Leutratal, dort blüht dieses schon Mitte April. Manche Jahre schon eher, da werden die Blüten oft Opfer von Frösten.
Die Mückenwurz und der braunrote Sitter kommen überall an den Berghängen um Jena, am häufigsten vor. Blühende Frauenschuh-Gruppen kann man nur noch im hinteren Leutratal finden, dort wächst auch die Korallenwurz mit winzigen Blüten, auch das Weisse Waldvöglein und einige Sitterarten. Jedoch das Rote Waldvöglein sieht aus, wie kleine Kolibris und blüht später, oft erst im Juli.
Auch gibt es bei vielen Orchideenarten seltene Albinos, diese blühen natürlich alle weiss.
Diese ist eine kleine Auswahl der interessantesten Orchideen. Erwähnt sei noch der Sumpfsitter und das Breitblättrige Knabenkraut , diese benötigen sumpfigen Böden mit Spagnum-Moos.
Ich entdeckte an einem ganz entlegenen Berghang nördlich von Jena, eine natürliche Hummelragwurz, die in Thüringen 80 Jahre lang ausgestorben war. Im benachbarten Nebental vom Leutra, wurde die Hummelragwurz angepflanzt und vielen Besuchern bestaunen diese begeistert. Jedoch für die Botaniker ist das eine schlimme Flurenfälschung.
Viele Orchideenfreunde legen sich eine Diasammlung an. Zur Winterzeit gibt es in Jena immer viele Lichtbilder–Vorträge aus vielen Ländern. Mein Orchideenfreund Rudolf Beyer hat den Ehrgeiz, zu allen Orchideen Europas zu reisen, um diese zu fotografieren. Da warten schon alle neugierig auf seine neuen Orchideen-Lichtbilder und südlichen Landschaftsaufnahmen.